UN-Mission in Mali: UN-Truppensteller geben auf
Großbritannien und die Elfenbeinküste ziehen sich aus der UN-Mission zurück. Die Elfenbeinküste ist mit 857 Soldaten eine der größten Truppensteller.
Nach UN-Angaben ist die Elfenbeinküste mit 857 Soldaten eine der größten Truppensteller der aktuell 11.726 Soldaten und 1.744 Polizisten starken Minusma – die größten sind Tschad, Bangladesch und Ägypten. Deutschland wird in der UN-Statistik auf dem zehnten Platz mit 535 Soldaten geführt, weit unter der Obergrenze des Bundeswehrmandats. Die ivorischen Soldaten stehen in Mopti in Zentralmali, Offiziere sind auf Stabsniveau präsent. Insgesamt dienen 898 Ivorer in der Minusma.
Die Beziehungen zwischen Mali und der Elfenbeinküste sind angespannt, seit im Juli 49 Soldaten aus der Elfenbeinküste bei der Ankunft am Flughafen der malischen Hauptstadt Bamako festgenommen und des Putschversuchs bezichtigt wurden. Malis Vorwurf, die Ivorer seien Söldner gewesen, weist die Elfenbeinküste zurück. Es handelte sich um privat angeheuertes Schutzpersonal des deutschen UN-Stützpunktes am Flughafen von Bamako, und laut Elfenbeinküste war ihre Einreise ordnungsgemäß geklärt. 46 der 49 Festgenommenen befinden sich immer noch in Haft.
Auch Großbritannien ist raus
Am Montag hatte bereits Großbritannien den Abzug seiner 255 Soldatinnen und Soldaten aus der Minusma angekündigt. Als Begründung nannte Verteidigungsstaatssekretär James Heappey im britischen Parlament die Zusammenarbeit der Militärregierung Malis mit der russischen Söldnertruppe Wagner, die „für dauerhafte Stabilität und Sicherheit in der Region kontraproduktiv“ sei.
Großbritannien war ab 2018 mit Hubschraubern am mittlerweile beendeten französischen Antiterrorkampfeinsatz Barkhane beteiligt und schickte 2020 eine Aufklärungseinheit zur UN-Mission nach Gao, wo auch der Großteil des deutschen UN-Kontingents steht. Mit ihrer Aufklärung in der Tiefe (Long Range Reconnaissance) haben die Briten anders als die Deutschen direkten Kontakt mit feindlichen Kämpfern gehabt: Ende 2021 töteten britische UN-Soldaten außerhalb von Gao zwei mutmaßliche Kämpfer des „Islamischen Staates“.
Die Militärregierung in Mali hat zuletzt die Bewegungsfreiheit der UN-Mission immer weiter eingeschränkt. Am Dienstag berichteten deutsche Medien unter Berufung auf das Einsatzführungskommando der Bundeswehr, die malische Freigabe für die Aufklärungsdrohne Heron sei „letztmalig am 11. Oktober erteilt“ worden. Ohne die eigene Aufklärung in der Luft und demnächst die britische Aufklärung am Boden dürften die Deutschen in Gao, zu deren Aufgaben medizinische Evakuierung gehört, faktisch lahmgelegt sein.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Grünen-Abgeordneter über seinen Rückzug
„Jede Lockerheit ist verloren, und das ist ein Problem“
Historiker Traverso über den 7. Oktober
„Ich bin von Deutschland sehr enttäuscht“
Elon Musk greift Wikipedia an
Zu viel der Fakten
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Das Weihnachten danach
Die Wahrheit
Glückliches Jahr