UN-Klimakonferenz in Paris: Klimadiplomatie ohne Gedöns
Die Verhandlungen gegen die Erderwärmung werden zu sehr von Männern dominiert, kritisiert das Frauennetzwerk „Women for Climate Justice“.
Männer und Frauen sind noch nicht gleichberechtigt, in der Klimapolitik schon gar nicht. Darauf macht eine Woche vor Beginn des Pariser Klimagipfels das internationale Frauennetzwerk „Gender CC – Women for Climate Justice“ aufmerksam. „Das Abkommen muss die Basis bilden für die Implementierung geschlechtergerechter Klimapolitik“, fordert Kate Cahoon, Politikwissenschaftlerin und eine der Koordinatorinnen der Organisation.
Die Fakten seien längst erforscht, sagt Cahoons Kollegin Gotelind Alber, eine Physikerin. Frauen essen weniger Fleisch als Männer. Sie fliegen seltener auf Dienstreisen. Sie fahren weniger Auto und seltener protzige Autos. Frauen tragen weniger zu den Treibhausgasen bei, spüren aber die Folgen stärker. Überschwemmungen, Stürme, Extremwetterereignisse nehmen vor allem im globalen Süden zu. Bei Naturkatastrophen sterben „wesentlich mehr Frauen als Männer“, sagt Alber. Sie erfahren oft zu spät von den Warnungen. Ihre Arbeit wird schwerer, etwa wenn durch Dürren die Wege zum Wasserholen länger werden.
Die Lösungen seien bisher eher technisch: CO2-Minderungsziele werden festgelegt, erneuerbare Energien ausgebaut. Die Verkehrswende – weg vom Auto, hin zu Bussen und Bahnen – komme dagegen kaum voran. Dabei seien hierzulande, aber auch in Lateinamerika Frauen oft mehr auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen.
Mancher mag das für Geschlechterstereotype halten. Cahoon und Alber kämpfen aber dafür, dass die Pläne, den Klimawandel zu bekämpfen, zumindest daraufhin abgeklopft werden, wie Frauen und Männer von ihnen betroffen sind, oder anders: profitieren. Auch in Deutschland. Alber: „Lässt die Ökostromumlage die Energiepreise steigen, trifft das die ärmeren Haushalte, und dies sind überproportional Frauen.“
Die Erneuerbare-Energien-Branche schaffe Jobs, die bekämen aber vor allem Männer. Zwar ist 2014 bei der Klimakonferenz in Lima ein Programm zu Gender beschlossen worden. Bisher packe die Politik diese Frage aber nicht wirklich an, sagte Cahoon. Ein saudischer Unterhändler habe diese in den Vorverhandlungen zu Paris offen „Gender-Whatever“, zu deutsch: Gedöns, genannt. Die anderem hätten dem nichts entgegengesetzt.
Frauen haben bei den internationalen Verhandlungen einfach noch zu wenig zu sagen, monieren die Frauen von Gender CC. Daran ändere auch die UN-Klimachefin Christiana Figueres nicht viel. Bei der Klimakonferenz letztes Jahr habe der Anteil der Frauen, die eine Delegation leiteten, laut UN-Statistik 26 Prozent ausgemacht.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche
Trump und die Ukraine
Europa hat die Ukraine verraten
Trump und Putin
Bei Anruf Frieden
80 Jahre nach der Bombardierung
Neonazidemo läuft durch Dresden
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen