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US-Sport als ShowEchte Entertainer

Basketballer als Wrestler, Provokationen und Bling-Bling beim Football. Die Show beim US-Sport dient vor allem der Unterhaltung.

Ihm wurde die Show sogar gestohlen: Footballer Odell Beckham von den Cleveland Browns Foto: Scott R. Galvin/USA TODAY Sports

S port ist immer auch Unterhaltung – in den USA sowieso. Aber in den letzten Tagen haben die austrainierten Entertainer sich wirklich besondere Mühe gegeben. Gut, beim Wrestling sind Showelemente und fantasievolle Drehbücher ohnehin mit dem Kampf im Ring eng verwoben. Und dass sich am Montag mit Enes Kanter ein aktueller Basketball-Profi aus der NBA sein Gastspiel bei der TV-Sendung „Monday Night RAW“ im Madison Square Garden in New York hatte und plötzlich aus einem Interview heraus den Showkämpfer R-Truth zu Boden drückte, war jetzt nicht die Riesenüberraschung. Der ehemalige türkische Nationalspieler ist seit Längerem nicht nur ein bekennender Freund des Wrestlings an sich und obendrein der Wrestlerin Dana Brooke. Und Kanter eignet sich durch seine zusätzliche Prominenz als Anhänger der Gülen-Bewegung und Intimfeind des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan sowieso für jede Showbühne.

Aber auch andere stellten sich in den letzten Tagen eifrig in den Dienst des amerikanischen Sportseifenopernbetriebs. Der Football-Profi Antonio Brown wurde seinem Ruf als Skandalprofi gerecht und machte so lange Rabatz bei den Oakland Raiders, bis dem Klub gar nichts mehr anderes übrig blieb, als ihn zu entlassen. Brown schwänzte das Training, weigerte sich, ein neues Helmmodell aufzusetzen, und drohte dem Raiders-Manager beim Training Schläge an. Der Clou ist, dass der Provokateur und durchaus begnadete Football-Spieler nun dafür beim Super-Bowl-Gewinner New England Patriots unterkam. Man einigte sich offenbar auf einen Einjahresvertrag über 15 Millionen US-Dollar zuzüglich Handgeld von 9 Millionen US-Dollar.

Via Instagram postete der 31-jährige Brown eine Karikatur von sich, wie er auf einem riesigen Haufen von Dollarnoten sitzt. Brown ist wirklich ein Profi-Entertainer. Er warb zudem dafür, die ganze Geschichte nicht zu verengt zu betrachten: „Ich bin mehr als ein Footballer, ich bin ein echter Mensch.“

Damit hat Brown auch dem Superstar Odell Beckham jr. von den Cleveland Browns die Show gestohlen, der ebenfalls das Bedürfnis zu haben scheint, nicht nur als Footballer wahrgenommen zu werden. Dummerweise verlor der 26-Jährige mit seinem Team beim Saisonauftakt gegen die Tennessee Titans 13:43, immerhin trug er aber an seinem linken Handgelenk eine schmucke Uhr im Wert von 350.000 Euro. Wäre da nicht die Geschichte mit Antonio Brown gewesen, er wäre sicherlich das Hauptgesprächsthema an diesem Auftaktwochenende in der Liga gewesen – zumal das Tragen von Uhren beim Spiel von der NFL gar nicht erlaubt ist.

Odell Beckham jr. trug beim Spiel eine 350.000 Euro teure Uhr

Lediglich die Verantwortlichen der NBA scheinen gerade zu verkennen, wie wichtig die Showelemente jenseits des Sports sind. Am Montag wurde bekannt, dass die beste Basketballliga der Welt künftig ihren Spielern untersagt, Kopfbedeckungen im Ninja-Stil zu tragen. Die Stirnbänder, die am hinteren Ende des Kopfes zusammengebunden sind, hätten den Genehmigungsprozess nicht durchlaufen, hieß es. Es gibt offenbar Sicherheitsbedenken. Die NBA-Oberen müssen sich also nicht wundern, wenn künftig weitere Spieler zum Wrestling abwandern.

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taz-Sportredakteur
Jahrgang 1971, bis Ende März 2014 frei journalistisch tätig. Seither fest mit dem Leibesübungen-Ressort verbunden.
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2 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • Brot und Spiele halt. Und wenn das Brot zu teuer oder schimmlig wird, müssen die Spiele offenbar etwas bunter werden.

    Nein, die Verantwortlichen der NBA verkennen vermutlich nicht, wie wichtig die Showelemente jenseits des Sports sind. Sie müssen nur abwägen: Die Wichtigkeit zusätzlicher Show-Elemente gegen die Angst um die eigene finanzielle Existenz. Man ist ja schließlich in den USA. Da kann (und will) fast jeder Trottel klagen, wenn er sich selber einen Strick dreht, der ihn am Ende (beinah) stranguliert. Unmündige Bürger müssen nämlich beaufsichtigt werden. Und wenn die Aufsicht ihren Job nicht macht, kann das erstaunlich teuer werden.

  • Die echten Entertainer findet man in Köpenick in der Försterei. Schade, dass kein taz Reporter vom Spiel UNION gegen Dortmund berichtet hat. Das Spiel war ein einziges Vergnügen.