Tripadvisor in der Kritik: Wildtiere sind kein Urlaubsziel
Tierschützer werfen der weltgrößten Touristikwebsite vor, von grausamen Attraktionen zu profitieren. Die weist die Schuld von sich.
Die Londoner NGO World Animal Protection wirft Tripadvisor vor, Geld mit grausamen Tierattraktionen zu verdienen. 250.000 Unterschriften wurden bereits bei einer Onlinepetition gesammelt. „Anstatt zu helfen, Wildtiere in grausamen Attraktionen zu schützen, hat man sich dazu entschlossen, nicht zu handeln“, sagt Kathleen Frech vom deutschen Ableger der Organisation der taz. Bis zu 550.000 Tiere weltweit seien laut einer von den Aktivisten finanzierten Studie betroffen – durch Elefantenreiten, Selfies mit Tigern oder dem Streicheln von Meeresschildkröten.
Tripadvisor aus Newton, Massachusetts, ist mit rund 350 Millionen Besuchern pro Monat extrem wichtig für den globalen Reisemarkt: Laut einer eigenen Untersuchung beeinflusst die Website, die ihr Geld hauptsächlich durch Werbung verdient, weltweit 13 Prozent der internationalen Reisen.
Die Empfehlungen der User hätten „Auswirkungen“ auf 350 Millionen Reisen und 1,8 Milliarden Übernachtungen. Aber eben auch auf die Entscheidung, beispielsweise angekettete Elefanten in den Nong Nooch Garden im thailändischen Pattaya oder eine umstrittene Turtle Farm auf den Cayman-Inseln zu besuchen.
Tripadvisor weist Schuld von sich
Gemeinsam mit der Forschungsstelle für Artenschutz (WildCRU) der Oxford Universität haben die Tierschützer 188 der von Tripadvisor gelisteten Attraktionen weltweit untersucht. Ergebnis: Dreiviertel seien „grausam“. Hier würden „Jungtiere früh ihren Muttertieren weggenommen und unter furchtbaren Bedingungen trainiert“, sagt Frech. Vielfach würden auch Tiere geschlagen oder mit Wasserentzug bestraft.
Auch der in der vergangenen Woche zu trauriger Berühmtheit gelangte und mittlerweile geschlossene Tigertempel in Kanchanaburi, Thailand, wurde auf Tripadvisor empfohlen. Dort wurden vierzig Tigerbabys tot aufgefunden.
Die Kritik setzt direkt am Geschäftsmodell von Tripadvisor an: Wer früher zum Reiseführer griff, liest jetzt die – angeblich echten – User-Bewertungen. 50.000 davon haben World Animal Protection und WildCRU untersucht. Vielen Reisenden gefiel der Umgang mit Tieren: Acht von zehn bewerteten touristische Attraktionen positiv, die von den Experten als Tierquälerei bewertet wurden.
Tripadvisor habe bislang nicht auf die Vorwürfe der Tierschützer reagiert, ärgert sich Frech. Auch auf taz-Anfrage weist die Website jede Mitschuld weit von sich: World Animal Protection solle besser Kontakt zu „nationalen Regierungen und regionalen Aufsichtsbehörden aufnehmen“. Diese müssten darauf achten, dass Unternehmen Gesetze einhalten – nicht Tripadvisor.
„Wir wissen, dass Reisende gern wilde Tiere sehen wollen“ ,sagt Julie Middelkoop von World Animal Protection. „Deswegen müssen sie auch darüber informiert sein, welches Leid sich oft hinter den Kulissen abspielt.“ Es sei schwierig, darauf hinzuweisen, betont Tripadvisor. Es gebe nämlich „keine allgemein anerkannten Kriterien zur Beurteilung von Tierschutzmaßnahmen“ und daher auch „keine umsetzbaren Wege, damit eine Internetseite wie unsere diese Praktiken zentral und weltweit prüfen könnte.“
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