New Yorktaz | Sein Name steht auf dem Hinterteil von Hubschraubern. Er prangt auf der Fassade von Hochhäusern. Auf Spielkasinos. Auf Golfclubs. Auf Wodkaflaschen. Und demnächst könnte er auch am Weißen Haus landen. Es würde zum „Trump House“, falls der gegenwärtige Spitzenkandidat der Republikanischen Partei es schaffen sollte, die Nominierung seiner Partei zu gewinnen und wider alle Erwartung im November 2016 zum nächsten US-Präsidenten gewählt zu werden.
„Branding“ ist eine Stärke von Donald Trump. Überall seinen Namen hinterlassen. Als er das Immobilienimperium von seinem Vater erbte, das damals bereits mehrere Hundert Millionen wert war, benannte er es in „The Trump Organization“ um. Heute ist es zwischen 7 Milliarden (Forbes) und 10 Milliarden (nach Trumps umstrittener Selbsteinschätzung) Dollar wert.
Der 69-Jährige prägt Sätze, die auf eine Schirmmütze passen, wie „Amerika wieder stark machen“, den er von Ronalds Reagans Präsidentschaftswahlkampf 1980 hat. Ein anderer populistischer Slogan: „Trump baut Mauern.“ Das sagt er bei einem Wahlkampfauftritt – im konkreten Fall meint er die Mauer, die er längs der mexikanisch-US-amerikanischen Grenze bauen will.
Dumm ist er nicht. Aber dreist. Mit dem Riecher im Wind. Und mit jeder Menge Verachtung für alle anderen. Seinen Konkurrenten Jeb Bush fordert er auf, „in Amerika“ solle er Englisch reden. Der Konkurrent, der mit einer Mexikanerin verheiratet ist, hatte bei einem Meeting ein paar Worte auf Spanisch gesagt.
Über Hillary Clinton erzählt er, dass sie und ihr Mann zu seiner dritten Hochzeit gekommen seien – weil er ihrer Stiftung großzügig gespendet habe. Trump: „Ich gebe jedem Politiker. Sie tun, was immer ich will.“ Er sagt auch, er sei „sehr reich“ und daher unabhängig von Geldgebern.
Trump teilt großmäulig aus. Bush ist für ihn „nett, aber energielos“. Der Texaner Rick Perry „trägt Brille, um smart auszusehen“. Und Lindsey Graham ist einfach nur „steif“. Aber wenn Trump selbst kritisiert wird, reagiert er empfindlich. Er antwortet Kritikern mit Beleidigungen, mit Diffamierungen und mit Klagen. Gegen Journalisten, die ihn etwas härter angehen, startet er Rufmord-Kampagnen, in denen er sie systematisch als „Verlierer“ bezeichnet.
Daily Trumpet
Beherzt beißt Milliardär Donald Trump zu. Doch nicht nur ins Schweinekotelett – wie hier bei der Iowa State Fair, auf der alle Bewerber um die republikanische Präsidentschaftskandidatur versuchen, beim Essen eine gute Figur zu machen. Trump schlägt seine Zähne auch in die Konkurrenz. Scharfe Worte, schöne Haare: Er ist fast täglich in den Medien. Wir dokumentieren die Endlos-Show „Scherz ist Trump“.
Foto:
reuters
20. Januar 2016: Hat er es jetzt geschafft? Sarah Palin, schrille Tea-Party-Ikone, unterstützt Trump in seinem Wahlkampf. Das wird vor allen Dingen Ted Cruz ärgern, der am rechten Rand der Partei besonders beliebt ist – und der härteste Konkurrent Trumps vor den ersten Vorwahlen in Iowa und New Hampshire.
Foto:
reuters
22. November: Trumps Tage sind gefüllt mit krassen Aussagen. Foltermethoden wie Waterboarding will er als Präsident wieder einführen, schließlich würden Terroristen Amerikanern viel schlimmere Dinge antun. Außerdem ist Trump überzeugt, dass Tausende Muslime in New Jersey nach den 9/11-Anschlägen gejubelt hätten. Beweise hat er nicht. Dennoch sind die Säle bei seinen Reden gut besucht, leere Stühle sind selten. In den Umfragen führt er wieder.
Foto:
ap
29. Oktober: Vor dem dritten TV-Schlagabtausch der republikanischen Präsidentschaftsanwärter hat Ben Carson Trump in den Umfragen überholt. Der lässt sich das natürlich nicht gefallen, diagnostiziert dem Arzt Carson eine "niedrige Energie" und Untauglichkeit für den Job. Der denkt sich seinen Teil.
Foto:
ap
15. Oktober: In den USA und Mexiko laufen die Halloween-Vorbereitungen auf Hochtouren. Trump-Masken sind nur eine von vielen Optionen, aber eine sehr gruselige.
Foto:
reuters
7. Oktober: Sag es mit Donald. Wem die Sprüche des US-Präsidentschaftsbewerbers nicht passen, der kann ihm dank eines Online-Audio-Tools seine eigenen Worte in den Mund legen. Einfach auf clash.me/trump einen beliebigen Text eingeben und durch den Trump-O-Maten jagen, fertig ist das politisch korrekte Trump-Zitat.
Screenshot:
clash.me/trump
30. September: Die Siegerpose konnte Trump schon immer besonders gut. Hier zu sehen 1990 in Atlantic City, als er mit großem Pomp sein Trump Taj Mahal Casino eröffnete, ein Baustein seines Imperiums. Sein Vermögen beziffert Trump auf zehn Milliarden Dollar. Die am Dienstag veröffentlichte Liste des Magazins „Forbes“ hingegen schreibt von 4,5 Milliarden Dollar. Aber für Trump gilt ja stets: Übertreibung macht anschaulich.
Foto:
ap
28. September: Jetzt mal was Seriöses: Steuern. Am Montag stellt Trump seine Steuerpläne vor. Die Einkommensteuern will er für Millionen Menschen drastisch senken – für viele sogar auf Null. Die Reichen sollen auch weniger als bisher an den Fiskus zahlen müssen. Finanzieren will Trump das durch die Schließung von Steuerschlupflöchern und durch eine Einmalsteuer auf Profite von US-Firmen in Übersee. Wie gesagt: seriös.
Foto:
ap
11. September: Donald Trump trifft ... Donald Trump. Late-Night-Talker Jimmy Fallon verkleidet sich als Trump und interviewt „sich selbst“. Das ist großes Kino, „huuuuuge“, wie Trump sagen würde, was Fallon hinreißend parodiert.
Foto:
Douglas Gorenstein/NBC via AP
4. September: Das von einem mexikanischen Programmierer gestaltete Videospiel trägt ein Wortspiel als Namen: „trumpealo“ heißt soviel wie „Sich-selbst-ins-Gesicht-schlagen“.
Foto:
ap
1. September: Zu schön, um wahr zu sein. Donalds Haar hat keine Lust mehr auf die Gestalt unter ihm. Es flüchtet in ein sinnvolleres Leben. Es will vielleicht auch einfach nicht mehr mit Haarspray zugepestet oder nach Aufforderung von Trump von ParteigängerInnen angegrabscht werden, damit diese sich von der Echtheit und Fettigkeit der Frisur überzeugen können. Das Haar ist dann mal weg. Und Donald braucht doch ein Toupet.
Screenshot:
twitter.com/@SwedishCanary
3. September: Vor dem Trump Tower in New York wird im Klu-Klux-Klan-Outfit gegen die rassistische Propaganda des Präsidentschaftskandidaten demonstriert.
Foto:
dpa
31. August: Ist ja Trumps Kernkompetenz: Wolkenkratzer hochziehen, nach dem Motto: Ich habe den Größten ... Doch, oh weh: In Toronto kommt es zu Erektionsschwierigkeiten. Die Polizei hat die Straßen rund um den dortigen Trump Tower abgesperrt - eine instabile Antenne auf dem Gebäudedach droht in die Tiefe zu stürzen. Trump hat sicher schon Schuldige gefunden: Latinos, Frauen oder Schwule. In Kanada sollte eh' US-Militär einmarschieren.
Foto:
ap
26. August: Donald Trump attackiert auf einer Pressekonferenz in Dubuque, Iowa, den Journalisten Jorge Ramos. Erst lässt er ihn von eine Saalordner von der Pressekonferenz entfernen, um ihn später wieder in den Saal zu bitten. Trump waren Ramos' Fragen zu seinen Abschiebefantasien spanischsprachiger Immigranten zu kritisch.
Foto:
Reuters
18. August 2015: Weil sie feinste Lyrik sind, hat Sänger Josh Groban in der Late Night Show von Comedian Jimmy Kimmel die besten Trump-Tweets intoniert. Bei „Entschuldigt Ihr Versager und Hasser, aber mein I.Q. ist einer der höchsten - und Ihr wisst das alle" kommt Groban bis zum hohen C - wie conservative. Siehe auch: https://www.youtube.com/watch?v=-41fbDYZyLo.
Screenshot:
youtube.com/Jimmy Kimmel Live
17. August 2015: Trump erscheint vor einem New Yorker Gericht und verursacht einen MedienvertreterInnenauflauf. Nein, er muss sich für nichts verantworten. Er nimmt nur seine Pflicht als ehrenamtlicher Geschworener wahr. Zuvor hat er aber noch schnell eine Kür-Note vergeben: Für Topmodelsucherin Heidi Klum. Sie läge auf seinem Attraktivitäts-Ranking auch nicht mehr bei 10, dröhnt er.
Foto:
ap
17. August 2015: Heidi Klums Entgegnung auf die Trump'sche Herabstufung folgt prompt. Auf Twitter postet sie ein Video, in dem sie von einem Donald-Lookalike auf 9,99 einpreist wird. Na, immerhin. Siehe auch: https://twitter.com/heidiklum/status/633347987910074368.
Foto:
twitter.com/heidiklum
16. August 2015: Überhaupt die Frauen! Donald Trumps Komplimente für's weibliche Geschlecht sind toxisch. Das muss auch seine einzige Rivalin im Kandidatenrennen, Ex-Hewlett-Packard-Managerin Carly Fiorina, erfahren. Sie sei eine nette Person, sagt Trump während der Iowa State Fair, aber von Wirtschaft habe sie keine Ahnung. Ihr Konzern habe sie geschasst, deshalb muss sie ihre Taschen selber tragen – immerhin sind die voller Mais.
Foto:
ap
8. August 2015: Am härtesten trifft Donalds Misogynie-Hammer Fox-News-Moderatorin Megyn Kelly. Weil sie ihm ein paar kritische Fragen während des Fernsehduells zwischen den zehn führenden republikanischen Präsidentschaftskandidaten stellt, nennt er sie später „Bimbo“ und behauptet, aus ihren Augen würde Blut quellen, überall würde es aus ihr herausströmen. Seitdem landen in seinem Postfach täglich Tausende gebrauchter Tampons.
Foto:
imago/ZUMA Press
8. August 2015: Beim Fernsehduell zwischen den Bewerbern um die republikanische Präsidentschaftskandidatur nimmt Donald Trump kein Blatt vor den Mund. Er gibt sogar offen zu, dass er notfalls auch als Unabhängiger ins Rennen ums Weiße Haus gehen würde, sollte ihn die Partei nicht zu ihrem Frontmann küren. Auf so ein Szenario freut sich Hillary Clinton.
Foto:
reuters
26. Juli 2015: Oh, endlich habe ich einen Grund gegen Scott Walker zu keulen, freut sich Trump. Walker (l.) ist Gouverneur von Wisconsin und ebenfalls Rivale Trumps im Kandidatenkarussell der Republikaner. Einer von Walkers Fundraisern hatte Trump einen „dumb-dumb (geistiger Tiefflieger)“, genannt. Trump erklärt daraufhin, dass Walker seinen Bundesstaat aus den schwarzen Zahlen in ein tiefes Haushaltsloch geführt habe.
Foto:
reuters
23. Juli 2015: Rick Perry, Gouverneur von Texas, bewirbt sich wie Trump um die republikanische Präsidentschaftskandidatur. Pah, meint Donald, Perry bräuchte erst mal eine Brille, um zu erkennen, dass Myriaden krimineller Migranten über den Zaun zwischen Mexiko und Texas gelangten. Seine Grenzkontrolle sei eine Schande. Aber Perry hat schon längst Gläser und betet zu Gott, er möge das „Krebsgeschwür“ Trump entfernen.
Foto:
ap
21. Juli 2015: Ein weiterer Konkurrent Trumps ist Lindsey Graham. Der Senator aus South Carolina nennt Trump „Jackass“, auf einer Wahlveranstaltung in Grahams Heimatstaat kontert Trump mit „Idiot“ und setzt noch eins drauf: Er gibt einfach mal so die private Festnetznummer Grahams bekannt. Damit sich die Leute bei Graham persönlich über dessen Politik beschweren könnten, so Trumps Begründung. Der Draht läuft heiß.
Foto:
imago/UPI Photo
18. Juli 2015: Republikaner John McCain gilt eigentlich als Liebling seiner Partei. Ist er doch ein hochdekorierter Soldat. Er hat in Vietnam gekämpft und war dort in Kriegsgefangenschaft. Aber Trump findet: „McCain ist kein Held“. Und das nicht etwa, weil Trump früher aktiv an der Seite Jane Fondas in der Anti-Vietnamkrieg-Bewegung tätig gewesen wäre. Er findet, McCain hätte sich schlichtweg nicht von den Commies einfangen lassen sollen.
Foto:
dpa
16. Juni 2015: Trump tritt als Bewerber um die republikanische Präsidentschaftskandidatur an und eine der ersten Attacken des parteiinternen Wahlkampfs reitet er höchstpersönlich gegen den Süden. Aus Mexiko kämen nur Drogen, Kriminalität und Vergewaltiger in die USA, poltert er. Die Republikaner können sich nun abschminken, die Hispanics als WählerInnen gewinnen zu können. In Mexiko reagiert man mit Humor und Pappmaché auf Trumps Tiraden.
Foto:
reuters
„Bimbo“ und „Versager“
Die „FoxNews“-Moderatorin Megyn Kelly, die ihn fragt, warum er Frauen auch mal „Schweine, Hündinnen et cetera“ nennt, bezeichnet er als „Bimbo“ (Tussi) und „völlig überbewertet“.
Dem konservativen Journalisten Hugh Hewitt, der in einem Interview herausfindet, dass Trump weder den Unterschied zwischen Hamas und Hisbollah noch den zwischen Kurden und der iranischen Revolutionsgarde Kuds kennt, ruft der Kandidat per Tweet hinterher: „Versager“. Den „Univision“-Journalisten Jorge Ramos, der wissen will, wie es logistisch möglich sein soll, 11 Millionen Menschen zu deportieren, lässt er aus dem Saal schmeißen. Und die Korrespondentin der Zeitung Des Moines Register, die ihn zum Rücktritt wegen Inkompetenz auffordert, streicht er von der Liste der bei ihm akkreditierten Journalisten.
Humor auf seine Kosten erträgt Trump überhaupt nicht. Der Kolumnist Frank Cerabino in Florida bekam einen ganzen Stapel Beschwerden – wegen der Kolumnen über Trumps viel zu hohen Fahnenmast in Palm Beach, über seine Proteste gegen das dortige County-Gefängnis neben seinem Golfplatz und über seine lauten Partys. Dann verklagt Trump den Journalisten Bill Maher, der ein Geburtszertifikat sehen will, das belegt, dass Trump nicht von Orang-Utans abstammt. Der Kolumnist Cerabino beschreibt den Rechtsstreit genüsslich. Woraufhin Trump per Tweet die „Einschläferung“ der Palm Beach Post verlangt, „eine der dümmsten Zeitungen“.
Ich bin der Star der Einschaltquoten
Donald Trump
Die Nation guckt zu, als handle es sich nicht um einen Wahl-, sondern einen Ringkampf, was neben Golf der zweite Lieblingssport von Trump ist.
Jeder neue Ausfall des Kandidaten kommt in die Schlagzeilen. Und der Sender CNN, der am 16. September die nächste republikanische TV-Debatte überträgt, kann sich auf Rekordeinnahmen für die Werbepausen freuen: 200.000 Dollar pro halbe Sekunde. „Ich bin der Star der Einschaltquoten“, prahlt Trump. Damit hat er recht.
Die Wahlen
Die Vorwahlen: Anfang Februar 2016 beginnen die Vorwahlen, traditionell im ländlich geprägten Bundesstaat Iowa.
Heiße Wahlkampfphase: Im Herbst 2016 wird es entscheidend: Fast täglich erscheinen neue Umfrageergebnisse, Kandidaten debattieren im Fernsehen und die Bevölkerung wird mit Wahlwerbespots überschwemmt.
Tag der Entscheidung: Am 8. November 2016 finden die Präsidentschaftswahlen statt. Gekürt wird das Staatsoberhaupt nicht nach Prozentanteilen, sondern nach Wahlmännerstimmen, welche die Kandidaten in den einzelnen Bundesstaaten erringen müssen. Amtsinhaber Barack Obama darf nach seinen zwei Amtszeiten nicht erneut antreten. (afp)
„Politiker“ ist Trump erst seit Juni, als er in seinem kitschigen und vergoldeten New Yorker Trump-Tower auf der Rolltreppe zu einer Pressekonferenz herunterfuhr, um seine Kandidatur bekannt zu geben. In den Jahrzehnten zuvor hatte er nur mit einem solchen Schritt gedroht. Jetzt ist er in Rekordzeit zu dem populärsten aller 17 republikanischen Kandidaten geworden. Und ist darüber selbst verblüfft. In einem Interview mit dem Golf Digest sagt er: „Ich hatte keine Ahnung, dass es so groß werden würde. Nummer eins, diese intensive Populärität, und die Umfragen. Ich habe nicht gedacht, dass es so schnell gehen würde.“
Nur zwei andere KandidatInnen im republikanischen Feld können Trump das Wasser reichen: der Hirnchirurg Ben Carson und die Spitzenmanagerin Carly Fiorina. Auch sie beide kommen von außerhalb des üblichen Politzirkus. Alle drei sind bar jeder Erfahrung in der Partei und in gewählten Ämtern. Nach sechs Jahren radikal rechter Bewegungen, in denen die Tea Party ideologisch den Ton angab, ernten jetzt nicht deren Präsidentschaftskandidaten , sondern die Außenseiter die Früchte der Arbeit. Die drei Außenseiter bündeln die Wut auf alles, was die US-Politik ausmacht: „Washington“, der Kongress und die Republikanische Partei.
Parteidisziplin ist ein Fremdwort
Die Apparatschiks der Partei waren auf eine Konfrontation zwischen radikalen Tea-Party-Vertretern und traditionellen Republikanern eingestellt. Stattdessen müssen sie jetzt mit drei Leuten umgehen, die sie nicht wirklich durchschauen. Und für die Parteidisziplin ein Fremdwort ist. Am meisten zittert die Partei vor Trump. Der jonglierte mit der Möglichkeit, notfalls als unabhängiger Kandidat anzutreten, falls die Partei jemand anderen nominieren sollte. Angesichts seiner hohen Popularität könnte das die Partei den Sieg kosten.
In der vergangenen Woche machte der Chef des Parteivorstands der Republikaner, Reince Priebus, einen tiefen Kotau vor Trump. Priebus reiste in den goldglitzernden, kitschigen Trump-Tower in New York, wo der Kandidat ein schriftliches Loyalitätsgelübde ablegte, in dem er bestätigte, dass er auf eine unabhängige Präsidentschaftskandidatur verzichten will. Im Gegenzug garantierte die Partei ihm Fairness.
Eine politische Linie ist in Trumps Vita schwer auszumachen. Er hat Geld gemacht. Hat – mit einigen Produkten – Bauchlandungen gemacht. Und steht – in New York und Kalifornien – gegenwärtig vor Betrugsklagen gegen seine inzwischen geschlossene „Trump-Universität“. Allein in New York sind rund 600 Exstudenten um mehrere Tausend Dollar betrogen worden. Aber politisch war er ein paar Jahre lang Demokrat, ein paar Jahre lang Republikaner und ein paar Jahre lang Unabhängiger. Er hat Ronald Reagan und Demokraten Geld gespendet.
Den Stundenlohn auf die Hand
Er war erst für und dann gegen eine Gesundheitsreform. Und er reibt sich zwar gegenwärtig an Obamas Einwanderungspolitik, ist aber selbst immer von Einwanderern umgeben. Seine Großeltern väterlicherseits stammen aus Kallstadt an der Weinstraße. Seine Mutter ist in Schottland geboren. Zwei seiner drei Frauen kommen aus Europa und haben erst durch ihre Ehe mit ihm ihre US-Staatsangehörigkeit erhalten. Und bei Abrissarbeiten an der 5th Avenue beschäftigte er Kolonnen von papierlosen polnischen Arbeitern, die ihren Stundenlohn bar auf die Hand bekamen.
Trumps Unterstützern sind dessen große und kleine Widersprüche egal. Am Rand einer Pro-Israel-Demonstration auf der Upper East Side in New York sitzt eine alte Dame mit Goldkettchen, kleinem Hund und dicker Puderschicht auf einem Mäuerchen. An ihrem Revers trägt sie einen selbstgebastelten runden Trump-Sticker. Sie erzählt, dass ihr oft Leute mit erhobenen Daumen entgegenkommen. „Er ist ein fabelhafter Typ“, schwärmt sie: „Er sagt genau, was wir denken. Und er redet nicht nur. Sondern er tut auch etwas. Er schafft Arbeitsplätze.“ Ihre zweite Wahl ist der texanische Senator Ted Cruz. Der wird in dieser Woche zusammen mit Trump gegen den Iran-Deal demonstrieren.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei!
Jetzt unterstützen
Hunderte Schüler haben in Iowa gegen einen Auftritt von Präsidentschaftsbewerber Donald Trump demonstriert. Der hat mit schlechten Umfragewerten zu kämpfen.
Seit wann schützt denn Reichtum vor Gier? Wenn einer schon mehr hat als alle anderen, bedeutet das doch längst noch nicht, dass er nicht noch mehr haben will.
Donald Trump verdankt sein überdimensionales aber offenbar nicht sonderlich stabiles Ego erkennbar dem Geld seines Vaters und seiner eigenen Fähigkeit, es weiter zu vermehren. Ein Mensch seines Schlages wird niemals "unabhängig von Geldgebern" sein. Im Gegenteil. Was er tun muss, um noch reicher zu werden als es schon ist, das wird er tun. Schon, damit er sich nicht als Versager fühlen muss. Was andere dafür zu zahlen haben, ist ihm egal.
Dass Typen wie Trump die US-Amerikaner faszinieren, ist allerdings kein großes Wunder. Es ist das erwartbares Ergebnis einer jahrzehntelangen, mit einer starken humanitären Vernachlässigung gepaarten massenkulturellen Prägung. Diese unwahrscheinliche Mischung aus Muhammad Ali, Dagobert Duck, Ebenezer Scrooge und Ronald McDonald musste einfach zum "Star der Einschaltquoten" werden. Wenn Trump sagt, er hätte "keine Ahnung" gehabt, dass er auf seine Art "so schnell" "so groß werden würde", dann zeigt das nur einmal mehr, wie unreflektiert er ist – oder wie verlogen.
Wäre ich US-Amerikaner, würde ich mich fürchten. Davor, dass meine Landsleute diesen Mann tatsächlich zu ihrem Präsidenten machen. Einfach deswegen, weil er all das verkörpert, was sie selber gerne wären bzw. sind. Aber ich muss ja gar nicht unbedingt US-Amerikaner sein um mich zu gruseln. Es genügt, mit diesem Irren und seinen potentiellen Wählern auf dem selben, viel zu kleinen Planeten zu leben – und zu wissen, dass Hillary Clinton samt Mann Gast auf seiner Hochzeit war.
meistkommentiert
Spiegel-Kolumnist über Zukunft
„Langfristig ist doch alles super“
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Nachtcafé für Obdachlose
Störende Armut
Nachhaltige Elektronik
Ein blauer Engel für die faire Maus