Trump empfängt seinen Freund Modi: Indien soll mehr Waffen aus den USA bekommen
Indiens Premier Narendra Modi ist zu Besuch in Washington. Er kann an das gute Verhältnis in US-Präsident Trumps erster Amtszeit anknüpfen.
Trump hatte im Vorfeld denn auch Modi mit Handelszöllen gedroht und durch die Deportation von Indern für Zündstoff gesorgt. Doch nach dem Treffen im Oval Office sieht es entspannter aus. Es ging unter anderem über Rüstungs- und Handelsabkommen, Arbeitsvisa für indische Fachkräfte, Einwanderung und Innovationsaustausch. Der 74-jährige Modi sprach von einem „Momentum für die Freundschaft zwischen den USA und Indien“.
Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz betonte der Hindunationalist, der zu Hause kaum mit Journalisten spricht, eine Vertiefung der strategischen Partnerschaft. Der Handel zwischen den USA und Indien soll in den kommenden fünf Jahren auf 500 Milliarden Dollar verdoppelt werden. Bei künstlicher Intelligenz und Halbleitern wollen beide enger kooperieren. Außerdem wolle man sich auf den Aufbau starker Lieferketten für strategische Mineralien wie Lithium und seltene Erden konzentrieren.
Modi kündigte laut Trump eine Senkung der Zölle auf US-Produkte an, wie dies Trump gefordert hatte. Um das jährliche US-Handelsdefizit von rund 45 Milliarden US-Dollar gegenüber Indien auszugleichen, werde das Land mehr Öl und Gas aus den USA beziehen. Auch die US-Waffenverkäufe würden steigen. „Wir werden den Verkauf von Rüstungsgütern an Indien um viele Milliarden Dollar erhöhen“, sagte Trump. Er stellte Modi sogar modernste Tarnkappen-Kampjets vom Typ F-35 in Aussicht.
Modi knüpft an frühere Verhandlungen mit Trump an
Kürzlich wurde bekannt, dass für den Milliardenauftrag für den Bau indischer U-Boote nur noch der deutsche ThyssenKrupp-Konzern als einziger Bieter übrig blieb. Die USA wollen nicht leer ausgehen, wenn sich Indien immer mehr von seinem bisher wichtigsten Waffenlieferanten Russland abkoppelt
„Modi und sein Team haben die historischen Veränderungen in der Innen- und Außenpolitik der USA, die durch Trump ausgelöst wurden, schnell erkannt“, kommentiert der politische Beobachter C. Raja Mohan im Indian Express. Er sieht es als „Leichtes“ an, an die Verhandlungen in Trumps erster Amtszeit (2017–2021) anzuknüpfen.
Doch gibt es in der indischen Ober- und Mittelschicht Sorgen, dass Trumps Regierung das in Indien beliebte H1B-Visum für Fachkräfte weiter einschränkt. Zudem wurden kurz vor Modis Ankunft über 100 gefesselte und illegal in die USA eingewanderte Inder:innen mit einem US-Militärflugzeug in ihre Heimat abgeschoben. Weitere Flüge sind geplant. Der entwürdigende Umgang hatte in Indien zu großer Empörung geführt.
In Washington einigte man sich jetzt darauf, gegen „bösartige Akteure, kriminelle Schleuser und illegale Einwanderungsnetzwerke vorzugehen, um die gegenseitige Sicherheit beider Länder zu fördern“. Modi war zuvor auffällig still geblieben.
Modi traf auch Musk und Gabbard
Vor seinem Treffen mit Trump sprach Modi auch mit dessen Berater, dem Tech-Milliardär Elon Musk, unter anderem über Raumfahrtprojekte, sowie mit der gerade vom US-Kongress bestätigten Geheimdienstkoordinatorin Tulsi Gabbard. Im Herbst wird Trump in Delhi erwartet, dann soll ein bilaterales Handelsabkommen vereinbart werden.
Unter Trumps Vorgänger Joe Biden hatten sich die Beziehungen zu Indien verschlechert. Biden nahm der Modi-Regierung übel, dass sie Russland nicht für den Angriffskrieg in der Ukraine kritisierte und stattdessen stark von billigem russischen Öl profitiert. Auch leiteten die USA damals strafrechtliche Ermittlungen gegen Indien wegen mutmaßlicher Beteiligung an Mordanschlägen gegen separatistische Sikh-Führer in Nordamerika ein sowie Korruptionsermittlungen gegen den Milliardär und Modi-Freund Gautam Adani. Dies waren jetzt offiziell keine Themen mehr.
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