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Trumps Rede zur Lage der NationDie Verzweiflung der Demokraten

Bernd Pickert
Kommentar von Bernd Pickert

In seiner Rede zur Lage der Nation feiert der US-Präsident sich selber. Die wüste Mischung aus Übertreibung und guten Wirtschaftsdaten verfängt.

Ein Blick sagt manchmal mehr als tausend Worte – Donald Trump hielt seine Rede zur Lage der Nation Foto: Leah Millis/dpa

M itten während eines laufenden Amtsenthebungsverfahrens die jährliche Rede zur Lage der Nation zu halten, ist für amtierende US-Präsidenten Chance und Risiko. Donald Trump hat am Dienstagabend seine Chance genutzt. Ohne das Verfahren auch nur mit einem Wort zu erwähnen, sorgte er mit einem wohlkonzipierten Auftritt dafür, der gesamten republikanischen Seite, Wähler*innen wie Kongressmitgliedern, klarzumachen, dass absolute Loyalität zu ihm im besten Interesse des Landes sei – und vor allem in ihrem eigenen.

Für die Demokrat*innen ist das eine lausige Politwoche. Am Montag wollten sie mit Bildern optimistischer und angriffslustiger Präsidentschaftskandidaten in Iowa die News bestimmen – stattdessen zeigten sie sich unfähig, eine Vorwahl zu organisieren. Am Dienstag rauschte Trump mit seiner Rede über sie hinweg – die Geste der Repräsentantenhauschefin Nancy Pelosi, die das Manuskript demonstrativ zerriss, ist da schon mehr verzweifelter Trotz als Offensive. Und zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser taz-Ausgabe wird der Senat das Amtsenthebungsverfahren am Mittwoch bereits mit einem Freispruch beendet haben.

Trump hat am Dienstag deutlich gemacht, warum er unglaublich schwer zu schlagen sein wird. Er vermittelte eine Mischung aus traditionellem Konservatismus in ethischen Fragen, gepaart mit guten Nachrichten aus der Wirtschaft und zur Schau gestellter Abscheu vor dem Kongress, wie sie von einer Mehrheit der US-Amerikaner*innen geteilt wird. Der vermutlich wichtigste Satz, den er im Wahlkampf immer und immer wiederholen wird: „Anders als andere vor mir halte ich meine Versprechen.“ Im Großen und Ganzen stimmt das sogar – selbst wenn Trump in seiner Angeberei maßlos übertreibt und immer wieder dreist lügt. Und selbst wenn man so ziemlich alles an dieser Politik falsch findet.

Trump ist kein Champ der einfachen Leute. Aber wenn sich die US-Wirtschaftsdaten bis November nicht drastisch verschlechtern, wird es für die Demokrat*innen sehr schwer, seiner Geschichte etwas entgegenzusetzen.

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Bernd Pickert
Auslandsredakteur
Jahrgang 1965, seit 1994 in der taz-Auslandsredaktion. Spezialgebiete USA, Lateinamerika, Menschenrechte. 2000 bis 2012 Mitglied im Vorstand der taz-Genossenschaft, seit Juli 2023 im Moderationsteam des taz-Podcasts Bundestalk. In seiner Freizeit aktiv bei www.geschichte-hat-zukunft.org
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4 Kommentare

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  • Pelosi konnte wirklich nicht ahnen, dass das die Aktion von trump ausgenutzt wird.

  • ".... – die Geste der Repräsentantenhauschefin Nancy Pelosi, die das Manuskript demonstrativ zerriss, ist da schon mehr verzweifelter Trotz als Offensive."

    Diese Aktion von "Reißwolfnancy" kam selbst bei engen Parteifreunden nicht gut an. Hat sicher noch ein für die Demokraten unangenehmes Nachspiel.

    • @Tobias Schmidt:

      Dass Trump ihr nicht die Hand geben wollte, war auch nicht besser.

      • @Jossi Blum:

        Trump gab auch Pence nicht die Hand. Vielleicht hat er die ausgestreckte Hand von Pelosi auch einfach nicht gesehen.

        Aber selbst wenn nicht, dies wäre extrem unhöflich gewesen.

        Die Rede zur Lage der Union bei der Rede zur Lage der Union zu zerreißen, und das vor aller Augen (außer vor Trumps, er war wirklich der einzige Anwesende, der keine Möglichkeit hatte dies zu sehen), und wenn man dann noch "Speakerin of the house" und damit Nr. 3 der Hierarchie ist........... das ist noch mal ne ganz andere Hausnummer.