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UN-Bericht zu Dürren„Kein Land ist immun gegen Dürre“

Es gibt immer mehr und immer längere Dürren, zeigt ein UN-Bericht. Im Jahr 2050 könnten zwei Drittel der Weltbevölkerung von Dürre betroffen sein.

Eine Kamelherde am Wasserloch in Kuruti, Kenia Foto: Brian Inganga/ap

Abidjan/Berlin dpa/taz | Seit dem Jahr 2000 ist die Zahl und Dauer von Dürreperioden global gesehen um 29 Prozent gestiegen. Das geht aus dem UN-Dürrebericht hervor, der am Mittwoch auf der 15. Weltbodenkonferenz in Abidjan in der Republik Côte d’Ivoire vorgestellt wurde. Die Klimaerwärmung dürfte die Situation in vielen Regionen der Welt sogar noch verschärfen.

Der wirtschaftliche Schaden durch Dürren wird in dem Bericht allein für die Jahre von 1998 bis 2017 mit rund 124 Milliarden Dollar (117 Mil­liar­den Euro) beziffert. „Land trocknet aus, fruchtbarer Boden verwandelt sich in Staub“, warnte Ibrahim Thiaw, Exekutivsekretär des internationalen Abkommens zum Schutz der Böden (UNCCD). „Dürren gehören zu den größten Bedrohungen einer nachhaltigen Entwicklung.“

Bislang hätten der dramatische Mangel an Wasser, der Verlust fruchtbaren Landes und anhaltende Trockenheit vor allem arme Länder etwa in der Sahelzone getroffen. Nun seien zunehmend auch andere Regionen betroffen, sagte Thiaw. Er hatte bereits am Vortag die zunehmenden Dürren auch in Europa als „Weckruf für die Europäer“ bezeichnet. „Kein Land ist immun gegen Dürre“, betonte er.

In Europa wurden im vergangenen Jahrhundert 45 größere Dürren verzeichnet, die Mil­lio­nen Menschen trafen und einen wirtschaftlichen Gesamtschaden von 27,8 Milliarden Dollar verursachten. Inzwischen seien rund 15 Prozent der Landfläche und etwa 17 Prozent der Bevölkerung der EU von Dürre betroffen, so der UN-Bericht. Die jährlichen wirtschaftlichen Verluste in der EU und in Großbritannien beliefen sich inzwischen auf 9 Milliarden Euro jährlich.

Fast die Hälfte der Dürren in Afrika

Afrika hingegen ist stärker von Dürre betroffen als jeder andere Kontinent. In den vergangenen hundert Jahren wurden dort mehr als 300 Dürreereignisse verzeichnet, heißt es in dem Bericht. Das seien 44 Prozent der Dürren weltweit. Zudem erlebe Afrika südlich der Sahara in dramatischer Weise die Auswirkungen des Klimawandels. Extremwetterereignisse wie Dürre treten häufiger und intensiver auf.

Allein in diesem Jahr sind nach UN-Angaben nahezu 160 Millionen Kinder schwerer und anhaltender Dürre ausgesetzt, mehr als 2,3 Mil­liar­den Menschen weltweit sind unzureichend mit Wasser versorgt. Bis zum Jahr 2040 könnte nach UN-Schätzungen jedes vierte Kind weltweit von Wassermangel betroffen sein.

Eine Entwarnung ist nicht in Sicht: Im Jahr 2050 könnten mehr als drei Viertel der Weltbevölkerung von Dürre betroffen sein. Dem Bericht zufolge dürften dann zwischen 4,8 und 5,7 Milliarden Menschen in Gebieten leben, in denen mindestens für einen Monat im Jahr Wassermangel herrscht. Derzeit gilt das für 3,6 Milliarden Menschen.

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1 Kommentar

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  • Mit dem Klimawandel wird die atmosphärische Erwärmung zu einer erhöhten Verdunstung über dem Meer führen. Das heißt der Kreislauf des Wassers wird beschleunigt -> mehr Regen, mehr Zurückfluss ins Meer, vermutlich sogar noch beschleunigt durch mehr Wasseroberfläche durch geschmolzenes Eis.

    Es wird nicht überall so sein und oft in Extremwetter münden. Dennoch sollten doch Dürren generell seltener werden?