US-Gesundheitsvorsorge „Obamacare“: Planlos in die Abschaffung
Der US-Senat hat den ersten Schritt zur Aufhebung von „Obamacare“ gemacht. Doch selbst Republikaner zweifeln daran, dass das eine gute Idee ist.
Im Repräsentantenhaus soll am Freitag über den Entwurf abgestimmt werden. Dort zweifeln einige Republikaner allerdings daran, ob eine Aufhebung von „Obamacare“ zum jetzigen Zeitpunkt richtig sei. Ihr Kritikpunkt: Die Partei hat bisher noch keine bessere Idee eingebracht, wie ein Ersatz für die Gesundheitsvorsorge aussehen könnte.
Auf einer Pressekonferenz am Mittwoch zeigte sich der gewählte US-Präsident Donald Trump hingegen zuversichtlich. Seine künftige Regierung werde bald einen Plan vorstellen, um „Obamacare“ abzuschaffen und zu ersetzen. Das Gesetz solle „im Grunde zeitgleich“ aufgehoben und ausgetauscht werden.
Durch die Abstimmung vom Donnerstag im Senat werden spezielle Haushaltsregelungen eingeführt, denen zufolge für die Abschaffung von „Obamacare“ bei einem Votum eine einfache Mehrheit nötig wäre. Die Republikaner können mit ihren insgesamt 52 Sitzen so die Aufhebung des Gesetzes durchbekommen, ohne auf die Demokraten angewiesen zu sein. Für die meisten Gesetze ist eine Mehrheit von 60 Sitzen im Senat notwendig. Der Senat hat 100 Mitglieder.
Ob eine einfache Mehrheit auch für einzelne Elemente eines möglichen „Obamacare“-Ersatzes reichen könnte, wird derzeit ebenfalls unter Republikanern diskutiert. Dennoch dürften sie bei den wesentlichen Regelungen einer neuen Gesundheitsvorsorge weiter auf die Unterstützung der Demokraten angewiesen sein. Zurzeit sind viele Positionen so festgefahren, dass die Parteien kaum miteinander reden.
Ein weiteres Problem wird vermutlich die Uneinigkeit unter den Republikanern selbst sein. Im Streit um einen „Obamacare“-Ersatz forderte Senatorin Susan Collins beispielsweise einen „detaillierten Rahmen“ für ein neues Vorsorgegesetz. Sonst würde ihre Partei riskieren, dass Menschen durch das Gesundheitsnetz fielen oder Unruhen auf dem Versicherungsmarkt entstünden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind