US-Klage gegen Google: Das Problem-Geschäftsmodell
Die EU tut es, das US-Justizministerium auch: Gegen Google zu klagen, löst aber noch nicht das Grundproblem des Datenhortens.
E s ist leicht, den Überblick zu verlieren, angesichts der ganzen Verfahren, die in unterschiedlichen Ländern und auf unterschiedlichen Ebenen mittlerweile gegen den US-Tech-Riesen Google laufen. Eine Auswahl: Da ist das Bundeskartellamt, das kritisch auf Googles Kartendienste schaut. Da ist die EU, wo zuletzt das Gericht der Europäischen Union eine verhängte milliardenschwere Geldbuße nur leicht gemindert hat, nämlich von 4,34 Milliarden Euro auf 4,125 Milliarden. Es ging dabei um die Marktmacht von Googles Smartphone-Betriebssystem Android.
Und nun, aktuellster Fall, kommt die US-Regierung dazu, und zwar bereits mit Verfahren Nummer 2: Das US-Justizministerium will mit einer diese Woche veröffentlichten Klage unter anderem eine Zerschlagung von Googles Anzeigen-Geschäftsbereich erzielen. Google habe auch mit illegalen Methoden versucht, seine Dominanz auf dem Markt zu halten, so der erhobene Vorwurf, dem das Unternehmen umgehend widersprach.
Es also nicht so, dass die Rechtsabteilung von Google, beziehungsweise des Mutterkonzerns Alphabet, gerade über Unterbeschäftigung klagen könnte. Und trotzdem: So richtig und wichtig es ist, all diese Verfahren einzuleiten und zu führen – fundamental ändern werden sie nichts. Denn das grundlegende Problem ist das Geschäftsmodell. Ein Geschäftsmodell, das nicht nur Google, sondern in Varianten auch die anderen Big-Tech-Konzerne wie Meta, unter anderem mit Facebook und Instagram, oder auch ByteDance mit Tiktok praktizieren: Es ist das möglichst uferlose Sammeln von persönlichen Nutzer:innendaten und das Generieren von Umsatz auf dieser Basis.
Wenn nun Regeln neu geschrieben, strenger gefasst oder besser durchgesetzt, womöglich sogar Unternehmensteile gezwungenermaßen abgespalten werden, dann kann sich das positiv auf den Wettbewerb oder auf den Schutz der Privatsphäre von Nutzer:innen auswirken. Aber so lange das Modell, persönliche Daten zu sammeln und zu Geld zu machen, legal bleibt, so lange wird sich absehbar an der jeweiligen Marktmacht und den damit verbundenen Problemen nichts grundlegend ändern.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Stockender Absatz von E-Autos
Woran liegt es?
Erfolg gegen Eigenbedarfskündigungen
Gericht ebnet neue Wege für Mieter, sich zu wehren
Wahlprogramm der FDP
Alles lässt sich ändern – außer der Schuldenbremse
Tod des Fahrradaktivisten Natenom
Öffentliche Verhandlung vor Gericht entfällt
Energiewende in Deutschland
Erneuerbare erreichen Rekord-Anteil
Migration auf dem Ärmelkanal
Effizienz mit Todesfolge