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Tunesische AktivistinAmina macht Schluss mit Femen

Die junge Aktivistin Amina Sbouï wirft der Frauenrechtsgruppe Islamfeindlichkeit vor. Sie fordert die Organisation auch auf, ihre Geldquellen offen zu legen.

Amina Sboui am Tag ihrer Freilassung, am 1. August, in Sousse Bild: reuters

TUNIS afp | Die junge tunesische Aktivistin Amina Sbouï hat die Frauenrechtsgruppe Femen verlassen. Die wegen ihres Protests gegen Salafisten vorübergehend inhaftierte 18-Jährige warf der Gruppe in einem Gespräch mit der Onlinezeitung Huffington Post am Dienstag Islamfeindlichkeit vor.

Ihr habe nicht gefallen, dass Aktivistinnen vor der tunesischen Botschaft in Frankreich „Amina Akbar, Femen Akbar“ geschrien und vor der Großen Moschee von Paris ein Banner mit einem islamischen Glaubensdogma verbrannt hätten, sagte Sbouï.

„Dies hat viele Muslime und viele meiner Verwandten getroffen. Man muss jede Religion achten“, sagte Sbouï. Die junge Frau war inhaftiert worden, nachdem sie Mitte Mai in der Stadt Kairouan aus Protest gegen eine Salafisten-Kundgebung das Wort „Femen“ auf eine Friedhofsmauer geschrieben hatte.

In Frankreich und Tunesien gab es daraufhin Solidaritätsaktionen von Femen. Drei Frauen, darunter eine Deutsche, wurden in Tunis festgenommen, als sie mit entblößten Brüsten vor dem Justizpalast demonstrierten. Die Frauen wurden zunächst zu vier Monaten Haft verurteilt, Ende Juni aber auf Bewährung freigelassen.

Bereits im März war die Schülerin zu Bekanntheit gelangt, als sie im Internet Fotos von sich mit entblößten Brüsten veröffentlichte. Vergangene Woche veröffentlichte Sbouï, die sich nun als „Anarchistin“ bezeichnet, ein weiteres ähnliches Bild, auf dem sie einen Molotowcocktail mit einer Zigarette anzündet.

Sbouï warf in dem Interview am Dienstag Femen auch vor, ihre Geldquellen nicht offen zu legen. „Ich will nicht in einer Bewegung sein, wo es fragwürdiges Geld gibt. Und wenn es aus Israel stammt? Ich will es wissen“, sagte Sbouï.

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15 Kommentare

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  • Traurig. Sboui zeigt, wie tief der Antisemitismus in der islamischen Welt verwurzelt ist – selbst unter DissidentInnen.

  • MB
    Michel B.

    Es ist doch angesichts der hier geposteten Kommentare herrlich zu sehen, daß es auch in der Linken eine brunzblöde schwarzweißdenke gibt, wie ich sie bis vor einigen Jahren nur der Rechten unterstellte, als ich noch unhinterfragt alles annahm, solange es nur von links kam.

    Einige der hier schreibenden Linken bei Demos der Schlipsfaschisten von Pro-Deutschland zu sehen, würde mich absolut nicht überraschen.

  • Das Problem für Amina ist nicht die Organisation Femen. Das Problem für Amina ist ein Islam, "der von Extremisten verwandelt wird von einem Glauben an Gott in eine Ideologie, die eine totalitäre und theokratische Macht all jenen aufzwingen will, die nicht so sind wie sie". Amina sollte sich persönlich fragen, wer islamfeindlicher ist: Die Organisation Femen oder die islamistischen Extremisten.

  • P
    Piotr

    Da hatte man in der taz wohl Angst, dass die offenkundig antisemitischen Ideen der jungen Dame, die sich wieder in die Sklaverei begiebt, woanders veröffentlicht werden und man dann gefragt wird, wieso man das verschwieg. Also hält man das schön aus Teaser und Überschrift raus und lässt es unkommentiert am Ende des Artikels stehen in der Hoffnung, dass es untergeht.

  • D
    D.J.

    "Man muss jede Religion achten“, sagte Sbouï."

     

    Nö, Amina, Menschen sind zu achten, keine Ideologien, gleich ob religiös oder politisch. Und mit Anarchismus hat eine solche Einstellung nun auch überhaupt nichts zu tun, sie ist geradezu das Gegenteil von Anarchismus. Trotzdem alles Gute für sie!

  • Der "Islam" umfasst verschiedene Auslegungen, denen weltweit zwei Milliarden Menschen folgen. Radikale, gemäßigte, fortschrittliche, Konservative, Spirituelle und Heuchler. Das hat "der Islam" mit dem Christentum gemein.

    Natürlich ist es entlarvend, einerseits die Femen für Anti-Islamismus zu geißeln und andererseits antisemitischen Müll zu produzieren. Aber es auch unsinnig, das Kind mit dem Bade auszuschütten. Salafisten sind frauenfeindlich, ja. Aleviten sind es (zumeist) nicht, zumal letztere dogmatische Glaubensinhalte ablehnen.

    Ich stimme Rainer B. zu, dass man Menschen, nicht Religionen achten muss, aber dasselbe gilt auch für die Ver-Achtung.

    • @Guido Hartmann:

      Und wen müsste ich jetzt ihrer Meinung nach ver-achten?

      • @Rainer B.:

        Eben jene Menschen, die im Namen einer Religion, die sie als Vehikel für ihre menschen-(oder in diesem Fall frauen-) verachtende Haltung nutzen,anderen Menschen Grausamkeiten antun. Wenn es Muslime sind, dann sind es eben Muslime. Wenn es Christen sind, sind es eben Christen..usw.

        • @Guido Hartmann:

          Diese Menschen bekämpfe ich in ihrem Tun, aber ich verachte sie nicht als Menschen, denn sonst müsste ich mich am Ende auch selbst verachten.

          Der Sog des Fanatismus ist immer da am stärksten, wo der Glaube am größten ist und die Kontrolle über den Verstand und die Menschlichkeit übernommen hat. Meine Abneigung gegen jegliche Religion rührt genau daher. Dennoch braucht der Mensch auch den Glauben. Dieser kann zwar keine Berge versetzen, aber er macht es einfacher, sie hinzunehmen.

          • @Rainer B.:

            Achtung und Ver-Achtung liegen eng beieinander. Es bedeutet meiner Meinung nach, eine klare Position in der Frage des mitmenschlichen Umgangs miteinander zu behaupten. Ich achte Menschen, die sich gewaltlos, mutig und engagiert für das Wohl anderer einsetzen. Ich verachte solche, die ihren Mitmenschen Grausamkeit antun, ob in Guantanamo, Abu Ghraib oder Marzahn-Hellersdorf. Es gibt Christen, die ihrem Hass auf Behinderte, Schwule, Liberale, Andersgläubige freien Lauf lassen. Als Christ verachte ich das (ich kann nicht anders). Und ich schiebe es eben nicht auf die Religion. Jeder Mensch besitzt prinzipiell das Vermögen der Vernunft und des Mitgefühls (bis auf vielleicht ganz wenige Ausnahmen), und es ist unsere individuelle Entscheidung, auf diese Vermögen zu verzichten und irgendeinem Hassprediger mit seiner Herde hinterherzulaufen. Ich mag niemanden da aus seiner Verantwortung entlassen - zur Kontrolle gehören immer zwei: einer der kontrolliert und einer der sich kontrollieren lässt.

            • @Guido Hartmann:

              Dann sind wir überein!

  • M
    Memri

    Damit ist die Arme dann doch unter den Druck der islamischen Gesellschaft eingeknickt und verdächtigt Femen - ACHTUNG - wohlmöglich mit dem internationalen Finanzjudentum unter einer Decke zu stecken! Jüdisches Geld - Ohgottohgitt!

     

    Ich habe den Artikel mit einem Eimer Popkorn auf dem Schoß gelesen: Femen (gut weil radikalfeministisch) wird von einer Araberin (gut wei nicht deutsch) der Islamophobie (Totsünde!!!) bezichtigt.

     

    Herrlich! Gibt's Nachschlag???

  • Angesichts der Frauenfeindlichkeit des Islam ist eine Islamfeindlichkeit einer Frauenbewegung wie Femen nur logisch und konsequent.

  • C
    Carsten

    "Man muss jede Religion achten"?

     

    Muß man nicht, vor allem nicht welche mit faschistischer Ideologie.

     

    Und zu der Bemerkung "Und wenn es aus Israel stammt?" entbehrt sich doch eigentlich jeder Kommentar.

  • Es ist ein Irrtum, dass man "jede Religion achten muss". Achten muss man nur jeden Menschen.