UN-Klimakonferenz in Kattowitz: Klimastreik bewegt die Welt
Eine schwedische Schülerin schwänzt für das Klima die Schule und findet tausende MitstreiterInnen. Greta trifft nun den UN-Generalsekretär.
Am letzten Freitag, dem fünfzehnten in Folge, seit die schwedische Schülerin im August ihre Aktion begonnen hatte, wurde ihr weltweit Gesellschaft geleistet. Nicht nur in mehr als 100 schwedischen Orten, einem Dutzend finnischer Städte und an zahlreichen dänischen Gymnasien schlossen sich SchülerInnen dem Schulstreik an und gingen auf die Straße.
Ein besonders großes Echo gab es in Australien, wo im ganzen Land über 10.000 SchülerInnen demonstrierten. Insgesamt meldete sich die Climatestrike-Bewegung aus über 250 Städten in 17 Ländern zu Wort, und bei fast allen Kundgebungen tauchte auch ein Plakat mit dem Konterfei des 15-jährigen Mädchens mit den langen Zöpfen auf.
Im Oktober sprach Greta vor mehr als zehntausend Menschen auf einer Klima-Demonstration in Helsinki, in London sagte sie bei der Extinction Rebellion: „Es ist Zeit für zivilen Ungehorsam. Und er muss heute beginnen.“ „Ihre Rede rührte mich zu Tränen“, twitterte ein Teilnehmer einer Innovationskonferenz in Stockholm, sie habe ihn an einen „jungen Gandhi“ erinnert.
Auftakt ohne Merkel: Mit Aufrufen zu entschlossenem Eintreten gegen die Erdüberhitzung ist am Sonntag im polnischen Kattowitz die 24. UN-Klimakonferenz gestartet. Vertreter von knapp 200 Staaten begannen mit den Verhandlungen über konkrete Maßnahmen zur Umsetzung des Pariser Klimaabkommens aus dem Jahr 2014. Zur offiziellen Eröffnung am Montag reisen zahlreiche Staats- und Regierungschefs an. Bundeskanzlerin Angela Merkel verzichtet hingegen auf eine Teilnahme.
Wissenschaftler fordern CO2-Preis und Staatsfonds: Vor Beginn der Klimakonferenz haben prominente Wissenschaftler mehr Einsatz von der Bundesregierung gefordert. Klimaökonom Ottmar Edenhofer warb in einem gemeinsamen Papier mit dem Wirtschaftsweisen Christoph Schmidt für einen CO2-Preis, der fossile Energien teurer, ökologische hingegen günstiger machen würde. Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber und der Politologe Claus Leggewie forderten zudem, einen Staatsfonds zu gründen, der mit jährlich etwa 40 Milliarden Euro aus CO2- und Erbschaftsteuer gespeist werden soll und aus dem Investitionen in Strukturwandel und klimafreundliche Infrastruktur bezahlt werden könnten.
„Greta hat mehr zum öffentlichen Bewusstsein für die akute Klimasituation beigetragen als wir Wissenschaftler“, heißt es in einer Erklärung von KlimaforscherInnen der Universität Stockholm, die sich kürzlich unter dem Transparent „Concerned climate scientists support Greta’s demand for climate action“ an ihrem Schulstreik beteiligten. „Ich bewundere sie zutiefst“, twitterte die Kapitalismuskritikerin Naomi Klein.
Am Freitag machte sich Greta auf den Weg zur Klimakonferenz in Kattowitz. Fliegen kommt für sie natürlich nicht in Frage. Wie schon nach London fährt Papa Svante sie mit dem Elektroauto nach Polen. Sie nimmt an mehreren Veranstaltungen teil, am Montag trifft sie UN-Generalsekretär António Guterres. Schuleschwänzen muss sie für ihre „Schulstreiks“ inzwischen übrigens nicht mehr. Sie bekommt von ihrer Schule nun jeweils ein angepasstes Lernpensum, das sie in der fraglichen Zeit erledigen soll.
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