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Treibjagd auf MeeressäugerProtest gegen Delfinjagd in Japan

Im September beginnt wieder die Jagdsaison auf Delfine in „der Bucht“ von Taiji. Es gibt Proteste, an denen sich bekannte Delfinschützer beteiligen.

Begleitet von Protesten hat im japanischen Taiji die Treibjagd auf Delfine begonnen Foto: Kyodo

Tokyo taz | Erstmals seit seiner Ausweisung vor sieben Jahren hat der US-Delfinschützer Richard „Ric“ O’Barry wieder persönlich in Japan gegen den Beginn der Jagdsaison auf die Meeressäuger protestiert. Zusammen mit dem Gründer und Direktor des „Dolphin Project“ demonstrierten japanische Aktivisten im Hafen von Taiji.

Die westjapanische Stadt ist der Schauplatz des Dokumentarfilms „Die Bucht“, der 2010 mit einem Oscar ausgezeichnet wurde. „Das jährliche Delfinschlachten wird aufhören, wenn die guten Menschen von Japan dagegen aufstehen“, erklärte O’Barry jetzt mit dem Rücken zur Bucht, die er seit 1976 immer wieder aufgesucht hat. „Wir sind zur Unterstützung hier.“ Der inzwischen 83-Jährige hielt ein Schild „End Dolphin Hunts!“ inmitten von Demonstranten im Delfinkostüm hoch. Ein japanisches Protestschild lautete: „Delfinarien = Gefängnisse“.

Der Film hat die umstrittene Praxis in Japan jedoch bisher nicht stoppen können. Während der Saison zwischen Anfang September und Ende Februar treiben die Fischer die Delfine im Meer zusammen und machen sie nahe der Küste durch Schläge gegen Metallstangen unter Wasser orientierungslos. Dann werden die Säuger in zwei Buchten sortiert – der Großteil wird getötet, sodass sich das Meer dort blutrot färbt –, die übrigen werden über Zwischenhändler an Delfinarien in aller Welt verkauft, häufig nach China.

Während der vergangenen Saison töteten die Fischer laut der japanischen Organisation Live Investigation Agency 527 Delfine von fünf verschiedenen Arten und nahmen 37 Tiere für den Weiterverkauf lebend gefangen. Nach einer Kalkulation der Tierschützer bekommen die Fischer für jeden getöteten Delphin umgerechnet rund 300 Euro, während jeder gefangene Meeressäuger ihnen zwischen 6.000 und 10.000 Euro einbringt. Am Ende der Kette zahlen Delfinarien dann zwischen 30.000 und 40.000 Euro für einen einzelnen Delfin aus Taiji.

Deportation war illegal

Die japanische Regierung hatte den weltbekannten Gegner der Delfinjagd in Japan im Januar 2016 bei der Einreise festgenommen, 19 Tage lang inhaftiert und verhört und schließlich abgeschoben.

Doch sein japanischer Anwalt Takashi Takano kämpfte für Wiedergutmachung und ging dafür durch alle Instanzen. Schließlich entschied der oberste Gerichtshof vor drei Jahren, dass sowohl das Einreiseverbot als auch die Deportation illegal waren. „Es ist das erste Mal, dass ein Ausländer sich in Japan erfolgreich vor Gericht gegen seine Abschiebung gewehrt und gewonnen hat“, erklärt Anwalt Takano.

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7 Kommentare

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  • Dazu empfehle ich auch die Doku "Seaspiracy" auf Netflix.....es ist tatsächlich so, dass die Delfine nicht nur gejagt, sondern teilweise gezielt abgeschlachtet werden, weil sie von den Fischern als Konkurrenz gesehen werden (die fressen uns den Fisch weg). Die Delfine werden dann mit Booten in einer Bucht zusammengetrieben und dahingemetzelt. Absolut grausam und unmenschlich

    • @PartyChampignons:

      Da haben Sie recht. Sehe ich genau so.

    • @PartyChampignons:

      Gut, dass es Laender und Regionen gibt, auf die wir mit dem Finger zeigen können. In unserer Tierhaltung und in den Schlachthoefen haben es die Schweine und Rinder, die hinsichtlich Intelligenz und Wahrnehmung den Delfinen vergleichbar sind, viel besser.

      • @Dietrich Schneider:

        Das sehe ich genauso.

        Was einmal im Jahr in dieser Bucht geschieht, geschieht Tag für Tag in deutschen Schlachthöfen.

        Man empört sich über das Abschlachten der Delphine und ist man damit fertig, haut man sich ein Schnitzel in die Pfanne.

        • @Jim Hawkins:

          Es ist ein Unterschied, Tiere zu schlachten und diese dann immerhin zu verwerten oder Tiere einfach abzuschlachten, weil man sie als Konkurrenz betrachtet, diese Tiere werden nicht verwertet (ähnliches passiert bei der "Delikatesse" Haifischflosse , die Haie werden gefangen und getötet, die Flosse abgeschnitten und der restliche Hai unverwertet wieder entsorgt).

        • @Jim Hawkins:

          Man kann sich durchaus über beides empören. Es ist allerdings schon besonders perfide, die paar Delfine als Nahrungskonkurrenten zu bezeichnen und eine Tradition daraus zu machen, das Wasser in dieser Bucht mit diesem schändlichen Tun rot zu färben.



          Bei aller Anerkennung kultureller Leistungen - was Tiere betrifft, haben die asiatischen Länder meiner Ansicht nach noch einiges zu lernen. Wenn ich an China und seine traditionelle "Heilmittel" denke ... das ist pervers.

          • @Zebulon:

            Es ist eben auch eine Frage der Dimension.

            Hier geht es um 527 Tiere. In Deutschland werden pro Jahr ca. 700 Millionen Tiere geschlachtet.