Welchtaz | Wenn ein Laster vorbeifährt, von dessen Ladefläche schwarzer Staub herunterweht, dann frohlocken die Menschen in den engen Tälern von McDowell County im südlichsten Zipfel von West Virginia. Auch das Donnern der Lokomotiven, die mehr als 100 offene Kohlewaggons hinter sich herziehen, klingt in ihren Ohren wie Musik.
„Es werden wieder mehr“, wollen sie glauben. Dann reden sie über die 14 Bergwerke in der Region, die jahrelang geschlossen waren und sich jetzt darauf vorbereiten, wieder aufzumachen. Und von der Jobbörse Anfang Januar in dem Städtchen Welch, bei der 75 Bergarbeiter für den Untertage- und den Übertagebau gesucht wurden.
„Die Kohle kommt zurück“, sagt Lacy Workman. Er ist überzeugt, dass sein County, das einst mehr Kohle als jedes andere der USA produziert hat und heute eines derjenigen mit der höchsten Arbeitslosigkeit des Landes ist, sich dank des alten Rohstoffs wieder erholen kann. Er glaubt, dass Donald Trump das möglich macht. Lacy Workman nennt ihn „klug“ und ist überzeugt, dass er den Geschäftssinn hat, den McDowell County braucht.
Im Wahlkampf hat Trump bei einem Auftritt hier erklärt: „Ich liebe Kohle“, hat sich einen Bergarbeiterhelm aufgesetzt und hat neben seinem Rednerpult gestikuliert, als wolle er losschippen. Vor allen Dingen aber bot er sich als Antithese zu Hillary Clinton an. Die hatte angekündigt, dass es mit ihr mehr grüne Energie geben und viele Bergarbeiter ihre Arbeit verlieren würden. Anschließend erklärte sie das zu einem Schnitzer.
Aber da war es zu spät, und die Wähler hatten sich auf Trump eingeschworen. Ihm nehmen sie ab, dass er die Auflagen für Schadstoffabgaben in Wasser und Luft lockern und dass er die Steuern senken wird. Auch wenn der Gaspreis in den letzten Jahren durch das Fracking so niedrig geworden ist, dass viele Kraftwerke ihre Turbinen auf Gas umgestellt haben.
Trumps Traumland
Der Kontrast zwischen den Menschen in McDowell County, wo mehr als ein Drittel unter der Armutsgrenze leben, und dem New Yorker Multimilliardär könnte kaum größer sein. Aber bei den Wahlen im November bekam Trump in McDowell County mehr als dreimal so viele Stimmen wie Clinton. 75 Prozent gegen 23. Es war eines der besten Ergebnisse für Trump im Land.
Er war nicht der einzige Multimilliardär, der in dem County gewann. Der zweite war der reichste Mann von West Virginia, Jim Justice, der an dem Tag zum neuen Gouverneur des Bundesstaats gewählt wurde.
Parteipolitisch ist Justice den umgekehrten Weg gegangen. Während Trump sich in den Jahren vor seiner Wahl allmählich vom Demokraten zum Republikaner veränderte, wechselte Justice vom republikanischen Lager in das demokratische über. Aber im Stil ähneln sich die beiden. Justice hatte kurz vor den Wahlen mehrere Minen in McDowell County und der Umgebung wieder eröffnet und 200 neue Arbeitsplätze geschaffen.
Welch war in der Mitte des 20. Jahrhunderts eine boomende Stadt, die das kleine New York genannt wurde
Lacy Workman hat im Bergbau gearbeitet, ist Lkw gefahren und war die meiste Zeit seines Lebens ein Demokrat. Jetzt konzentriert er sich auf seine neue Partei, die Republikanische, in der er es binnen weniger Jahre zum örtlichen Chef gebracht hat. Es waren die Barack-Obama-Jahre, in denen die Republikanische Partei die Menschen im County überzeugt hat, dass der demokratische Präsident der Ursprung aller Probleme ist.
Berühmtheiten gaben sich die Klinke in die Hand
In McDowell County sind die meisten Siedlungen als „Camps“ am Rande von Bergwerken entstanden, deren Arbeiter weiterziehen sollten, so bald die Kohle abgebaut war. Welch, die größte davon, war in der Mitte des 20. Jahrhunderts eine boomende Stadt, die das „kleine New York“ genannt wurde. Sie hatte drei Theater, in der Innenstadt herrschte dichter Autoverkehr.
Berühmtheiten aus Showbusiness und Politik gaben sich die Klinke in die Hand. In Raymond’s Restaurant an der McDowell Street haben mehrere Präsidenten gefrühstückt, darunter Harry Truman und John F. Kennedy. Anschließend hielten beide Reden von den Stufen des Parkhaus auf der gegenüberliegenden Straßenseite, von dem heute die Fassaden abplatzen.
Es ist eines von mehr als 5.000 Gebäuden, die entweder renoviert oder abgerissen werden müssten. Kennedy kam nach seinem Besuch auf die Idee, Lebensmittelmarken einzuführen, um die Armut, die damals im Rhythmus der Weltkohlemärkte auch immer wieder Bergarbeiter in McDowell County traf, auszugleichen.
Es sollte eine Übergangslösung sein. Doch mehr als ein halbes Jahrhundert später sind 45 Millionen Menschen im Land immer noch auf die Marken angewiesen. In McDowell County beziehen mehr als ein Drittel der Menschen die Marken, deren Fortbestand bei den Republikanern in Washington umstritten ist.
Neue Kohleboom?
Restaurantbesitzer Raymond Bean, inzwischen 90, arbeitet weiterhin in seinem Lokal, in das sich nur noch selten Kunden verirren. Seine Leuchtreklame ist längst von der Fassade abgestürzt, und die Ladenlokale rechts, links und gegenüber von ihm stehen leer. Ein paar Häuser weiter hat ein Vermieter einen handgeschriebenen Zettel ans Schaufenster geheftet, auf dem er anbietet, das Lokal nach den Wünschen eines Mieters umzubauen.
Auch Raymond Bean hat nach Jahrzehnten als demokratischer Wähler für Trump gestimmt. Er hofft, dass er den neuen Kohleboom bringt, der die Stadt rettet und der ihm zu jemandem verhilft, der sein Restaurant übernehmen will. Die Köchin hört von der anderen Seite des Tresens zu. Als Raymond Bean den Raum verlässt, wischt Helen Althazer die Träumereien ihres Chefs beiseite.
„Trump wird nichts für uns tun“, sagt die 84-Jährige kategorisch, „denn er ist umgeben von Leuten, die kein Interesse daran haben.“ Sie hat ihr ganzes Leben in Welch verbracht, mit einem Vater, mit Onkeln und mit Brüdern, die im Kohlebergbau gearbeitet haben. Aber sie glaubt nicht mehr an eine Zukunft: „Dies ist bald eine Geisterstadt.“
Worst Of Trump – Extended
Am Freitag, 20. Januar, wird Donald Trump als 45. Präsidenten der USA vereidigt. Was soll man dazu sagen? Lassen wir „The Donald“ doch selber reden. Hier ein „Worst Of“ seiner schlimmsten Sprüche.
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Zuletzt boten die „Bild“-Zeitung und die britische „Times“ Trump eine Plattform für seine verbalen Rundumschläge. Dort sagte Trump: „Schauen Sie, ich bin kein Politiker, ich gehe nicht raus und sage: 'Ich werde dies tun, ich werde das tun'. Ich muss tun, was ich tun muss. Wer spielt Karten schon so, dass er jedem zeigt, was er auf der Hand hat, bevor er ausspielt.“
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Trump sagte „Bild“ und „Times“ über Twitter: „Und das Twittern? Ich dachte, ich würde es zurückschrauben, aber die Presse berichtet so unehrlich über mich – so unehrlich –, dass ich mich über Twitter äußere. Und es sind nicht 140 Zeichen, es sind jetzt 140, 280 – ich kann bing, bing, bing machen und mache einfach weiter, und sie veröffentlichen es, sobald ich es twittere.“
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In der US-Fernsehsendung „Saturday Night Live“ verarschte Alec Baldwin vor kurzem Trumps Vorliebe für den schnellen Tweet. Vielleicht auch als Reaktion auf diesen Trump-Post: „Habe gerade versucht Saturday Night Live zu schauen – unguckbar! Total einseitig, nicht lustig und dieser Baldwin-Auftritt könnte nicht schlechter sein. Traurig.“
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Mit ihrer Golden-Globe-Rede erzürnte Meryl Streep den künftigen US-Präsidenten. 2015 war Streep noch eine von Trumps Lieblingsschauspielerinnen, nun tippte er: „Meryl Streep, ist eine der überschätztesten Schauspielerinnen in Hollywood, sie kennt mich nicht, hat mich aber gestern bei den Golden Globes attakiert. Sie ist eine ....“
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Gehen wir weiter zurück in die Vergangenheit und sehen, was der US-Präsident von sich gab. Im Jahr 1987 sagte er beispielsweise: „Ich habe nicht die Absicht, Präsident zu werden.”
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Trump über sich selbst 1980-2017: „Ich bin wirklich reich.“
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„Mein IQ ist einer der höchsten – und ihr alle wisst das! Bitte fühlt euch nicht dumm oder unsicher, es ist nicht eure Schuld.“ (@realDonaldTrump auf Twitter, Mai 2013)
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„Ein Mann wurde in einer Polizeistation in Paris erschossen. Sie haben gerade die höchste Sicherheitsstufe ausgerufen. In Deutschland ist jetzt die Hölle los!“ (Trump glaubt, Paris liegt in Deutschland, Januar 2016)
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„Wenn Mexiko seine Leute schickt, schicken sie nicht ihre besten. Sie schicken nicht dich. Und sie schicken nicht dich. Sie schicken Leute mit vielen Problemen und die bringen ihre Probleme zu uns. Sie bringen Drogen mit. Sie bringen Kriminalität mit. Sie sind Vergewaltiger. Und einige, nehme ich an, sind gute Menschen.“ (Trump im Juni 2015)
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„Die besten Tacos gibt es im Trump Tower Grill. Ich liebe Hispanics!“ (@realDonaldTrump auf Twitter, Mai 2016)
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„Hier im Publikum haben vielleicht einige Tomaten dabei. Wenn ihr jemanden seht, der im Begriff ist, eine Tomate zu werfen, prügelt ihm die Scheiße aus dem Leib. Ernsthaft. Ich versprech's euch, ich zahle für das Anwaltshonorar.“ (Donald Trump ermutigt seine Anhänger auf einer Wahlkampfveranstaltung in Iowa, Gewalt anzuwenden, Februar 2016)
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„Schaut euch diese Hände an, sind das kleine Hände? Und (der republikanische Kontrahent, Anm. d. Red.) Marco Rubio sagte zu meinen Händen: 'Wenn sie klein sind, muss auch etwas anderes klein sein.' Ich garantiere euch, da gibt es kein Problem. Das garantiere ich euch.“ (Donald Trump über seinen Penis, März 2016)
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„Sie fängt an, mir alle möglichen absurden Fragen zu stellen. Da tropfte Blut aus ihren Augen, Blut aus ihrer ... wo auch immer.“ (Trump über Fox-News-Moderatorin Megyn Kelly, August 2015)
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„Wenn du ein Star bist, dann lassen sie dich. Du kannst alles machen. Ihnen an die Muschi fassen. Alles.“ (Donald Trump über Frauen, 2005 auf einer Busfahrt für die Unterhaltungsshow „Access Hollywood“, im Bild: Pussy-Power-Protest vorm „Trump Tower“)
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„Wenn Hillary Clinton nicht ihren Ehemann befriedigen kann, warum glaubt sie dann, sie könne Amerika befriedigen?“ (@realDonaldTrump auf Twitter, 2015, wurde gelöscht)
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„Die einzige Karte, die Hillary Clinton spielen kann, ist die 'Frauenkarte'. Sie hat nichts anderes zu bieten und sicher, wenn Hillary Clinton ein Mann wäre, würde sie nicht mal fünf Prozent der Stimmen bekommen. Sie hat nur die 'Frauenkarte'. Das Schöne ist, Frauen mögen sie nicht.“ (Trump über Hillary Clinton, April 2016)
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„Russland, wenn du zuhörst. Ich hoffe, ihr könnt die 30.000 Mails finden, die noch fehlen. Ich denke, unsere Presse wäre euch extrem dankbar.“ (Trump bittet russische Spionagedienste um Hilfe bei der Suche nach Clinton-Mails, die als „persönlich“ eingestuft werden, Juli 2016)
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„Ich kenne Hillary und ich denke, sie wird eine großartige Präsidentin oder Vizepräsidentin.“ (Donald Trump zur Präsidentschaftswahl 2008)
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„Keine Gruppe in den USA wurde mehr von der Politik Hillary Clintons vernachlässigt als die Afroamerikaner. Keine Gruppe. Wenn es Hillary Clintons Ziel war, der afroamerikanischen Community zu schaden, hat sie einen guten Job gemacht. Ich will die Stimme jedes einzelnen Afroamerikaners in diesem Land, der sich eine bessere Zukunft wünscht.“
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„Faulheit ist ein Wesenzug der Schwarzen.“ (1991)
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„Ich würde Waterboarding wieder einführen, und ich würde zur Hölle noch mal Schlimmeres als Waterboarding wieder einführen.“ (Republikanische Debatte, 2016)
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„Präsident Obama ist der Gründer des IS.“ Den Präsidenten nannte er zudem bei seinem vollen Namen Barack Hussein Obama. (Trump bei einem Wahlkampfauftritt in Florida, August 2016)
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„Ich glaube nicht, dass ich verlieren werde. Aber wenn doch, werdet ihr mich wohl niemals wiedersehen, Leute. Ich denke, ich gehe nach Turnberry (Luxus Golf Club in Schottland) und spiele Golf oder so.“ (Trump über die Wahl im April 2016)
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Die Stadt und das County haben nie etwas anderes als Kohle erwogen. Die einzige Diversifizierung ist der Ausbau der Trassen für Geländefahrzeuge in dem umliegenden bergigen Gelände und in den drei Gefängnissen – das eine gehört dem County, das zweite dem Bundesstaat West Virginia, das dritte der Bundesregierung.
Letzteres steht auf einer Bergspitze am Rand von Welch, die zuvor zum Zweck der Kohlegewinnung weggesprengt und abgeräumt worden ist. Als das Bundesgefängnis 2010 eröffnete, galt es als potenzieller neuer Arbeitgeber. Doch heute reisen die meisten Beschäftigten aus anderen Counties an.
„Coalfield Expressway“
Der für die Entwicklung des Countys zuständige Kommissar hat einen weiteren Plan für die Region im Sinn. Cecil Patterson, auch ein Demokrat, der bei den Wahlen für Trump gestimmt hat und ihm eine Chance geben will, hofft, dass es endlich mit der seit mehr als 15 Jahren geplanten Schnellstraße ins County vorangeht.
Auch dieser „Coalfield Expressway“ hat mit Kohle zu tun. Er ist als eine öffentlich-private Partnerschaft geplant, bei der die Bergwerkbesitzer Bergspitzen wegsprengen, ein paar Meter Kohle abbauen und das solcherart begradigte Gelände anschließend an die öffentlichen Bauleute übergeben sollen.
Zurzeit kann man sich in Welch seine Nachbarn aussuchen, denn mindestens jedes zweite Haus steht leer. Das County ist in den letzten Jahrzehnten von mehr als 100.000 auf weniger als 20.000 Einwohner geschrumpft. Nach jeder neuen Katastrophe – nach den Fluten von 2001 und 2002 und den Schließungen der Bergwerke und zuletzt, nachdem im vergangenen Jahr auch Walmart seinen großen Supermarkt geschlossen hat – sind Menschen abgewandert.
Unter jenen, die zurückblieben, nahmen Depressionen und Drogenmissbrauch zu. In der Hochburg der Kohle ist die Zahl der Drogentoten mehr als achtmal so hoch wie im nationalen Durchschnitt.
Jim Sly, dem eines der beiden Bestattungsunternehmen des Countys gehört, hat es nicht selten mit trauernden Familien zu tun, die von „Herzversagen“ sprechen, wenn im Totenschein etwas von Überdosen von Fentanyl, Oxycotin oder Heroin steht. Der Bestatter war Zeit seines Lebens ein Demokrat, aber dieses Mal hat auch er Trump gewählt, weil er sich von einem Geschäftsmann Besseres erhofft.
Du nimmst keine Drogen?
Jackie Ratliff, Superintendent in einer Kohlewaschanlage am Südrand von Welch, hat im November Trump gewählt. In seinem beruflichen Alltag, in dem schwarzen Staub am Berghang, erlebt er jetzt, wie sich die Stimmung langsam ändert. Nichts funktioniert richtig, aber jetzt ist er „vorsichtig optimistisch“.
Wenn die Umweltbehörde EPA sich künftig stärker zurückhält und nur noch „vernünftige Auflagen“ macht und wenn Bedingungen wie die Einrichtung von „unterirdischen Schutzräumen für 80.000 Dollar das Stück“ kippen, könnte er sich vorstellen, dass es mit der Kohle im County wieder aufwärtsgeht.
Lashawn Winfree hat dieses Vertrauen nicht. Sie glaubt nicht an den Präsidenten. Sie hat im November für Hillary Clinton gestimmt – so wie fast alle anderen Afroamerikaner und ein paar wenige weiße Frauen in dem County. Ihr Großvater war Bergarbeiter. Von ihren Klassenkameraden sind viele an Überdosen gestorben. Wenn die 35-Jährige Gleichaltrige trifft, die von der Drogenepidemie betroffen sind, fragen die manchmal erstaunt: „Wie? Du nimmst gar nichts?“
Trumps Hire and Fire
Wer sitzt an Trumps Regierungstafel und trifft politische Entscheidungen, während der Herr des Weißen Hauses gerade über sein Smartphone gebeugt ist und die nächste Tirade auf Twitter raushaut? Und wer ist schon wieder nicht mehr dabei? Ein Überblick über das sich stetig wandelnde Kabinett des Schreckens:
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Verteidigungsminister James Mattis trat Ende 2018 zurück. Einen Tag nachdem Trump ankündigte, dass die USA aus den Kurdengebieten in Syrien abziehen werde, reichte Mattis seinen Rücktritt ein. Bis Mitte 2019 wurde der Posten dann kommissarisch vom früheren stellvertretenden Verteidigungsminister Patrick M. Shanahan besetzt. Seit dem 23. Juli 2019 ist Mark Thomas Esper US-Verteidigungsminister.
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Justizminister Jeff Sessions wurde im November 2018 hingegen gefeuert. Im Zuge der Russland-Ermittlungen war der Vier-Sterne-General in Ungnade gefallen.
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Sessions' Nachfolger als Justizminister wurde im Februar 2019 William Barr, der das Amt schon unter George H. W. Bush ausübte.
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Reince Priebus, zuvor Chef der Republikaner, war bis Juli 2017 Trumps Stabschef im Weißen Haus. Über die Monate war Priebus immer wieder nachgesagt worden, Interna aus dem Weißen Haus an die Presse durchzustechen. Ende Juli 2017 trat er ohne Begründung zurück.
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Auf ihn folgte John Kelly, der bis Januar 2019 durchhielt. Der zweitwichtigste Mann im Weißen Haus soll über Trump gesagt haben: „Er ist ein Idiot.“ Da es keinen Nachfolger gibt, wird der Posten kommissarisch vom Verwaltungsamtschef Mick Mulvaney besetzt.
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Ein Opfer von Kellys neuer Umstrukturierung war im Juli 2017 Trumps Chefstratege Steve Bannon. Medien zufolge wollte Kelly Bannon feuern, Bannon selbst sagte, er habe nie vorgehabt, so lange in der Regierung zu arbeiten. Zuvor war Bannon Chef der rassistischen und antisemitischen Nachrichtenseite Breitbart gewesen.
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John Kelly war davor Heimatschutzminister – auf ihn folgte 2017 Kirstjen Nielsen. Vom 6. Dezember 2017 bis April 2019 war sie Ministerin für Innere Sicherheit. Zwischen Nielsen und dem Weißen Haus hat es praktisch seit ihrer Ernennung zur Ministerin Spannungen gegeben. Der Posten wird derzeit von Kevin McAleenan kommissarisch besetzt.
Sie war die UN-Botschafterin der USA und sollte Donald Trumps „America first“ im Weltmaßstab durchsetzen – nun will sie nicht mehr. Nikki Haley macht Ende des Jahres 2018 Schluss. Im Juli 2019 übernahm die Geschäftsfrau Kelly Dawn Knight Craft den Job.
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Klimawandel? Not his cup of tea. Scott Pruitt war Chef der US-Umweltbehörde (EPA). An die schickte er als Justizminister von Oklahoma einst einen Brief mit der Kritik, die Behörde überschätze die von Energieunternehmen verursachte Luftverschmutzung. Was er ausließ: Geschrieben wurde er von Devon Energy, einer großen Öl- und Gasfirma. Nach zahlreichen Korruptionsskandalen trat er im Juli 2018 zurück.
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Andrew Wheeler folgte bereits im Juli 2018 auf Pruitt als EPA-Chef – auch er ist eher zurückhaltend bei der Einschätzung, was die Schäden durch den Klimawandel sein könnten.
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Besonders oft hat Trump seine nationalen Sicherheitsberater ausgewechselt. Der Erste auf dem Posten war Michael Flynn. Gehen musste er im Februar 2017, weil er vor seiner Amtsübernahme mit dem russischen Botschafter in Washington gequatscht hatte.
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Danach war der Offizier Herbert Raymond McMaster über ein Jahr lang Trumps nationaler Sicherheitsberater. Dem US-Präsidenten gefiel nicht so ganz, was McMaster in Sachen Russland zu sagen hatte – nämlich dass es unbestreitbare Beweise für eine russische Einflussnahme bei der US-Wahl gebe. Im März 2018 feuerte er ihn per Twitter.
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Auf McMaster folgte im April 2018 John Bolton. Bolton ist ein besonders sympathischer Zeitgenosse. Diplomatie ist nicht sein Ding. Er setzt auf die militärische Macht der USA. Das ging selbst Trump zu weit. Er feuerte ihn, so Trump, am 10. September 2019. Bolton selbst sagt, er habe seinen Rücktritt eingereicht.
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2017 hatte es bereits immer wieder Spekulationen über einen Rücktritt Rex Tillersons gegeben. Im März 2018 erfuhr der Außenminister anscheinend durch einen Tweet von Trump, dass er seinen Posten los ist.
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Tillersons Nachfolger im Außernministerium ist seit April 2018 Mike Pompeo, der bisherige CIA-Chef. Er ist mit den Republikanern gut vernetzt und gehört zum erzkonservativen Flügel der Tea-Party. Der Ex-Army-Panzeroffizier ist für die Nutzung von Geheimgefängnissen – das ist jedoch kaum verwunderlich, denn er ist auch ein Befürworter des Waterboardings.
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Sean Spicer war der erste Pressesprecher des Weißen Hauses. Bekannt wurde er, weil er über Trumps Einweihung log und behauptete, die Zuschauerzahl sei die bislang größte für eine solche Feier gewesen. Im Juli 2017 trat er zurück.
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Sarah Huckabee Sanders, Spicers Nachfolgern, verließ im Juni 2019 überraschend das Weiße Haus. Beliebt bei JournalistInnen war sie nicht: Sie strich das tägliche Pressebriefing und wurde wegen ihrer bedingungslosen Loyalität Trump gegenüber kritisiert. Der Präsident fand sie umso toller: „Sie ist eine sehr spezielle Person mit außergewöhnlichen Talenten, die einen großartigen Job gemacht hat. Sarah, danke für deine Arbeit, gut gemacht!“, twitterte er.
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Trumps neue Pressesprecherin: Stephanie Grisham. Sie gilt als ähnlich loyal wie Sarah Sanders, nur eine Prise machtbewusster. Gut vorstellbar, dass Trump das super findet. Ob sie den Job, der so fordernd ist, dass zwei Verantwortliche ihn innerhalb von drei Jahren schmissen, länger aushalten kann?
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Trump machte Tom Price, einen entschiedenen Gegner des „Affordable Care Act“ (Obamacare), zum Gesundheitsminister. Ende September 2017 geriet Price in die Kritik, weil er für Dienstreisen stets Charterjets benutzte und dafür 400.000 Dollar ausgegeben hatte, für Auslandsreisen nutzte er Militärflieger für insgesamt 500.000 Dollar. Er trat am 29. September 2017 zurück.
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Auf Price folgte im Januar 2018 Alex Azar, ein früherer Pharmalobbyist, womit der Bock zum Gärtner gemacht wurde.
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Alexander Acosta war Arbeitsminister. Im Juli 2019 tritt er zurück. Hintergrund ist der Fall um den US-Finanzberater Jeffrey Epstein, der Dutzende Minderjährige missbrauchte und zur Prostitution anstiftete. 2008 war Epstein einem Bundesverfahren entgangen, weil er einen Deal mit der Staatsanwaltschaft einging. Acosta stimmte dem Deal damals als Staatsanwalt in Florida zu. Trump sagte, Acosta sei ein „sehr guter Arbeitsminister“ gewesen.
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McDowell County hat Lashawn Winfree bislang nicht entkommen lassen. Nach der High School ist sie nach Atlanta in Georgia gezogen. Aber dann erkrankte ihre Großmutter, und sie kam zurück. Heute arbeitet sie in einem Videospielsalon, schräg gegenüber dem County-Gefängnis, das in den Gebäuden eines früheren Krankenhauses untergekommen ist.
Erfrischungsgetränke gibt es im Spielsalon gratis. Im Hinterraum sitzen zwei Frauen und ein Mann, die nicht miteinander reden, vor bunt leuchtenden Bildschirmen und hoffen auf Gewinne, die sie im echten Leben schon lange nicht mehr machen.
Als gelernte Krankenschwester könnte Lashawn Winfree außerhalb des Countys Arbeit finden. Stattdessen bleibt sie, beobachtet, wie andere auf Verbesserungen hoffen, an die sie nicht glaubt, und macht sich selbst Vorwürfe, weil sie trotzdem in dem engen Tal ohne Zukunft bleibt.
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„Es waren die Barack-Obama-Jahre, in denen die Republikanische Partei die Menschen im County überzeugt hat, dass der demokratische Präsident der Ursprung aller Probleme ist“
Wenn Trump im Amt ist und als Präsident eine Fehlleistung nach der anderen vollbringt, werden bald auch die dortigen Trump-Anhänger Obama so richtig zu schätzen wissen!
Vielleicht hätte das US-amerikanische Bildungssystem den Schülern ja nicht nur lesen, rechnen gehorchen gehorchen beibringen sollen, sondern auch denken. Dann wäre den "Abgehängten" im "McDowell County" womöglich aufgefallen, dass ihre Kohle ihnen genau so wenig eine Zukunft bietet, wie ihr Kandidat.
Schade, dass offensichtlich niemand die Lücken, die das System gelassen hat, füllen wollte. Die "Guten" – ihre Kandidatin allen voran – haben sich statt dessen in der Pose dessen gefallen, der eine unangenehme Wahrheit ehrlich und gelassen ausspricht und es anschließend aushält, wenn er dafür nicht geliebt wird. Patriarchat pur.
Nun steht fest: Demokratie ist keine Pflichtveranstaltung. Mist aber auch! Wer keine Alternativen anbietet, der muss damit rechnen, dass die Leute lieber in eine dunkle Vergangenheit zurück wollen, als in eine Zukunft, in der nur eins klar ist: Dass sie keine materielle Basis mehr haben werden.
Ertrinkende, heißt es, klammern sich an Strohhalme, egal wie klug sie sind. Vielleicht also war es die Farbe des Toupets. Vermutlich aber war es eher die Summe aller "Schnitzer", die Hillary Clinton begangen hat. Diese Frau war und ist so auf die Macht fixiert, dass sie die Probleme ihrer (potentiellen) Wähler einfach nicht erkennen kann bzw. konnte.
Sie hat gelernt logisch zu denken, sie hat studiert, ist es gewohnt, zu kommandieren. Auf das Niveaus der "Abgehängten" im "McDowell County" konnte und wollte sie sich offenbar nicht herablassen. Wer sein Leben nicht (mindestens) so gut im Griff hat wie sie selbst, wird überhaupt selten respektiert von Aufsteigern. Das ist der Fluchtinstinkt, vermute ich.
Aber: Wer seinesgleichen wie Stimmvieh behandelt, nur weil er mehr Glück hatte im Leben, braucht sich nicht wundern, wenn das "Vieh" sich eines Tages rächt. Nein, Lashawn Winfree braucht sich keine Vorwürfe zu machen, dass sie geblieben ist. Vorwürfe machen müsste sie sich nur, wenn sie untätig zuschauen würde, wie ihr Tal den Bach runter geht.
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