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US-Präsident über Trumps Nato-Äußerung„Dumm und unamerikanisch“

Donald Trump hat die Nato mit seinem Russland-Kommentar geschockt. US-Präsident Biden findet dafür klare Worte.​

Erinnert an den Nato-Bündnisfall nach 9/11: Joe Biden, hier vergangene Woche im Weißen Haus Foto: reuters

Washington dpa | US-Präsident Joe Biden hat die jüngsten Äußerungen seines Amtsvorgängers Donald Trump zur Nato mit scharfen Worten kritisiert. „Um Himmels willen, das ist dumm, das ist beschämend, das ist gefährlich, das ist unamerikanisch“, sagte Biden am Dienstag zu Trumps Ansage, dass er Nato-Partnern, die ihren finanziellen Verpflichtungen nicht nachkommen, keinen Schutz vor Russland gewähren würde.

„Kein anderer Präsident in der Geschichte ist jemals vor einem russischen Diktator in die Knie gegangen“, kritisierte Biden. „Ich werde das nie tun.“

Trump, der bei der nächsten Präsidentenwahl im November Biden herausfordern und erneut für die Republikaner antreten will, hatte am Wochenende bei einem Wahlkampfauftritt gesagt, der „Präsident eines großen Landes“ habe ihn einmal gefragt, ob die USA dieses Land auch dann noch vor Russland beschützen würden, wenn es die Verteidigungsausgaben nicht zahle. Er habe geantwortet: „Nein, ich würde euch nicht beschützen.“ Vielmehr noch: Er würde Russland „sogar dazu ermutigen, zu tun, was auch immer zur Hölle sie wollen“.

Last und Schutzgeldforderungen

Biden hatte die Aussage bereits am Wochenende scharf kritisiert, legte nun aber nach. „Können Sie sich vorstellen, dass ein früherer Präsident der Vereinigten Staaten das sagt? Die ganze Welt hat es gehört“, sagte der Demokrat. „Das Schlimmste daran ist, dass er es ernst meint.“ Für Trump spielten Prinzipen keine Rolle, beklagte Biden. „Wenn er die Nato anschaut, sieht er nicht das Bündnis, das Amerika und die Welt schützt.“ Trump sehe die Allianz stattdessen als Last oder als Mittel für Schutzgeldforderungen.

Die Nato setzt als Verteidigungsbündnis auf das Prinzip Abschreckung und dafür ist vor allem Artikel 5 des Nordatlantikvertrags relevant. Er regelt die Beistandsverpflichtung in der Allianz und besagt, dass ein bewaffneter Angriff gegen einen oder mehrere Alliierte als ein Angriff gegen alle angesehen wird.

Biden erinnerte daran, dass dieser Bündnisfall in der Geschichte der Nato erst einmal ausgelöst wurde – und zwar zur Unterstützung Amerikas, nach den Terrorangriffen gegen die USA vom 11. September 2001. Der Demokrat betonte auch einmal mehr, er stehe eisern zu der Beistandspflicht, und solange er Präsident sei, würden die Vereinigten Staaten jeden Zentimeter Nato-Territorium verteidigen.

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4 Kommentare

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  • Biden - zu alt, zu zahm



    Da hätte Biden viel mehr daraus machen können.



    Hätten die Demokraten einen jüngeren und bissigeren Kandidaten als den doch schon auffällig alten Biden, Trump hätte keine Chance gegen ihn. Er hätte ihn alleine auf Grund dieses eine dummen Satzes voll gegen die Wand gedrückt.



    So aber wird Trump die Gedächtnislücken, Verwechslungen und auch körperliche Gebrechen gegen Biden eiskalt ausnutzen, und ich fürchte er wird auch gewinnen.

  • "Dumm" ja. Aber "unamerikanisch"? Sind Trump und seine Millionen von fanatisierten Anhängern keine Amerikaner?

    • @LeKikerikrit:

      Sie sind Amerikaner, aber verhalten sie sich "amerikanisch", in dem Sinne, was man bisher unter "amerikanisch" verstand? Ich denke nein.

  • Was hat eigentlich Europa getan, um sich darauf vorzubereiten, dass die USA im Falle der erneuten Präsidentschaft Trumps kein Verbündeter mehr sein wird? Was hat Europa getan, um sich darauf vorzubereiten, dass die NATO in diesem Fall eine völlig sinnfreie Farce sein wird?



    Was hat Europa getan, um sich darauf einzustellen, dass der Status der USA sich in o.g. Fall nicht mehr vom Status Chinas (ökonomisch ein Konkurrent, von dem keine unmittelbare militärische Gefahr ausgeht) unterscheiden wird?

    Die erste zu treffende Maßnahme wäre - genau wie im Kontext China - sich von Abhängigkeiten zu befreien. Also beispielsweise die Rüstungsausgaben innerhalb Europa zu belassen, statt US-Ware zu kaufen.