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UN-Bericht zu Nordkoreas GulagsFolter, Vergewaltigung, Tötungen

In nordkoreanischen Gefangenenlagern geschehen laut einem UN-Bericht „unbeschreibliche Grausamkeiten“. Eine Mutter müsste mit ansehen, wie ihr Baby ertränkt wird.

Das kommunistische Regime des Machthabers Kim Jong-Un wies die Anschuldigungen von sich. Bild: ap

GENF epd | UN-Ermittler werfen Nordkoreas Diktatur „unbeschreibliche Grausamkeiten“ vor. In den Gefangenenlagern seien Folter, Vergewaltigungen, Verhungern und willkürliche Tötungen allgegenwärtig, heißt es in einem am Dienstag in Genf vorgestellten Report. Auch außerhalb der Camps seien Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu beklagen.

Der Vorsitzende der Kommission, der australische Jurist Michael Kirby, berichtete dem UN-Menschenrechtsrat von einer inhaftierten Mutter, die das Ertränken ihres eigenen Babys mit ansehen musste. Die Frau hatte versucht, aus dem Land zu flüchten.

Ein junger Mann, der seit Geburt in einem Lager gefangen war, habe die Hinrichtung seiner Mutter und seines Bruders beiwohnen müssen. Viele Familienmitglieder von Dissidenten oder vermeintlichen Dissidenten würden in einer Art Sippenhaft unter dem Namen „Schuld durch Verbindung“ festgehalten.

Andere Nordkoreaner seien eingesperrt worden, weil sie ausländische TV-Serien angeschaut hätten oder weil sie ihre Religion ausüben wollten. Der Kommissionschef Kirby verlangte von der internationalen Gemeinschaft, auf die Verbrechen zu reagieren. Die Täter müssten bestraft werden.

Anhörungen von Zeugen

Der UN-Menschenrechtsrat hatte die Kommission im März 2013 mit dem Auftrag gegründet, die Lage in Nordkorea zu untersuchen. Das Team organisierte öffentliche Anhörungen mit Zeugen und Überlebenden aus Nordkorea in Südkoreas Hauptstadt Seoul und Japans Hauptstadt Tokio. Zeugen und Überlebenden aus Nordkorea gaben ihre Aussagen zu Protokoll.

Das kommunistische Regime des Machthabers Kim Jong-Un wies die Anschuldigungen von sich. Pjöngjang lehnt den gesamten Untersuchungsprozess ab. Die Kommission darf nicht in Nordkorea einreisen.

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7 Kommentare

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  • R
    Ruhender

    Ach, wie gut, daß der Westen so gewaltlos ist. Weder finden in Guantanamo Folterungen statt, noch beliefert Deutschland Diktaturen mit Panzern und Chemiewaffen-Rohstoffen. Sonst müßte man glatt denken, die ganze Welt wäre voller Schurkenstaaten.

  • R
    reblek

    "In den Gefangenenlagern seien Folter, Vergewaltigungen, Verhungern und willkürliche Tötungen allgegenwärtig..." - Geht es um Tötungen oder Willkür? Wäre "Unwillkür" okay?

    "Auch außerhalb der Camps seien Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu beklagen." - Irgendwann war jemand so dämlich, "humanity" in diesem Zusammenhang mit "Menschlichkeit" zu übersetzen statt mit "Menschheit" und seitdem kreist dieses falsche Wort um den Erdball.

    "Ein junger Mann habe die Hinrichtung seiner Mutter und seines Bruders beiwohnen müssen." - Prima, epd: "die Hinrichtung beiwohnen".

  • G
    Gast1

    Mit so einem Regime würde ich einfach keinerlei Geschäfte machen, so lange bis derartige Verbrechen nicht mehr begangen werden und den Machthaber vor den Intern. Gerichtshof stellen.

    • R
      Ruhender
      @Gast1:

      Sie sind aber weder der amerikansiche Präsident, noch die deutsche Kanzlerin. Die beiden haben diesbezüglich nämlich nicht die geringsten Skrupel.

  • M
    Mr.Hidemyself

    Ich hatte eigentlich von der Taz erwartet sich nicht an diesem unsäglichen Trend mitzumachen, alle Regime die sich selbst Kommunistisch nennen auch als das zu bezeichnen. Simples Beispiel: Ein Karton mit einem Spielzeug drin, wird auch nicht zur Superwaffe nur weil ich es außen auf den Karton schreibe.Genauso wenig wird eine Diktatur, die sogar einer Dynastie folgt, zu einer Interpretation des Kommunismus, weil es am Anfang mal behauptet wurde.

    • @Mr.Hidemyself:

      Es ist wirklich ungeschickt, dass aber auch jedes Regime, das sich als sozialistisch/kommunistisch bezeichnete, immer mit Terror, Armut, Mord und Folter zu tun hat. Natürlich ist´s praktisch, wenn man sich einfach auf den Standpunkt stellt, es hätte keine Verbrechen von Roten gegeben oder Lenin, Stalin, Mao etc. seien keine richtigen Sozialisten/Kommunisten gewesen; es wäre bloß ein Fehlversuch gewesen, beim nächsten Mal wird alles anders und so weiter.