US-Fußballstar Megan Rapinoe: Eine neue Ikone
Der Fußball-Sommer 2019 hat ein Gesicht. Es ist das von Megan Rapinoe. Wie die Weltmeisterin sich selbst zum Superstar gemacht hat.
Als die WM noch jung war, ist das US-Team durch die Innenstadt von Reims flaniert. Sightseeing stand auf dem Programm vor dem ersten WM-Auftritt gegen Thailand. Kaum einer interessierte sich für die Gruppe von Sportlerinnen. Eine von ihnen war Megan Rapinoe. Auch sie hat für keinerlei Aufsehen gesorgt an diesem Tag.
Gut einen Monat später ist das kaum noch vorstellbar. Der Weltsport hat einen neuen Superstar. Megan Rapinoe, 35, hat diese Weltmeisterschaft zum Turnier ihres Lebens gemacht. Sie ist das Gesicht des Fußballs in diesem Sommer.
Klar, sie kann kicken. Nach dem 2:0 im Endspiel gegen die Niederlande ist sie mit Auszeichnungen nur so überschüttet worden. Sie ist Weltmeisterin, wurde zur besten Spielerin des Turniers gewählt, und weil sie sechs Tore geschossen hat, wurde sie auch mit dem Goldenen Schuh für die treffsicherste Schützin ausgezeichnet. Doch sie kann mehr, weil sie mehr will.
Dass beim Finale von Lyon die Zuschauer „Equal Pay!“ skandiert haben, auch das hat mit Rapinoe zu tun. Sie war es, die den US-Verband auf angemessene Bezahlung verklagt hat. Mit der WM, mit Megan Rapinoe, ist ihr Protest gegen Geschlechterdiskriminierung ins allgemeine Fußballbewusstsein katapultiert worden. Man weiß davon.
Man möchte glauben, sie wirklich zu kennen
So wie man weiß, warum sie die Nationalhymne vor den Spielen nicht mitsingt, dass das ihr Ausdruck des Protests gegen Rassismus und Diskriminierung jeglicher Art in ihrem Land ist. Was man noch weiß? Dass jeder wissen soll, dass sie lesbisch ist. Rapinoe hat sich mal nackt mit ihrer Lebensgefährtin Sue Bird für das Printmagazin des Sportsenders ESPN fotografieren lassen. Man kennt das Bild.
Dass sie sich während der WM in einen Clinch mit US-Präsident Donald Trump begeben hat, hat sich sowieso herumgesprochen. Nie würde sie ins „fucking White House“ gehen, hat sie gesagt und Trump zu wütenden Tweets provoziert. Sie solle erst einmal liefern, meinte der und steht jetzt ziemlich dämlich da, nachdem die USA Weltmeister geworden sind. Auch dieses Spiel hat sie gewonnen.
Mittlerweile weiß man so viel über Megan Rapinoe, dass man glauben möchte, sie wirklich zu kennen. Das ist es, was einen Star ausmacht. Rapinoe hat sich selbst dazu gemacht. Sie hat die WM mit ihrer sportlichen und politischen Omnipräsenz gekapert. Ihre Jubelpose wird in Erinnerung bleiben. Sie hat dem Fußball ein Bild für die Ewigkeit geschenkt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
MLPD droht Nichtzulassung zur Wahl
Scheitert der „echte Sozialismus“ am Parteiengesetz?
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Geschasste UN-Sonderberaterin
Sie weigerte sich, Israel „Genozid“ vorzuwerfen
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Förderung von E-Mobilität
Habeck plant Hilfspaket mit 1.000 Euro Ladestromguthaben
Vertrauensfrage von Scholz
Der AfD ist nicht zu trauen