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Trans*personen in Berliner BädernBald könnten sie für sich schwimmen

Die Berliner Trans*Community fordert eigene Badezeiten in Schwimmbädern. Nächste Woche wird darüber mit den Bäderbetrieben gesprochen.

Können Trans*personen hier bald für sich baden? Stadtbad Neukölln. Foto: dpa

Berlin taz | Die Berliner Bäder Betriebe zeigen sich offen gegenüber einer Schwimmzeit für Trans*personen. Am Montag werden sie sich mit den queeren Vereinen Sonntags-Club und Seitenwechsel treffen, um sich über die Bedürfnisse der Trans*personen zu informieren. Das gab Annette Siering jetzt auf einer Pressekonferenz im Schwimmbad Fischerinsel bekannt.

Man wolle dem Wunsch nach geschützten Zeiten entgegenkommen, so Annette Siering. „Wir wollen uns jetzt aber noch auf keine Halle festlegen.“ Wo Trans*personen zukünftig beim Schwimmen unter sich sein können, werde man mit den queeren Vereinen besprechen, sagte der Pressesprecher der Berliner Bäder Betriebe, Matthias Oloew. Man denke darüber nach, eine Halle auszuwählen, die möglichst nicht von außen einsehbar sei.

Ein Vorfall im Stadtbad Neukölln im November 2015 provozierte die queere Community. A., eine Trans*frau of Color, hatte während der öffentlichen Badezeiten das Gebäude verlassen müssen. A. hatte die Damenumkleidekabine genutzt, weil sie sich Frauen zugehörig fühlt. Augenzeug_in und Blogger_in SchwarzRund berichtet: „Wir betraten den binären Umkleidebereich, sofort zischte uns eine Person entgegen, dass ,hier der Frauenbereich ist‘.“

Die erboste Badegästin hatte in A. eine männliche Person gesehen und sie aggressiv dazu aufgefordert, die Damenumkleide zu verlassen. Die Trans*frau habe darauf hingewiesen, dass sie sich als Frau definiere. „Leicht bekleidet in Badesachen wurden wir also vom Schwimmbadpersonal abgeführt“, schildert SchwarzRund auf dem Blog von Maedchenmannschaft.net.

Es geht um Teilhabe

Dieser Vorfall hatte 78 queere Organisationen und über 500 Einzelpersonen dazu veranlasst, einen offenen Brief an die Berliner Bäder Betriebe zu verfassen. Darin fordern sie, dass die „Einrichtungen Maßnahmen ergreifen, die zukünftig eine Teilhabe von Personen verschiedener Geschlechteridentitäten am öffentlichen Badebetrieb ermöglicht“. Das Schreiben wurde neben der Schwulenberatung auch von den Vereinen Sonntags-Club und Seitenwechsel unterzeichnet.

Marcel de Groot von der Schwulenberatung Berlin bewertet das Angebot zum Gespräch mit den Berliner Bäder Betrieben als positiv. Wichtig sei jedoch auch, dass das Bäderpersonal darüber informiert werde, dass eine Trans*schwimmzeit einen Schutzraum für die Trans*personen darstelle. „Damit der Mensch am Schalter keine blöde Bemerkung macht“, so Marcel de Groot. Denn Trans*personen seien gerade in der Anfangszeit ihrer Transition häufig unsicher, was den eigenen Körper betreffe.

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6 Kommentare

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  • Hier der besagte offene Brief der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland, dem sich über 80 Organisationen (auch die im Artikel erwähnten) angeschlossen haben: http://isdonline.de/offener-brief-an-die-leitung-des-stadtbad-neukoelln-sowie-die-berliner-baeder-betriebe/

    Ein sehr guter Artikel, der mehr Wissen zu trans*feindlicher Gewalt und Diskriminierung in Bädern liefert als dieser hier, findet sich in der aktuellen Printausgabe der "Siegessäule", eine Lektüre, die einzelner der hier banalisierend kommentierenden Leser*innen vielleicht etwas auf die Sprünge hilft.

  • "Maßnahmen(...), die zukünftig eine Teilhabe von Personen verschiedener Geschlechteridentitäten am öffentlichen Badebetrieb ermöglicht."

     

    ...sollen dann also Zeiten sein, in denen die Nicht-Trans Öffentlichkeit vom Schwimmbetrieb ausgeschlossen ist. Das wirkt wenig sinnvoll und mehr wie Revierabstecken als wie der Versuch, ein möglichst normales Leben mit der eigenen sexuellen Identität zu führen.

     

    Da es hauptsächlich um Missverständnisse/Anfeindungen bei der Benutzung von Umkleiden zu gehen scheint, reicht es doch, wenn einzelne Umkleideräume (soweit es überhaupt noch Gruppenumkleiden gibt) zeitweise oder dauerhaft von Männlein oder Weiblein auf Trans umgewidmet werden. Wollen die Transpersonen aber einfach unter sich sein, reicht das aus meiner Sicht für eine Sperrung nicht aus.

  • Viele Schwimmbäder haben kaum noch Frauen- oder Männerbereiche sondern Umkleidekabinen.

    Alle möglichen Vereine haben Schwimmbäder und Schwimmbecken für bestimmte Zeiten für sich reserviert - ob das das Schulschwimmen, Babyschwimmen, muslimische Frauenschwimmen oder der Kayak- oder Segelverein ist, sollte so etwas selbstverständlich möglich sein. Aber bitte nicht im einzigen verfügbaren Hallenbad an einem Ort zum Zeitpunkt des Hauptbesucher_innen_andrangs.

    Zwar benötigen alle möglichen Personen "Schutzräume" - gleichzeitig ist es wichtig, dass sie sich auch in der Gesellschaft zurecht finden. Dabei ist es wenig hilfreich, wenn man das binäre Geschlechtermodell durch das Modell "Queer" oder "Trans" einfach nur ergänzt. Wichtig wäre eher Männer- und Frauenstereotypen insgesamt aufzuweichen und Geschlechtergrenzen abzubauen.

    • @Velofisch:

      Wo bitte gibt es in Berliner Bädern "muslimisches Frauenschwimmen"?

       

      Die Wasserfläche in Berliner Bädern wird verknappt, in dem für in Rente gegangene keine neuen Mitarbeiter für die Bäder eingestellt werden.

      Die Wasserfläche wird verknappt weil eine unfassbar schlechte Reißbrettriege Entscheidungen getroffen hat, Bäder Vereinen übergeben zu wollen- damit ist nicht nur die jetzige Führungsetage gemeint.

      Ich bin keineswegs gegen Vereinsbäder, im Gegenteil. Welche das sind, hat allerndings jemand entschieden, der weder Strukturen in den Bezirken zu kennen scheint, noch die Bäder. Besucherzahlen als Entscheidungsgrundlage. Bäder schließen ständig, sind marode weilnicht investiert wurde, Eintrittspreise verteuert. Logisch bleiben viele dann weg.

       

      Was das Thema betrifft: es ist UNBEDINGT nötig, dass Transpersonen Badezeiten bekommen. Mir reichen schon dämliche Sprüche, die ich mir als Frau anhören muss von manchen Gästen. Und ich habe damit eine Geschlechtsidentität. Jemand der für so manchen nicht in das vorherrschende Geschlechterverständnis passt, muss geschützt werden.

  • ist das nicht genau der falsch ansatz?man sollte dich die "normalen" badegaste mal darauf hinweisen,dass sie transmenschen zu akzeptieren haben,auch im freibad.

    fur ganz schuchterne gjbts ja meist eh einzelkabinen.

    • @pippilotta_viktualia:

      Aber es geht ja nicht nur um die Transmenschen, sondern auch um die anderen, besonders Frauen.

      Woher soll Frau wissen, ob der äußerlich männliche Mensch der unter den Nachbardusche steht, sich weiblich fühlt?

       

      Ansonsten richtig, eigentlich müsste die Vereinzelung in diverseste subgruppen aufhören.

       

      Zumal Hallenbäder heutzutage auch immer was mit Wirtschaftlichkeit zu tun haben. 2 Stunden Öffnungszeit für vielleicht 2 Leute und in der nächsten Woche keiner?