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Trennung von Mirja und Sky du MontHamburg am Scheideweg

Das letzte Promi-Paar Hamburgs, Mirja und Sky du Mont, hat sich nach 16 Jahren Ehe getrennt. Wie soll es in der Hansestadt nun weitergehen?

Eine Trennung, ein Drama: Mirja und Sky du Mont. Foto: Jörg Carstensen/dpa

HAMBURG taz | Wir Hamburger haben es ja nicht so mit Gott, entsprechend wenig muss er herhalten, wenn hier wieder alles schief läuft. In den letzten Tagen löpt es allerdings so dermaßen schief, dass man schon geneigt ist, mal nachzufragen, ob er nicht an der einen und der anderen Schraube drehen könnte. Kaum steht das Wunder von Hamburg bevor, die Eröffnung der Elbphilharmonie, also so in echt, mit dichtem Dach und funktionierender Wasserzufuhr, bringt die Nachricht unsere Stadt zum Beben, dass das letzte verbliebene Promi-Paar, Sky und Mirja du Mont, sich getrennt hätte. Entsprechend findet das Klatschmagazin Gala die Worte: „Es war DER Trennungsschock.“

Und ja, das ist DER Schock, denn wer soll nun als „Promi“ zur Eröffnung des Konzerthauses kommen? Die Bezeichnung „Hamburgs High-Society Traumpaar“ (Bild) für das Ehepaar, das über Jahre hinweg hauptberuflich sehr charmant und eloquent durch TV-Quizsendungen tingelte, zeigt, wie sehr die Metropole auf den Hund gekommen ist. Wo einst Fritz J. Raddaz, Romy Schneider und Jil Sander, Menschen von Geist, Klasse und Nonchalance für das Prickeln an Alster und Elbe sorgten, leben heute ausrangierte Kaffeebohnenkönige und abgetakelte Werftwitwen. Ja, und bis eben auch noch Sky und Mirja.

Nachdem die Trennung der beiden am 14. Juli bekannt wurde, regnete es zwei Tage lang. Seit dem Tod von Helmut Schmidt war die Frage, wen stellen wir jetzt in die erste Reihe bei der Elbphilharmonie-Eröffnung, dem AEZ-Help-The-Child-Award und wenn die Alsterschwäne das Winterquartier verlassen, nicht mehr von jener Dringlichkeit, wie sie es nun wird. Vermutungen, der Senat könnte versuchen, den Fachkräftemangel durch gezielte Anreize gegenüber auswärtiger Prominenz zu kompensieren, führen nur zu einer Verlagerung des Problems, denn Leihprominenz kann keine Lösung für strukturelle Probleme sein. Hamburg muss sich eher fragen, warum es für Leute von Rang und Namen nicht länger attraktiv ist. Dass sogar ein Ort wie Wuppertal mit Ann-Katrin Kramer und Harald Krassnitzer im Gegensatz zu Nordperle ein eigenes Promi-Paar ausweisen kann, sollte der Hansestadt die Röte der Beschämung ins Gesicht treiben.

Menschliche Aspekte einer Trennungsgeschichte

Dabei ist für viele Hamburger nicht nur der kulturelle Verlust schmerzlich. Nein, viele Bürgerinnen und Bürger bedauern zutiefst den menschlichen Aspekt dieser Trennungstragödie. 16 Jahre lang waren die 40-Jährige Darstellungskünstlerin und der 69-jährige Spross der Verlegerdynastie Neven du Mont ein Paar. Fragen wie: Hat er eine Jüngere? Und: Konnte die schöne Blonde auf Dauer dem Charakterdarsteller („Eyes Wide Shut“) und „Genießer des Jahres“ (Schlemmer Atlas 2007) nicht genügen?, beschäftigen die Menschen zwischen Norderstedt und Wentorf.

Dabei waren die Voraussetzung für das Paar bestens. Das bei ihrer Hochzeit 24-jährige Modell hatte sich mit dem Schauspieler einen Mann gesucht, der so knackalt war, dass er mit Größen der Filmgeschichte gearbeitet hatte, die mit der Einführung des Farbfernsehens in Deutschland in Vergessenheit gerieten: William Holden, Gregory Peck, Lee Marvin, Anthony Quinn. Es gab also genug Stoff, mit dem der „Schnippi“ gerufene Gatte in seiner vierten Ehe die langen Abende in dem noblen aber öden Elbvorort, den das Paar als Domizil gewählt hatte, füllen konnte. Und auch wenn die Sonne schien, gaben Skys Aktivitäten genug her, um dem Alltag des Paares interessanten Gesprächsstoff zu bieten. So setzte sich das für „edle Tropfen in Nuss“ werbende FDP-Mitglied nicht nur öffentlichkeitswirksam für seine neoliberale Verliererpartei ein, nein es unterstützte auch die vom Kämpfer für elitäre Bildung Walter Scheuerl initiierte Bürgerinitiative „Wir wollen lernen“.

Gemeinsam engagierten sich die beiden Wahlhamburger für die Tierschutzorganisation Peta und es wird für die Eheleute beruhigend gewesen sein, zu wissen, dass Mirja mit ihrer Ausbildung zur veterinärmedizinisch-technischen Assistentin im Notfall immer schnell ein Blutbild hätte erstellen können. Die gemeinsamen Auftritte auf der „MS Europa“, bei denen das auch literarisch aktive Paar aus seinem Buch „Unsere tägliche Krise gib uns heute“ von ihrem familiären Alltagschaos berichtete, zeichneten das Bild moderner, reflektierter Ehegatten, die auch als Eltern Verantwortung übernehmen.

Wie einst bei Dana und Til Schweiger

Und auch, dass Mirja du Mont als geistreiche und witzige Teilnehmerin unter anderem von Fernsehratesendungen eine unabhängige Präsenz aufbaute, hat die Faszination dieses Hamburger Glamourpaares unterstützt.

Nun hat der Glamour eine Weggabelung erreicht und wie schon mit der Trennung von Dana und Til Schweiger ist zu befürchten, dass einer der Ehepartner seinen Glanz demnächst an anderer Stelle versprüht.

Die Stadt Hamburg stellt das vor die entscheidende Frage, was um Himmels Willen sie denn tun muss, um als „schönste Stadt der Welt“ wieder zu dem Ort zu werden, an dem Prominente gesehen werden möchten. Es liegt die Vermutung nahe, dass eine Sonderabteilung des Hamburger Senats schon nach einer Lösung sucht. Was diese Attraktivität herbeiführen könnte, wird die zentrale Frage in dieser Abteilung sein. Ob man ein neues Musical-Haus bauen sollte, wird man sich fragen. Oder lieber eine Massenveranstaltung in die Stadt holen?

Gäbe es die nicht schon – eine Fontäne auf der Alster wäre eine tolle Idee.

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6 Kommentare

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  • Bis vor ganz kurzer Zeit habe ich ernsthaft bezweifelt, dass irgend jemand wirklich Promis braucht. Entsprechende Beteuerungen habe ich im besten Fall für eine ironische Übertreibung gehalten, im schlimmsten Fall für einen schlechten Scherz. Dann habe ich meinen Jahresurlaub partiell an der schleswig-holsteinischen Wasserkante verbracht, in einem Heim für wohlstandsverwahrloste Erwachsene. Diese Erfahrung hat mich eines Besseren belehrt.

     

    Nicht nur die freie und Hansestadt ist aufgeschmissen ohne ihre Traumpaare, sondern auch die ganz normale gehobene bürgerliche (Mittelstands-)Familie. Die einzelnen Familienmitglieder wären vermutlich in jener Zeit des Jahres, in der sie nicht getrennte Wege gehen und dabei wichtig wirken können, sondern von allen Alltagszwängen freigestellt auf einem Haufen beieinander hocken müssen, zur Kommunikation vollkommen unfähig ohne sie. Vom Zehnjährigen bis zur betagten Gande Dame – alle kannten sich mit Promis aus und hatten das entschiedene Bedürfnis, deren Tun und Unterlassen zu bewerten bzw. zu referieren. Zumindest musste ich diesen Eindruck als wehrlose Früchstückstischnachbarin gewinnen.

     

    Nun ist mir auch klar, wieso so viele Ehen angeblich ausgerechnet im Urlaub kriseln bzw. zerbrechen. Es gibt einfach nicht mehr genügend Gesprächsstoff in einer Welt, in der das aktuelle Tagesgeschehen (Putsche, Attentate, Polizistenmorde, Finanzkriesen etc.) die Promi-Berichterstattung aus den Medien vertreibt.

     

    Übrigens: Schön, dass Silke Burmester uns e-taz-LeserInnen nicht gänzlich entsagt hat. Ein ganz klein wenig Glamour kann dem "Blatt" vermutlich gar nicht schaden – so als Kontrastprogramm, meine ich. Manchmal vergisst man ja als Konsument, dass tatsächlich alles relativ ist. Zumindest für erstaunlich Viele von uns.

  • "Wie soll es in der Hansestadt nun weitergehen?" Ja, das ist wirklich die Frage nach so einem einschneidenden Ereignis. Am besten reisst man Hamburg ab und baut es an anderer Stelle wieder auf.

  • Hamburger Niveau-Pegelstand: Bei niedrig stehender Sonne, werfen auch Zwerge lange Schatten.

  • kurz - Rudolph Schock

    • @Lowandorder:

      ... als Reliquie ? Der liegt seit 30 Jahren auf dem Friedhof Düren-Gürzenich.

    • @Lowandorder:

      Gute Wahl. Bleibt eine Frage: Für ihn oder für sie?