Transparenz in der Pharmaforschung: Frei und öffentlich verfügbar
Die Pharmafirma GlaxoSmithKline unterstützt die Kampagne zur Offenlegung klinischer Studien. 2012 erhielt der Konzern noch eine Rekordstrafe.
BERLIN taz | Eine seit Kurzem laufende Petition auf der Webseite alltrials.net fordert von Pharmakonzernen, sämtliche in der Vergangenheit durchgeführten medizinischen Studien, die in den Schubladen der Firmen liegen, offenzulegen. Zuletzt standen die Hersteller dafür verstärkt in der Kritik.
Viele Wissenschaftsorganisationen unterstützen die Kampagne, darunter auch das für die Arzneimittelbewertung in Deutschland zuständige Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).
Doch der jüngste Unterstützer der Kampagne ist eine Überraschung: Der Pharmariese GlaxoSmithKline (GSK). „Wir verpflichten uns, transparent mit unseren klinischen Studiendaten umzugehen, um wissenschaftliche Erkenntnisse und informierte medizinische Entscheidungen voranzutreiben“, erklärt GSK-Forschungsleiter Patrick Vallance.
„Alle in die klinische Forschung involvierten Organisationen, seien es Firmen wie GSK, die Wissenschaft oder Forschungsgesellschaften, haben eine wichtige Rolle darin, zu garantieren, dass die Daten, die sie erzeugen, öffentlich verfügbar gemacht werden, um Patienten Vorteile zu bringen.“
GSK will auf einer Webseite alle Studien, die im Auftrag des Unternehmens durchgeführt werden, verfügbar machen. Wissenschaftler sollen zudem Zugriff auf die detaillierten Patientendaten haben, die bei klinischen Studien anfallen – diese können aus Datenschutzgründen nicht öffentlich zur Verfügung gestellt werden.
Rekordstrafe für Bad Guy
Der Initiator der Petition, der britische Arzt und Guardian-Journalist Ben Goldacre, zeigt sich hocherfreut. „Während ich noch auf den Beweis warten werde, ob sie die Daten wirklich veröffentlichen, glaube ich nicht, dass es sich nur um ein Lippenbekenntnis handelt“, erklärte Goldacre in seinem Blog.
Noch im vergangenen Jahr galt GlaxoSmithKline als Bad Guy unter den Pharmaunternehmen. Der Konzern einigte sich mit der amerikanischen Zulassungsbehörde FDA auf eine Rekordstrafe von 3 Milliarden US-Dollar.
Die FDA gelangte zu der Überzeugung, dass GSK in unzulässiger Weise Medikamente für sogenannte Off-Label-Verwendung beworben hatte.
Weiterhin habe der Konzern wissenschaftlich nicht haltbare Behauptungen zum Diabetes-Medikament Avandia verbreitet – und dabei auch Studiendaten unterschlagen.
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