piwik no script img

Truppenverlegung nach PolenTrump bestätigt seine Pläne

Der US-Präsident will mit dem geplanten Teilabzug von US-Soldaten aus Deutschland Truppen in Polen verstärken. Auch in seiner eigenen Partei regt sich Widerstand.

Polens Präsident Andrzej Duda und Donald Trump bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus Foto: reuters/Carlos Barria

Washington dpa | US-Präsident Donald Trump will mit dem von ihm geplanten Teil-Abzug von Soldaten aus Deutschland unter anderem die amerikanischen Truppen in Polen verstärken. Trump bekräftigte am Mittwoch (Ortszeit) im Weißen Haus bei einer Pressekonferenz mit dem polnischen Präsidenten Andrzej Duda, die Präsenz der US-Soldaten in Deutschland solle „ganz wesentlich“ auf 25.000 reduziert werden. Trump begründete den Schritt erneut mit den nach seiner Ansicht mangelnden Verteidigungsausgaben Deutschlands.

Einige der Soldaten aus Deutschland sollten in die USA zurückkehren, sagte Trump. Weitere Soldaten würden an andere Standorte in Europa verlegt, und „Polen wird einer dieser anderen Orte sein“. Polen habe sich bereit erklärt, für die US-Truppen im Land zu bezahlen. Derzeit sind rund 34.500 US-Soldaten in Deutschland stationiert.

Duda sagte, er habe bei dem Treffen mit Trump dafür plädiert, keine US-Soldaten aus Europa abzuziehen. „Ich habe mich mit der Bitte an Präsident (Trump) gewandt, keine Truppen aus Europa abzuziehen, da Europas Sicherheit wichtig für mich ist“, sagte Duda. Die amerikanische Militärpräsenz habe seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs Europas Sicherheit garantiert. Wenn ein Teil der US-Truppen von dort abgezogen werde, sei diese gefährdet.

Trump kritisierte am Mittwoch erneut die Ostsee-Pipeline Nord Stream 2, die Gas von Russland nach Deutschland bringen soll. „Deutschland bezahlt Russland Milliarden Dollar, um Energie aus Russland durch diese Pipeline zu kaufen.“ Zugleich wolle Deutschland von den USA gegen Russland verteidigt werden. „Ich denke, dass die Menschen in Deutschland darüber sehr unglücklich sind.“

Deutschland und die 2 Prozent

Die nationalkonservative PiS-Regierung in Warschau möchte seit Langem mehr US-Truppen in ihrem Land haben – vor allem als Abschreckung gegen Russland. Die Vorstellungen reichen bis zu einer ständigen US-Militärbasis in Polen, in der polnischen Öffentlichkeit „Fort Trump“ genannt. Bislang sind US-Soldaten dort im Rotationsprinzip stationiert, nach Angaben der polnischen Regierung derzeit rund 5.000.

Trump verwies darauf, dass Polen neben den USA zu nur acht Nato-Staaten gehöre, die das 2-Prozent-Ziel des Bündnisses erfülle. Deutschland dagegen bezahle nur einen Bruchteil davon. Trump sprach von „etwas mehr als einem Prozent“, es könnte aber – je nach Berechnung – auch weniger als ein Prozent sein, meinte er.

Das 2-Prozent-Ziel der Nato sieht vor, dass sich alle Alliierten bis 2024 dem Ziel annähern, mindestens 2 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts (BIP) für Verteidigung auszugeben. Deutschland hat die Ausgaben in den vergangenen Jahren deutlich gesteigert, lag aber 2019 dennoch erst bei einem BIP-Anteil von 1,38 Prozent.

Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer forderte die USA auf, bei einer möglichen Truppenverlegung von Deutschland nach die Polen Nato-Vereinbarungen mit Russland einzuhalten. In einem Interview der Denkfabrik Atlantic Council erinnerte sie die amerikanischen Verbündeten an die Nato-Russland-Akte aus dem Jahr 1997, in der die Nato auf eine dauerhafte Stationierung „substanzieller Streitkräfte“ in den einstigen Mitgliedstaaten des Warschauer Pakts oder der Sowjetunion verzichtet.

Republikaner warnen vor Trumps Plänen

Gegen Trumps Pläne, Soldaten aus Deutschland abzuziehen, regt sich auch in seiner eigenen Partei erheblicher Widerstand. Der führende Republikaner im Auswärtigen Ausschuss des Repräsentantenhauses, Michael McCaul, und fünf seiner republikanischen Kollegen aus dem Gremium forderten Trump in einem am Dienstag (Ortszeit) veröffentlichten Brief dazu auf, die Entscheidung zu überdenken. Ein Abzug von US-Soldaten aus Deutschland würde auch „die Nationale Sicherheit der USA gefährden“, warnten sie.

Führende Demokraten im US-Kongress haben bereits angekündigt, den teilweisen Abzug von US-Truppen aus Deutschland per Gesetz stoppen zu wollen. Der Präsident kann den Teilabzug als Oberbefehlshaber der Streitkräfte anordnen; um ihn umzusetzen, wird aber Geld nötig sein, das der Kongress bewilligen muss.

Der frühere Befehlshaber der US-Truppen in Europa, Ben Hodges, hatte Trumps Pläne für eine Truppenreduzierung in Deutschland als Schwächung der USA und der gesamten Nato bezeichnet. „Ich habe gehört, dass dies eine Strafe für Deutschland sein soll. Das zeigt leider einen totalen Mangel an Verständnis – sowohl beim US-Präsidenten als auch beim ehemaligen US-Botschafter in Berlin, Richard Grenell, warum wir Soldaten in Deutschland haben“, sagte der pensionierte Dreisterne-General der dpa. „Sie sind nicht dort, um Deutschland zu verteidigen, sondern sie sind für uns dort.“

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

7 Kommentare

 / 
  • 600 Milliarden $: Wenn ich vom ersten Tag des Unsiversums bis heute jedes Jahr 50$ zurücklege...

  • Amy go Home. 600 Milliarden Militärausgaben die USA alleine jedes Jahr. Netflix voller Gewalt und Krieg. Wieder so ein global kulturelles Problem. Mannomann...

  • RS
    Ria Sauter

    Hoffentlich macht er das noch vor der nächsten Wahl wahr.



    packt ihm auch Ramstein und die Atomsprengköpfe in den Koffer.



    Es wird Zeit!

  • Amy Go Home

    Von mir aus könnte die US-Army komplett aus Deutschland verschwinden. Ihre Atomwaffen dürfen die Gringos dann bitte schön auch mitnehmen. Je schneller beides passiert desto besser!

  • >Das zeigt leider einen totalen Mangel an Verständnis – sowohl beim US-Präsidenten als auch beim ehemaligen US-Botschafter in Berlin, Richard Grenell,<

    . . . was jetzt aber keinen so richtig überraschen dürfte.

  • Es stellt sich doch die Frage



    ob diese dann überhaupt noch in seiner Hand liegt.

    Noch hat er die Wahlen nicht gewonnen ....

  • «Tschau mit au, Tschüss mit üss, Wiederseh'n mit iederseh'n» wie es vor vielen Jahren schon in der Neuen Frankfurter Schule hiess...