US-Kandidat Joe Biden unter Druck: „Das ist nie passiert“
Der designierte demokratische Kandidat für die US-Präsidentschaft, Joe Biden, weist erstmals persönlich Vorwürfe sexueller Übergriffe zurück.
![](https://taz.de/picture/4122825/14/25199804-1.jpeg)
Reade wirft dem früheren Senator vor, sie vor 27 Jahren im US-Kongress unsittlich berührt zu haben. Er soll ihr unter die Unterwäsche und in ihr Geschlecht gegriffen haben. Reade gibt an, damals eine Beschwerde bei der zuständigen Kongressstelle eingereicht zu haben.
Bidens Wahlkampfteam hatte die Anschuldigungen der heute 56-Jährigen bereits zurückgewiesen, der designierte Präsidentschaftskandidat selbst hatte sich bislang nicht dazu geäußert. Nun veröffentlichte Biden eine Stellungnahme und gab dem Sender MSNBC ein Interview.
Der 77-Jährige betonte, Frauen müssten mit „Würde und Respekt“ behandelt und bei Vorwürfen der sexuellen Gewalt „angehört und nicht zum Schweigen gebracht“ werden. In seinem Fall seien die Vorwürfe aber unwahr.
Vorwürfe des Fehlverhaltens gegen Biden schon früher
Biden sprach sich dafür aus, im Nationalarchiv nach der angeblichen Beschwerde Reades zu suchen. Sollte dieses Dokument tatsächlich existieren, dann würde es dort aufbewahrt und nicht in seinem persönlichen Archiv, das er der Universität des Bundesstaates Delaware übergeben hat. Er selbst und auch keiner seiner Mitarbeiter habe aber jemals von einer solchen Beschwerde gehört, beteuerte Biden.
Biden ist bereits in der Vergangenheit wegen mutmaßlichen Fehlverhaltens gegenüber Frauen kritisiert worden. Mehrere Frauen berichteten, der heute 77-Jährige habe sie in unziemlicher Weise berührt oder umarmt. Die Anschuldigungen durch Reade sind aber die bislang schwersten Vorwürfe zu angeblichen körperlichen Übergriffen. Reade hat in diesem Jahr auch Anzeige bei der Polizei erstattet.
Biden hat das Rennen der Demokraten um die Präsidentschaftskandidatur de facto für sich entschieden. Alle seine innerparteilichen Rivalen warfen nacheinander das Handtuch, zuletzt der linksgerichtete Senator Bernie Sanders. Biden soll bei einem für August geplanten Parteitag offiziell als Kandidat nominiert werden und Amtsinhaber Donald Trump dann bei der Präsidentschaftswahl am 3. November herausfordern.
Gegen Trump haben in der Vergangenheit zahlreiche Frauen den Vorwurf sexueller Übergriffe bis hin zur Vergewaltigung erhoben. Der Präsident hat alle Vorwürfe bestritten. Auf eine Frage zu den Vorwürfen gegen Biden sagte Trump am Donnerstag, er wisse nicht über den Fall, es könne sich aber um „falsche Anschuldigungen“ handeln.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Emotionen und politische Realität
Raus aus dem postfaktischen Regieren!