UN-Gipfel zu Afghanistan: Taliban zieren sich
Ein internationales Treffen in Katar soll die Tür zu einer Zusammenarbeit mit Kabul öffnen. Jetzt findet das Treffen wohl ohne die Taliban statt.
In der Hoffnung, dass die Taliban ihre restriktive Frauen- und Bildungspolitik zumindest mäßigen könnten, offeriert die UNO ihrer Regierung „die vollständige Wiedereingliederung in die Staatengemeinschaft“. Das stellt allerdings einen „Endzustand“ dar und ist an konkrete Zielvorgaben gebunden.
Zunächst sollten neben humanitärer Hilfe Entwicklungsprojekte in bestimmten Bereichen wie Klimaschutz in Afghanistan wiederaufgenommen werden. So steht es im Bericht des UN-Sonderkoordinators Feridun Sinirlioğlu, früherer türkischer Außenminister, der die Grundlage der Gespräche in Doha bilden sollte.
Geplant waren vier Sitzungen, unter anderem zwischen den Taliban und den Sondergesandten und, separat, zwischen den Sondergesandten und Repräsentant*innen der afghanischen Zivilgesellschaft. Sechs hat die UNO dazu eingeladen, vier Frauen und zwei Männer.
Keine Vertreter*innen der Zivilgesellschaft
Das war den Taliban offensichtlich nicht recht. Sie verlangten offenbar, dass ihr Islamisches Emirat in Doha „als einziger offizieller Repräsentant Afghanistans“ auftreten kann. Das geht aus einer am Sonnabend veröffentlichten Erklärung ihres Außenministeriums in Kabul hervor. Außerdem hörte die taz aus Kreisen der afghanischen Zivilgesellschaft, dass sie ganz konkret eine Teilnahme von deren Vertreter*innen ablehnten.
UN-Sprecher Stéphane Dujarric hatte im Vorfeld allerdings klar gemacht, dass daran nicht gerüttelt werde, „weil es wichtig ist, dass die Stimme afghanischer Frauen laut und deutlich gehört wird“. Zudem ist vorgesehen, dass UN-Generalsekretär António Guterres die Gruppe trifft. Auch die Taliban hatten ein Treffen mit ihm verlangt, was wohl auch vorgesehen war.
Die Taliban lehnten zudem die Ernennung eines von Sinirlioğlu vorgeschlagenen neuen UN-Sondergesandten zur Koordinierung der geplanten internationalen Zusammenarbeit ab. Im Vorfeld erklärten sie sogar, dass sie mit ihm nicht zusammenarbeiten würden, sollte er doch ernannt werden. Ob es in Doha jetzt dazu kommen wird, ist bisher unklar.
Die UNO scheint das Treffen jetzt ohne die Taliban durchzuführen, auch wenn bis Redaktionsschluss noch keine offizielle Information dazu vorlag. Bestätigt ist etwa von Seiten Pakistans, dass am Sonntagvormittag bereits erste bilaterale Treffen stattfanden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Landesparteitag
Grünen-Spitze will „Vermieterführerschein“
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Frauen in der ukrainischen Armee
„An der Front sind wir alle gleich“