U20-WM im Frauenfußball: Chancenlos im Viertelfinale raus
Im ersten Spiel der K.o.-Runde verloren die deutschen Juniorinnen gegen Japan. Auch in anderen Nachwuchsteams sieht es karg aus.
„Sportlich konnte man sehen, was uns derzeit vielleicht noch fehlt“, sagte Nationaltrainerin Maren Meinert. Es ist bereits das zweite Mal innerhalb kürzester Zeit, dass die 45-Jährige in ihrer Doppelrolle als U19- sowie U20-Trainerin eine chancenlose DFB-Auswahl betreute. Ende Juli verlor die U19 das EM-Finale gegen Spanien (0:1). Ähnliches war Ende Mai der U17 im EM-Finale passiert, auch gegen Spanien.
Im deutschen Frauenfußball fehlt es in fast allen Jahrgängen an Spielerinnen, die in entscheidenden Momenten den Unterschied machen. Die ehemalige Nationalspielerin Kim Kulig, aktuell Trainerin bei der zweiten Mannschaft des 1. FFC Frankfurt, warnte bereits Anfang des Jahres: „Bei Persönlichkeit und Mentalität sind wir im Vergleich zu anderen Nationen schwächer.“
Kulig wurde 2010 mit dem Bronzenen Ball als drittbeste Spielerin einer U20-WM ausgezeichnet. Damals gewann die deutsche U20 genau wie 2014 noch den Weltmeistertitel, weil heutige A-Nationalspielerinnen wie Dzsenifer Marozsán, Alexandra Popp, Sara Däbritz oder Leonie Maier als Leistungsträgerinnen vorangingen. Nun stach allenfalls die erst 16-jährige Lena Oberdorf (SGS Essen) hervor, während die 20-jährigen Laura Freigang (1. FFC Frankfurt) oder Kapitänin Jana Feldkamp (SGS Essen) abtauchten.
Spielerische Defizite aber Kampfgeist
Schon die Vorrundensiege gegen Nigeria (1:0) und China (2:0) und Haiti (3:2) offenbarten teils eklatante spielerische Defizite, die nur durch kämpferische Einstellung wettgemacht wurde.
Kurz vor der WM rühmte sich der DFB noch für seine Talentförderung: 81 Prozent der U20-Spielerinnen wurden an einem der 266 DFB-Stützpunkte gefördert, ein Dutzend hatte bereits Bundesliga-Erfahrung gesammelt. Doch im WM-Halbfinale stehen mit Gastgeber Frankreich, England und Spanien drei europäische Nationen, die auch in der Liga Anstrengungen unternehmen, um Deutschlands Führungsanspruch anzugreifen. Ralf Kellermann, Sportdirektor des VfL Wolfsburg, warnte schon häufiger, dass der Anschluss zur Weltspitze verloren gehen könnte.
Am 1. September bestreitet die Frauen-Nationalmannschaft ihr entscheidendes WM-Qualifikationsspiel auf Island. Ohne Deutschlands Fußballerin des Jahres Dzsenifer Marozsán (Olympique Lyon), die an einer Lungenembolie leidet. Ob die Nachwuchskrise auch das A-Team erreicht, kann man dann besichtigen.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!