US-Sanktionen gegen Russland: Der Kreml zieht nach, oder auch nicht
Russlands Außenminister will US-Diplomaten ausweisen – Putin widerspricht. Zuvor hatte US-Präsident Obama neue Sanktionen gegen das Land angekündigt.
Der scheidende US-Präsident Barack Obama hatte am Donnerstag mit ungewöhnlich harten Sanktionen auf angebliche Hackerangriffe während des US-Präsidentschaftswahlkampfes reagiert. Die Strafmaßnahmen richten sich unter anderem gegen die Geheimdienste GRU und FSB sowie gegen mehrere Unternehmen. Zudem wurden 35 russische Diplomaten des Landes verwiesen.
Obama hatte die Sanktionen als „notwendige Antwort“ auf Versuche dargestellt, den Interessen der USA zu schaden. „Alle Amerikaner sollten von den Aktionen Russlands alarmiert sein.“ Der Konflikt bringt das ohnehin zerrüttete Verhältnis zwischen Moskau und Washington auf einen neuen Tiefpunkt.
Chefdiplomat Lawrow wies die Vorwürfe als haltlos zurück. Zusätzlich zur Ausweisung der US-Diplomaten solle den USA die Nutzung eines Erholungszentrums im Nordwesten Moskaus sowie eines Lagergebäudes untersagt werden, hieß es weiter.
Zuvor hatten in den USA bereits Gerüchte über die mögliche Schließung einer amerikanischen Schule in der Hauptstadt Moskau für Wirbel gesorgt. Das Außenministerium dementierte entsprechende US-Berichte. „Das ist eine Lüge. Nach allem zu urteilen ist das Weiße Haus komplett verrückt geworden, indem es jetzt beginnt, sich Sanktionen gegen Kinder auszudenken“, sagte Sprecherin Maria Sacharowa.
„Es ist bedauerlich, dass die Obama-Administration, die ihr Leben damit begonnen hat, unsere Beziehungen wiederherzustellen, es in einem antirussischen Todeskampf beendet“, twitterte der russische Ministerpräsident Dmitri Medwedew. In seiner Amtszeit als Präsident von 2008 bis 2012 hatte er sich für eine Verbesserung der amerikanisch-russischen Beziehungen eingesetzt. 2010 setzte er bei einem Besuch im Silicon Valley seine erste Kurzmitteilung über Twitter ab.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen