US-Polizei erschießt Schwarzen Radfahrer: Es hört einfach nicht auf
Bis zu elf Schüsse sollen Polizisten in Los Angeles auf einen 29-Jährigen abgegeben haben, auch als er am Boden lag. Er soll eine Waffe gehabt haben.
In einer am Dienstagabend veröffentlichten Erklärung der Sheriffbehörde hieß es, Beamte hätten versucht, den 29jährigen Dijon Kizzee wegen eines Verkehrsdelikts mit seinem Rad anzuhalten. Er habe sein Fahrrad aber fallenlassen und sei geflüchtet. Als die Beamten ihn eingeholt hätten, habe er sofort einem von ihnen ins Gesicht geschlagen und eine Jacke fallenlassen. Dabei sei eine schwarze, halbautomatische Waffe zu Boden gefallen. Die Schüsse seien erfolgt, als der Mann „eine Bewegung“ in Richtung der Waffe gemacht habe, hieß es in der Erklärung.
Eine Augenzeugin erklärte der Los Angeles Times, Kizzee sei an ihr Auto gekommen und habe gesagt: „Sie sind hinter mir her.“ Er habe ihr Geld geboten, damit sie ihn mitnehme, sagte Latiera Irby. Das habe sie abgelehnt. Wenig später habe sie gesehen, dass er in ein Handgemenge mit einem Polizisten verwickelt gewesen sei. Der Polizist sei dann zurückgewichen und habe auf Kizzee geschossen. Der Beamte und ein weiterer hätten zudem auf Kizzee geschossen, nachdem dieser zu Boden gefallen sei. „Er hatte nichts in der Hand“, sagte die Augenzeugin.
Auch eine weitere Augenzeugin, Alida Trejo, 52, beschreibt die Szene. Als die Beamten versuchten, den Mann festzunehmen, hätten Nachbarn gerufen, er solle sich nicht wehren und die Polizei solle nicht schießen. Dass Kizzee einen Polizisten geschlagen habe, habe sie nicht gesehen. „Ich habe acht bis elf Schüsse gehört,“ sagte sie am Dienstag der Los Angeles Times. „Selbst als der Mann am Boden lag, haben sie noch einmal auf ihn geschossen.“ Najee Ali, ein Gemeindeaktivist, der sich mit der Familie am Tatort traf, sagte: „Im Wesentlichen haben die Polizisten einen Mann hingerichtet, der auf seinem Fahrrad fuhr.“
„Du hast eine Zielscheibe auf dem Rücken“
Nach Polizeiangaben wurde die aufgefundene Waffe sichergestellt. Kein Polizist sei verletzt worden. Auf Fernsehbildern aus der Luft war eine Schusswaffe in der Nähe der Leiche zu sehen.
Erst vor wenigen Tagen war in Kenosha im Staat Wisconsin der Schwarze Jacob Blake mehrfach von Polizisten in den Rücken geschossen worden, er ist nun querschnittsgelähmt. Im Anschluss wurde dort ebenfalls gegen Rassismus und Polizeigewalt protestiert. Im Mai war der Schwarze George Floyd in Minneapolis im Staat Minnesota nach Polizeigewalt gestorben.
Kizzees Familie und Freunde richteten am Tatort einen Gedenkort ein und legten Blumen, Luftballons und Kerzen ab. Die Polizei hat Kizzees Namen noch nicht veröffentlicht, doch zwei Familienangehörige bestätigten, dass es sich um den 29-Jährigen handele. Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AP beschrieben sie Kizzee als einen energiegeladenen Mann mit vielen Freunden.
„Er hatte sein ganzes Leben vor sich und es wurde von bösartigen Sheriffs beendet“, klagte seine Tante, Fletcher Fair. Kizzees Onkel Anthony Johnson sagte, er habe seinen Neffen oft gewarnt, dass er als schwarzer Mann besonders vorsichtig sein müsse. „Du hast eine Zielscheibe auf dem Rücken, nur weil du du bist“, habe er ihm erst vor einigen Wochen gesagt. „Er sagte, „ja, alles klar, Onkel“, wie er es immer gesagt hat.“
Die Polizei von Los Angeles, die größte des Landes, hat keine Bodycams für die Beamten. Dies ändert sich jedoch bald. Am Dienstag wurden die entsprechenden finanziellen Mittel dafür genehmigt und die ersten Polizisten sollen im Oktober damit ausgestattet werden.
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