Treffen Nordkorea-USA: Südkorea rätselt über Gipfel
US-Außenminister Pompeo reist nach Seoul, um Südkoreas Präsident die Ergebnisse des Kim-Trump-Gipfels zu erklären.
Gesprächsbedarf dürfte es genügend gegeben haben, als am Donnerstag US-Außenminister Mike Pompeo das Präsidentenhaus in Seoul besuchte, um mit Südkoreas Staatschef Moon Jae In die Resultate des Gipfeltreffens von Singapur zwischen den Präsidenten der USA und Nordkoreas zu erörtern. Schließlich hatte Donald Trump während seiner wirren Pressekonferenz die meisten Anwesenden vor den Kopf gestoßen, indem er fast beiläufig ankündigte, die „teuren und provokativen Kriegsspiele“ mit Südkorea zu stoppen. Gemeint waren die gemeinsamen US-südkoreanischen Militärmanöver, die Nordkorea in der Vergangenheit regelmäßig als Kriegserklärung gewertet hat.
Die südkoreanische Regierung war offensichtlich von der Ankündigung überrascht. Man müsse noch herausfinden, was Trump überhaupt gemeint habe, ließ ein Präsidentensprecher noch am Mittwoch verkünden. Ebenso blieb bei der vagen Gipfelerklärung von Kim und Trump völlig offen, was denn nun von der „kompletten, verifizierbaren und unumkehrbaren Denuklearisierung“ geblieben ist, die die USA doch immer gefordert haben. Und vor allem: Werden jetzt die Wirtschaftssanktionen gegen Nordkorea nun gelockert?
Pompeo war jetzt in Seoul sichtlich bemüht, Licht ins Dunkel zu bringen: „Wir werden eine vollständige Denuklearisierung einfordern, ehe wir Sanktionen aufheben“, sagte er. Auch am Ziel der „umumkehrbaren und überprüfbaren“ atomaren Abrüstung Nordkoreas werde man festhalten.
Es schien fast, als wolle der US-Außenminister das unter den meisten Nordkorea-Experten als äußerst schwach angesehene Verhandlungsergebnis von Singapur retrospektiv aufwerten. Die Reaktionen in den großen US-Medien auf den Gipfel waren zum Teil erschütternd ausgefallen: „Nordkorea ist als Atommacht angekommen“, leitartikelte die New York Times. Der 2018 als Sonderbeauftragte für Nordkorea zurückgetretene Joseph Yun, einer der profundesten Korea-Experten Washingtons, sagte: „Genau das hat Nordkorea von Anfang an gewollt. Und ich kann nicht glauben, dass wir das zugelassen haben. Ich bin schlicht überrascht, dass Monate der Verhandlungen zu so wenig Resultaten geführt haben.“
Optimismus in Südkorea
Die meisten Südkoreaner zeigen sich dennoch weitgehend optimistisch. Das hat vor allem damit zu tun, dass die atomare Bedrohung durch den Norden eher als politisches Taktieren angesehen wird. Dass Kim wirklich eine Atombombe auf den südlichen Nachbar abwerfen würde, hält niemand für wahrscheinlich.
Vielmehr wünschen sich die Leute, dass der innerkoreanische Friedensprozess nun weiter vorangetrieben wird. Unter der Jugend des Landes steigt zudem der Wunsch, in baldiger Zukunft einmal nach Nordkorea einreisen zu können. Ironischerweise erfreut sich selbst Trump unter den Koreanern einer gewissen Beliebtheit: Im Gegensatz zu Obama hat er dem Nordkorea-Konflikt schließlich oberste Priorität eingeräumt. Unter Hillary Clinton, so lautet das Credo, wäre es sicher nicht zum Gipfel mit Kim gekommen.
Vor allem aber bleibt die Popularität von Präsident Moon Jae In erhalten. Bei Südkoreas Kommunalwahlen sowie einer Reihe von Nachwahlen zum Parlament am Mittwoch erlangte die linksgerichtete Regierungspartei des Präsidenten einen beachtlichen Erdrutschsieg: 14 Bürgermeisterposten und 11 der 12 zur Wahl stehenden Abgeordnetensitze gingen an Moons Partei. Da der Wahlkampf vor allem im Schatten der innerkoreanischen Annäherung und des Kim-Trump-Gipfels stand, kann das Ergebnis als Vertrauensbeweis für Moons Nordkorea-Politik gewertet werden.
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