Treibhausgas-Emissionen: Kohle-Boom ruiniert Klimabilanz

Die Energiekrise macht sich in Deutschlands Energiewirtschaft bemerkbar. Erstmals seit Langem verzeichnet sie wieder steigende Emissionen.

Kühltürme eines Kohlekraftwerks

Kohlekraftwerk im brandenburgischen Jänschwalde Foto: Patrick Pleul/dpa

BERLIN taz | Die Energiekrise macht sich in Deutschlands Klimabilanz bemerkbar – und zwar erwartungsgemäß negativ. Die Energiewirtschaft hat sich selbst zu Wort gemeldet und gewarnt, dass sie ihre CO2-Grenzwerte aus dem Klimaschutzgesetz 2022 überschritten habe.

Dabei gab es laut dem Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) sogar viel Ökostrom. Der machte 47 Prozent am Stromverbrauch aus, ein Plus von 5 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. Die Folgen des fossilen Booms konnte das nicht wettmachen: Es wurde deutlich mehr klimaschädlicher Kohlestrom produziert als geplant.

Deshalb seien die Treibhausgas-Emissionen des Sektors 2022 erstmals seit vielen Jahren sogar wieder gestiegen, hieß es beim BDEW. Die Branche habe den Ausstoß von 260 Millionen Tonnen Kohlendioxid verursacht – 3 Millionen Tonnen mehr als laut Klimaschutzgesetz erlaubt.

„Diese Entwicklung ist für das Klima natürlich ein Rückschritt“, sagte BDEW-Chefin Kerstin Andreae. Nötig sei neben der Entwicklung eines Wasserstoffmarkts der schnellere Aus- und Umbau der Stromnetze sowie der Ausbau der erneuerbaren Energien. Bei dem hakt es weiter. Bei der vierten und letzten Ausschreibung der Bundesnetzagentur für erneuerbare Energien gab es erneut wenig Interesse.

Windbranche kritisiert Höchstpreis bei Ausschreibung

An den Ausschreibungen müssen Energieunternehmen teilnehmen, wenn sie staatliche Förderung für ihre Windräder und Solaranlagen bekommen wollen. Die Idee: Der Billigste bekommt den Zuschlag. Das ist seit gut fünf Jahren so. Zuvor gab es gesetzlich garantierte Fördersätze.

Ausgeschrieben war im Dezember die Unterstützung von Windrädern an Land mit einer Kapazität von insgesamt 604 Megawatt. Die 16 Gebote reichen aber nur für etwa 204 Megawatt. Es wäre also Geld für etwa die dreifache Menge dagewesen. Gleichzeitig lief eine Ausschreibung für Solaranlagen auf Gebäuden, die ebenfalls deutlich unterzeichnet war.

Die Windenergie-Branche kritisierte die Preisobergrenze für Gebote in den Ausschreibungen. „Aufgrund des deutlich zu niedrig angesetzten Höchstwertes war auch bei dieser Ausschreibungsrunde eine Unterzeichnung erwartbar“, sagte Hermann Albers, Chef des Bundesverbands Windenergie. Die Branche beklagte zuletzt gestiegene Kosten durch teure Baustoffe und gestörte Lieferketten. Künftig soll der Höchstpreis aber um bis zu 25 Prozent hochgesetzt werden können, wie der Bundestag bereits beschlossen hat.

Die Ampelregierung will die Energiewende beschleunigen und hatte in ihrem Osterpaket verschiedene Gesetze dazu beschlossen. Unter anderem gibt es künftig die Verpflichtung für die Bundesländer, 2 Prozent ihrer Flächen für die Windenergie auszuweisen, damit überhaupt Platz ist für die nötigen Windräder. Dem BDEW geht es dabei aber immer noch zu langsam: Statt 2032, wie im neuen „Windenergie an Land“-Gesetz vorgesehen, müsse der Prozess schon 2025 abgeschlossen sein.

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