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UN-Klimagipfel in MadridHätte, hätte, Fahrradkette

Was die UN-Klimakonferenz in Madrid hätte beschließen können, und es doch nicht tat. Unsere Liste verpasster Chancen zum Abschluss der COP25.

Auch die Frage, wie Schäden durch extreme Wetterlagen ausgeglichen werden, blieb offen auf der COP25 Foto: dpa

Madrid taz | Auf der Klimakonferenz von Madrid hätte viel erreicht werden können, dementsprechend lang ist die Liste verpasster Chancen. Es beginnt mit den Kohlenstoffmärkten. Damit sollen Lizenzen zum CO2-Ausstoß weltweit handelbar werden, sodass im Idealfall Klimaschutz dort stattfindet, wo es am einfachsten ist. Eine solide und eng begrenzte Einigung hätte dem globalen Klimaschutz Schwung geben können.

Allerdings hätte es dazu Regeln gebraucht, zu verhindern, dass CO2-Einsparungen doppelt gezählt werden, was Brasilien wollte. Außerdem hatten Indien und Australien die schlechte Idee, ungenutzte CO2-Lizenzen aus der Vergangenheit weiter zu verwenden. Im Optimalfall könnte der Handel mit CO2 dafür sorgen, dass Klimasünder für die Anpassung an den Klimawandel zahlen. Das wird gefordert, aber bislang nicht umgesetzt.

Die Staaten sollen ihre Klimaziele eigentlich bis 2020 erhöhen, das hätte bereits in Madrid passieren können. Nun steht das bis zur nächsten COP an: Sehr viele Länder haben ihre Klimapläne 2015 in Paris mit so wenig Ehrgeiz formuliert, dass sie nun leicht zu übertreffen sind, auch für große Verschmutzer wie China und die EU.

Die Rechnung für Klimaschäden begleichen

Die Industriestaaten hätten auch mehr Geld für den Klimaschutz auf den Tisch legen können. Sie haben versprochen, ab 2020 jährlich 100 Milliarden Dollar aus privaten und öffentlichen Geldern aufzubringen. Bisher sieht es so aus, als würden sie die Summe knapp verfehlen. Ebenso verpassten es die Industriestaaten, über neue Wege der Finanzierung nachzudenken. Umweltgruppen etwa forderten, Steuern auf Flugverkehr, die Seeschifffahrt oder die Förderung von Öl, Gas und Kohle zu erheben. Auch mit einer echten Transakationsteuer auf Börsengeschäfte könnte der Klimaschutz finanziert werden. Auf diese Weise kämen laut Umweltgruppen einige hundert Milliarden Dollar jährlich zusammen. Das klingt viel, würde wohl aber gerade die Rechnung für Klimaschäden und eine weltweite Energiewende begleichen.

Auch bei der Frage, wie Verluste und Schäden durch extreme Wetterlagen ausgeglichen werden, gab es kaum Fortschritt. Nach Stürmen oder Dürren als Folgen des Klimawandels müssen die meisten armen Länder weiter eigene Haushaltsmittel einsetzen. Vor allem haben es die UN-Länder unterlassen, Klimaschutz als gemeinsame Aufgaben darzustellen. Die Euphorie wie nach dem Pariser Abkommen von 2015 ist dahin.

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2 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Die gesamte Energiewednde ist so, wie sie derzeit läuft für die Katz und wird krachend scheitern, weil sie an einem grundlegenden Geburtsfehler leidet:



    Man hat die Tatsache irnoriert, daß Energie aus Wind und Sonne nicht grundlastfest ist.



    Wirkliche Fachleute - also nicht diejenigen, die sich jetzt als Experten ausgeben und die Welt retten wollen - haben von Anfang an davor gewarnt, die aus Wind und Sonne gewonnene Energie ins Netz einzuspeisen. Vielmehr haben sie vorgeschlagen, die so gewonnene Energie vom Netz zu entkoppeln, damit Speicher zu befüllen und sich dann bedarfsweise aus den Speichern zu bedienen. Sind dann erst mal genügend große und befüllte Speicher da, kann man daraus problemlos Strom aus Kohle, Atomkraft, Öl und Gas nach und nach ersetzen.



    Man hätte damit sozusagen den Strom aus Wind und Sonne grundlastfest bekommen, wenn auch über einen Umweg.



    Diese banale und grundrichtige Überlegung hat man aber nach dem Motto



    "Ökostrom um jeden Preis, selbst um den Preis der Preisgabe" ignoriert und der Ideologie untergeordnet.



    Jetzt ist es soweit, daß sich im Netz die Energien aus konventioneller und ökologischer Produktion nicht nur gegenseitig behindern - wir önnen es uns nach wie vor schlicht und ergreifend nicht leisten, auf Energie aus fossilen Rohstoffen zu verzischten, ohne die Versorgungssicherheit zu gefährden.



    Die Energiewende, wie sie derzeit praktiziert wird, hat also den Ausstieg aus den fossilen Rohstoffen nicht gefördert, sondern erheblich verzögert!



    Das will nur keiner wahr haben, weil immer noch die Ideologen statt der Fachleute das Sagen haben.



    Hätte man gleich auf die richtigen Fachleute gehört, wären wir heute mit dem Ausstieg aus der Energiegewinnung aus fossilen Rohstoffen schon viel weiter!



    Und wenn die Energiewende nicht schleunigst in vernünftige, geordnete und praktikable Bahnen gelenkt wird, dann wird sie in einer Katastrophe enden - sowohl wirtschaftlich als auch technisch und vor allem ökologisch!

  • Der Glauben an den Markt, ist unerschütterlich! Weiter so!