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Konfrontation von Black-Lives-Matter-Demonstranten mit Anhängern von Donald Trump in Smithtown Foto: Tayfun Coskun/Anadolu/picture alliance

US-Schulen als ideologisches KampfgebietKulturkrieg in der Aula

Vielfalt? Bloß nicht! In Smithtown bei New York wollen weiße Eltern ihre Kinder vor all den vorgeblich neumodischen Erziehungsmethoden beschützen.

Dorothea Hahn
Von Dorothea Hahn aus Smithtown

Beim letzten Mal war hier mehr los“, sagt der Mann mit dem kahlgeschorenen Hinterkopf, „wir waren 75 im Saal.“ Unter seinem Kinn baumelt ein orangefarbenes Stück Stoff mit der Aufschrift: „Diese Maske nutzt nichts“. Andrew Manello, Vater von zwei Siebenjährigen, Mitarbeiter eines Softwareunternehmens und, wie er sagt, ein „Patriot“, ist Stammgast bei den öffentlichen Sitzungen des Schulrates von Smithtown.

Manello geht bei fast jeder Sitzung ans Mikrofon. Mal kritisiert der 38-Jährige die „Indoktrinierung der Kinder mit antirassistischen Ideologien“. Mal lobt er, dass eine Schulklasse eine Grußbotschaft an die Polizisten der örtlichen Wache geschickt hat. Regelmäßig unterstellt er der Mehrheit im Schulrat, dass sie die Eltern des Einflusses auf ihre Kinder berauben wolle.

An diesem Dienstagabend kurz vor den Feiertagen sind nur einige Dutzend Erwachsene in die Aula des Gymnasiums im Ortszentrum gekommen. Rechts vom Gang sitzen Andrew Manello und andere der neuen Aktivisten. Manche tragen Schals und Blusen in den Farben der US-Flagge. Kaum jemand trägt eine Maske über Nase und Mund. „Bringen Sie uns in ein gutes Licht“, verlangt eine Frau von der Reporterin. Ihren Namen will sie nicht nennen. Sie misstraut Journalisten und Linken und den Vertretern des Staates: „Sie verdrehen alles.“

Links vom Gang sitzen jene, die sich Sorgen um die zaghaften Fortschritte an den Schulen machen: Toleranz gegenüber Minderheiten, sexuelle Aufklärung und ein Geschichtsunterricht, der sich auch an die dunklen Kapitel herantraut. Sie befinden sich in der Defensive. „Ich habe Angst vor dem, was hier passiert“, sagt Sara Tully. Ihre Kinder sind noch zu jung für die Schule. Die Frau auf dem grünen Sitz neben ihr trägt Hoffnung auf ihrer Maske. „Seid nett zueinander“, steht darauf.

Auf beiden Seiten des Gangs sind Frauen in der Mehrheit. Fast alle haben sich erst im Laufe des zurückliegenden Jahres politisiert. Fast alle sind sie weiß. Alle gemeinsam stehen auf und legen die rechte Hand zum Fahnenschwur auf ihre Brust. Doch damit enden die Gemeinsamkeiten.

Trumps Freunde im Schulrat

Die Schulratssitzungen in Smithtown sind binnen weniger Monate von schnarchigen zu tumultartigen Ereignissen geworden. Jahrelang tagte der siebenköpfige Schulrat fast ohne Öffentlichkeit. Eltern kamen vor allem, wenn Jungen und Mädchen aus den Sportteams der Schulen mit ihren Trainern kamen, um über ihre Erfolge zu sprechen und Auszeichnungen abzuholen. Es war schwer, Ehrenamtliche zu finden, die sich dazu bereit erklärten, für das Gremium zu kandidieren, das bei den Finanzen, den Unterrichtsplänen und den Personalfragen in dem Bezirk mit mehr als 8.000 Schülern mitentscheidet.

Seit dem Beginn der Pandemie mit ihren Schulschließungen und ihrer erzwungenen Heimarbeit drängt eine neue Generation von Aktivisten in die Schulräte. Sie tragen die Anliegen, die vier Jahre lang im Weißen Haus vertreten waren, an die Basis heran. Sie wollen keine Gleichheitsregeln, um Diskriminierungen zu verhindern. Sie wollen nicht, dass ein Projekt in den Schulunterricht kommt, in dem die Geschichte der Sklaverei aus Sicht der Unterdrückten erzählt werden soll. Und sie sind dagegen, dass ihre Kinder mit der „Kritischen Rassentheorie“ konfrontiert werden. Die ist seit den 1970er-Jahren als akademische Antwort auf die schleppenden Fortschritte bei der Verwirklichung der Bürgerrechte entstanden. Sie ist an vielen Jura-Fakultäten der Vereinigten Staaten selbstverständlich, aber steht in keinem Bundesstaat auf dem Lehrplan der Schulen. Als Reaktion auf die neuen Schulaktivisten haben republikanische Politiker dennoch landesweit Verbote gegen die Verbreitung dieser Theorie an den Schulen erlassen.

Schulratssitzung in der Aula des Gymnasiums von Smithtown Foto: Dorothea Hahn

Andrew Manello klagt darüber, wie seine beiden Siebenjährigen in Mathematik unterrichtet werden: „Ich verstehe es nicht und ich bin nicht damit einverstanden.“ Eine Mutter findet, dass „zu viele Emotionen und zu wenige Fakten“ unterrichtet werden und dass es „zu wenige Tests“ gebe.

Aber selbst wenn manche Kritiken von der rechten Seite des Gangs konkret klingen, ist das Vorgehen dieser Erwachsenen weder spontan noch lokal bestimmt. Sie folgen dem Ton und den Themen, die nationale Netzwerke anstimmen. Einschließlich der Slogans, dem Verlangen, dass bestimmte Bücher aus Schulbibliotheken verbannt gehören, und der Behauptung, dass weißen Kindern in den Schulen der USA Schuldgefühle eingetrichtert würden. Die Dinge, die bei Schulratssitzungen in Smithtown und Tausende Kilometer entfernt in texanischen Vorstädten gesagt werden, klingen zum Verwechseln ähnlich.

Rund um Smithtown verstärken lokale Gruppen – darunter „Save our Schools“ und „Long Island Loud Majority“ – diese Botschaften. In der vierseitigen Jahresendausgabe für Long Island warnt „Save our Schools“ vor der „staatlichen Tyrannei“ an den Schulen beim Maskentragen.

Smithtown – Versuchslabor der neuen Rechten

Das zwei Zugstunden von Manhattan entfernte Smithtown ist eines der Versuchslabore der neuen Aktivisten. „Trumptown“ nennen New Yorker die 100.000 Einwohner zählende Schlafstadt. Die sind überwiegend weiß und überwiegend Mittelschicht. Smithtown beherbergt viele Polizisten und Feuerwehrleute. Der ehemalige Präsident hat sie zwei Mal gewonnen. „Wir haben eine gute Wirtschaft, wie sind nahe an der City und unsere Sommer sind fantastisch“, schwärmt Andrew Manello über seinen Ort, der jeweils eine halbe Autostunde vom offenen Atlantik und von dem ruhigen Meeresarm des Long Island Sound entfernt liegt.

Aber mit dem, was an den öffentlichen Schulen passiert, ist Manello nicht einverstanden: „Wir werden schlecht behandelt“, beklagt er. Mit seiner Frau, einer Krankenschwester, überlegt er wegzuziehen. Aber vorerst opponiert er bei den Schulratssitzungen gegen Lehrer, die sich seines Erachtens zu viel mit Rassismus befassen. Die Sklaverei sei „schrecklich“ gewesen, sagt er. Aber sie sei längst abgeschafft: „Wir haben das vor eineinhalb Jahrhunderten korrigiert.“

Zusammen mit anderen treibt Andrew Manello den Superintendenten des Schulbezirks Smithtown in die Enge. Als im letzten Januar die Broadwayschauspielerin Diamond Essence White zu einer Lesung in eine Schule in Smithtown eingeladen war, begann dort eine Kontroverse. Grund war nicht der Auftritt in Smithtown, bei dem die Schauspielerin aus einem Kinderbuch vorlas, sondern die Sympathie, die die Schwarze Schauspielerin für die Black-Lives-Matter-Bewegung ausgedrückt hatte. Als bei der nächsten Schulratssitzung ein anonymer Brief verlesen wurde, entschuldigte sich Superintendent Mark Secaur für die Einladung: „Der Bezirk hätte diese Person besser überprüfen sollen.“

Vladimir sagt: „Wir müssen herausfinden, was wir gemeinsam haben.“ Foto: Dorothea Hahn

Wenige Monate später verlieren bei den Teilwahlen für drei Sitze im Schulrat von Smithtown die vorherigen Amtsinhaber. Ihre Sitze gehen an Vertreter der neuen Aktivisten.

Die stellvertretende Superintendentin Jennifer Bradshaw, die das Programm für „Vielfalt und Gleichheitsprogramme“ geleitet hat, hat schon das Handtuch geworfen. Die Kritik an ihr bezieht sich nicht nur auf ihren Antirassismus. Polizist Mike Simonelli argumentiert, Bradshaw habe „Falschheiten über Polizeibrutalität“ verbreitet. Die örtliche Polizeigewerkschaft „Police Benevolent Association“ gehört zu den Unterstützern der drei neuen Schulratsmitglieder. Auch die Trump-Gruppe „Long Island Loud Majority“ steht hinter ihnen. Aus der Personalabteilung des Schulbezirks verlautet dennoch, Bradshaws Weggang habe „nichts mit externem Druck zu tun“.

Schon im Juli landen die Aktivisten von Smithtown ihren nächsten Erfolg: 34 Unterrichtsvideos, die sich mit Sexualität und mit Rassismus befassen, landen auf dem Index. Die Filme von „BrainPop“ werden an zwei Drittel aller Schulen in den USA als Unterrichtsmaterial eingesetzt. „Es ist keine Zensur“, versichert Superintendent Mark Secaur, „wenn Lehrer die Videos für geeignet und sachdienlich halten, dürfen sie sie benutzen.“

Auf dem Weg zur Mehrheit

„Ich kann es kaum abwarten, bis Mai ist und ihr Eure Mehrheit im Schulrat verliert“, sagt Mary Ellen Alptekin an diesem Dienstagabend in der Aula. Im Frühjahr finden in Smithtown die nächsten Teilwahlen zum Schulrat statt. Auch Alptekin ist Stammgast bei den Sitzungen des Rats wie bei den Elterndemonstrationen gegen Masken und Impfpflicht. Sie verlangt vor Gericht die Herausgabe von internen E-Mails. Von ihrem Handy liest sie ab, dass sie ihre Rechte kennt.

„Wir Eltern sind aufgewacht“, sagt Alptekin. Sie verlangt eine öffentliche Entschuldigung von einem der Schulratsmitglieder. Er hat bei der vorausgegangenen Sitzung einen Vorstoß von der rechten Seite der Aula als „verdammt lächerlich“ bezeichnet. Das war auf einem Livestream zu hören, bis der Schulbezirk die Stelle gelöscht hat.

Die Aktivisten haben die Schulratssitzungen in Smithtown zu einer Arena für den politischen Nahkampf gemacht. „Ich habe sie getrollt“, prahlt einer von ihnen auf Twitter. Er hat seine drei Minuten am Mikrofon genutzt, um sich darüber zu empören, dass seine Nichte an der Jura-Fakultät gelernt habe, dass George Washington Sklaven hatte, was zweifellos der Wahrheit entspricht. Für den Mann am Mikrofon ist das ein „Versuch der Linken, unsere Verfassung zu stehlen“.

Offensiven von der linken Seite des Gangs sind selten. Wenige Tage vor dem Columbus-Tag, in den USA ein nationaler Feiertag, tritt der 13-jährige Schüler Maddox Albert an das Mikrofon in der Aula. Er bekommt die ersten abschätzigen Lacher, als er sich als Mitglied einer LGBT-Gruppe an seiner Schule vorstellt. Die zweiten, als er die Erwachsenen bittet, auf Mobbing zu verzichten. Die dritten, als er sagt: „Ihr wollt nur über die guten Dinge hören, die weiße Leute in der Vergangenheit getan haben.“ Es kommen Buhrufe und aggressive Gesten. Als er das Wort „Völkermord“ im Zusammenhang mit Columbus benutzt, haben rechts vom Gang viele bereits die Aula verlassen. „Man kann über Columbus denken, was man will“, sagt Andrew Manello zwei Monate später, „aber ohne ihn wären wir alle nicht hier.“

„Freundlich bleiben!“, mahnt der Präsident des Schulrats, Matthew Gribbin, wenn es laut in der Aula wird. Bevor er Jugendliche in die Aula kommen lässt, fordert er manche Erwachsene auf der rechten Seite der Versammlung mehrfach dazu auf, eine Maske aufsetzen. In den zurückliegenden Monaten hat Gribbin alle möglichen Tricks angewandt, um den Ton zu mäßigen. Er hat Sitzungen unterbrochen. Er hat Sitzungen ganz abgebrochen. Und er hat sie virtuell abgehalten. Neuerdings finden sich vier von ihm bestellte Ordner in gelben Westen in der Aula. Sie beobachten argwöhnisch jede Bewegung von Rednern und Publikum.

Aber gegen die Mehrheitsverhältnisse im Schulrat ist Präsident Gribbin machtlos. An diesem Dienstag setzen die Aktivisten durch, dass Wortbeiträge bei den öffentlichen Schulratssitzungen in Smithtown künftig anonym erfolgen können. Sie argumentieren, dass damit mehr Bürger den Mut fänden, bei den Sitzungen ans Mikrofon zu gehen. „Es mag alte Schule sein“, hält Matthew Gribbin dagegen, „aber ich möchte wissen, wer spricht.“ Er verliert die Abstimmung.

Die Angst vor der Veränderung

„Sie haben Angst vor Veränderung“, sagt Vladimir. „Sie können zugeben, dass die Sklaverei existiert hat. Aber sie wollen nicht über Details reden.“ Der IT-Experte und Vater von drei Kindern ist vor fünf Jahren nach Smithtown gezogen. Wegen seiner Arbeit, aber auch wegen der Qualität der Schulen. Schulmittel in den USA kommen zum überwiegenden Teil aus den Grundsteuereinnahmen. Orte mit kostbaren Immobilien wie Smithtown haben besser ausgestattete Schulen.

Hannah (links) und ihre Freundin Maggie wurden in der Schule gemobbt Foto: Dorothea Hahn

Seit Vladimir auf dem Livestream von Schulratssitzungen gesehen hat, wie die andere Seite Schwarze Trump-Unterstützer für ihre Zwecke instrumentalisiert, kommt er alle zwei Wochen persönlich in die Aula. Seine Eltern, die als Flüchtlinge vor dem haitianischen Diktator Baby Doc in die Vereinigten Staaten gekommen sind, hätten ihm beigebracht, dass es nicht reicht, nur eine Seite zu sehen, sagt er. Wenn Vladimir ans Mikrofon geht, sagt er jedes Mal: „Wir müssen herausfinden, was wir gemeinsam haben.“ Beifall bekommt er dafür nur von der linken Seite des Gangs.

Eine von Vladimirs ersten Erfahrungen zur Atmosphäre in Smithtown erreichte ihn über seine Tochter. Im zweiten Schuljahr habe sie eine Klassenkameradin gefragt, ob sie mit ihr spielen wolle. Das Mädchen habe geantwortet, dass sie nicht mit Schwarzen Kindern spielt. Jahre später ist Vladimir immer noch erleichtert, dass sich andere Kinder kurz darauf bei seiner Tochter entschuldigt haben. Und dass ein anderes weißes Mädchen auf sie zugegangen ist, um ihre Freundin zu werden.

Erfahrungen an der Schule

„Wir haben hier ein Problem mit der Diversität“, meint Hannah. Die 18-Jährige ist weiß. Aber Intoleranz hat sie auf mehrfache Art am eigenen Leib erfahren. Hannah stammt aus einer Familie, die sie selbst als Angehörige der Unterschicht beschreibt: „Meine Eltern mussten sehr hart arbeiten, um hier leben zu können“, sagt sie. Die Designerkleidung und die neuesten Handy-Modelle ihrer Klassenkameraden konnte sich Hannah nicht leisten. Sie trug Kleider aus dem Second-Hand-Laden. Irgendwann habe sie aufgehört zu zählen, wie oft ihr an der Schule nachgerufen wurde, sie sehe „billig“ und „abgenutzt“ aus. Hinzu kamen die Beleidigungen wegen ihrer Sexualität. „Schwuchtel“ gehörte noch zu den freundlicheren Dingen.

Hannahs gleichaltrige Freundin Maggie erinnert sich an ihre einzige Schwarze Klassenkameradin. Die habe ihre Mutter angefleht, aus Smithtown wegzuziehen. Die Worte, mit denen das Mädchen beschimpft worden ist, will Maggie nicht wiederholen: „zu hässlich“. Aber sie sagt, dass viele ihrer früheren Klassenkameraden es normal fanden, rassistisch zu sein: „Ihre Eltern sind es auch.“

Die beiden Freundinnen haben im letzten Sommer in Smithtown Abitur gemacht. Hannah studiert inzwischen, um Lehrerin zu werden. „An einem Community College“, betont sie, „eine Universität wäre zu teuer gewesen.“ In ihrer Schulzeit wusste sie nichts von der Existenz des School­boards. Als Studentin ist es eine ihrer ersten Seminaraufgaben, Lehrer zu interviewen und Schoolboardsitzungen zu beobachten. An diesem Abend in der Aula ihrer alten Schule in Smithtown fällt ihr auf, wie aggressiv die Stimmung ist. Schon wenn die Worte „Maske“ oder „Impfung“ fallen, ertönt von der einen Seite des Saals ein Wutschnauben.

Die Geschichte von Long Island mag Erklärungen für diese Intoleranz liefern. Die Bewohner der New York City vorgelagerten Insel waren jahrhundertelang auf Landwirtschaft und Fischerei spezialisiert. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs entstand dort die erste uniforme Vorstadtsiedlung, die zum Modell für andere Vorstädte in den USA werden sollte. Schon nach wenigen Jahren waren 17.000 Fertighäuser auf dem eine halbe Autostunde von Smithtown entfernten Acker bezogen. In allen Verträgen stand, dass die Häuser nur an Weiße verkauft werden dürften. Die Jahre der „White Flight“, als Hunderttausende Weiße die Innenstädte verließen, um sich in weißen Vorstädten niederzulassen, machten Long Island zu einer der segregiertesten Wohngegenden der USA.

Es dauerte bis in dieses Jahrhundert, bis Bürgerrechtler und Gerichte dafür sorgten, dass die letzten rassistischen Klauseln aus den Verträgen verschwanden. In einer Siedlung in Yaphank, einer anderen Nachbargemeinde von Smithtown, hielt sich eine Klausel, wonach nur Deutschstämmige dort Häuser erwerben dürften, bis zum Jahr 2017. In einer Undercover-Recherche der Lokalzeitung Newsday kam vor gut zwei Jahren heraus, dass Schwarze Hauskaufinteressenten auf Long Island weiterhin in nahezu der Hälfte aller Fälle „ungleich“ behandelt werden.

Sollen wir es Schul­personal gestatten, in den empfindlichen sozial-emotionalen Zustand unserer Kinder einzu-dringen, wenn sie nicht in unserer Obhut sind?

Newsletter von „Save Our Schools“ in Smithtown

„Dies ist mehr als nur ein später Trump-Effekt“, sagt Elaine Gross über die Ereignisse im Schulrat von Smithtown, „wir haben uns nie erfolgreich mit unserer langen Geschichte von weißer Vorherrschaft auseinandergesetzt.“ Die Präsidentin der Gruppe „Erase Racism“, im Deutschen „Rassismus löschen“, erinnert daran, dass es auch auf Long Island versklavte Menschen gab, dass die Schulbezirke auf Long Island weiterhin nach ethnischen Zugehörigkeiten zugeschnitten sind und dass die rechtsradikalen Proud Boys in den letzten Wochen wiederholt kleine Aufmärsche auf der Insel organisiert haben.

Aktivisten wie Elaine Gross setzen darauf, dass die Bildungspolitiker des Bundesstaats New York ihre Reformen durchsetzen können. Sie arbeiten an Lehrplänen, um mehr Vielfalt, Gerechtigkeit und Einbeziehung an die Schulen zu bringen. Der Millionen-Dollar-Segen aus dem „American Rescue Plan“-Konjunkturpaket von Präsident Joe Biden könnte ihnen dabei helfen. Schulen, die Finanzhilfen aus dem Plan annehmen, müssen sich verpflichten, auch die Gerechtigkeitsprinzipien zu befolgen.

Die Gruppe „Save our Schools“ hingegen, die auch die Aktivisten von Smithtown mit Argumenten versorgt, würde am liebsten auf den Geldsegen verzichten. In ihrem Newsletter zum Jahresende wirbt sie für ein Buch, das tödliche Polizeieinsätze rechtfertigt, den systemischen Rassismus als „Mythos“ bezeichnet und Eltern die suggestive Frage stellt: „Sollen wir es dem Schulpersonal gestatten, in den empfindlichen sozial-emotionalen Zustand unserer Kinder einzudringen, wenn sie nicht in unserer Obhut sind?“

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1 Kommentar

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  • Es ist mir ein Rätsel, warum hiesige Antirassismus-Aktivist_innen meinen, sie müssten die Antirassismus-Konzepte aus den USA kopieren.

    In den USA weiß man/frau doch auch nicht, wie es geht.

    Die Konzepte funktionieren offensichtlich dort schon nicht.

    In Le monde diplomatique gab es vor kurzem einen spannenden Artikel, der beschrieb, dass Südamerika da eigentlich weiter ist.

    Schade, dass auch deutsche Linke meinen, von den USA lernen hieße siegen lernen.