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Transparenz bei ParteispendenLieber ganz viel Kleingeld

Parteispenden über 50.000 Euro werden vom Bundestag sofort veröffentlicht und ihre Zahl sinkt. Scheue Spender stückeln ihre Zuwendung lieber.

Nein, das ist nicht viel Geld, sondern ganz viele Zwei-Euro-Münzen. Bild: dpa

BERLIN taz | Die Bruhns aus Hamburg sind treue Spender. Insgesamt 275.000 Euro flossen zwischen 2007 und 2010 auf das Konto der CDU – von Mutter Gudrun Bruhn, von Sohn Hermann Friedrich Bruhn und vom gemeinsamen Bauunternehmen. Im Bundestagswahljahr 2009 steckten sie der Partei 75.000 Euro zu. Doch auf der Liste von Großspendern, die der Bundestag veröffentlicht, tauchten sie nicht auf.

Denn den Betrag überwiesen sie dreigeteilt, je 25.000 Euro von der Mutter, vom Sohn und von der Firma und als Großspender gilt nur, wer auf einen Schlag mindestens 50.000 Euro zahlt. „Die Beträge sind nicht Resultat irgendeiner Strategie“, sagt der Geschäftsführer der Baufirma, Kai Kramer. Er betont aber auch: „Die Familie legt Wert darauf, auf ihr Engagement nicht durch Medienberichterstattung aufmerksam zu machen.“

Auch andere Spender sind offenbar scheu geworden. Als zu Jahresbeginn das Bundestagspräsidium die Liste der Großspender veröffentlichte, schrieben viele Zeitungen „Firmen drehen den Parteien den Geldhahn zu“, denn die Zahl der Großspenden war zurückgegangen. Schon auf den zweiten Blick – und da die Parteien insgesamt eher Gewinne als Verluste vorweisen – wurde jedoch klar, dass die Spenden bloß ihr Erscheinungsbild gewechselt haben. Wer wie die Bruhns kein Aufsehen um seine Spende wünscht, hat dank des Parteiengesetzes auch keins zu befürchten.

Nur Großspenden veröffentlicht der Bundestag sofort. Ihre Zahl ging in den vergangenen Jahren zurück, 2012 waren es zwölf Stück. Wichtiger sind kleinere Spenden. Veröffentlicht werden diese aber erst ab 10.000 Euro, und das nur in den Rechenschaftsberichten der Parteien. Zusammengefasst zu PDF-Dokumenten mit fast 300 Seiten, noch mehr Spendernamen und ohne automatische Suchfunktion. Sie erscheinen außerdem zeitverzögert: Mit den Berichten für das Jahr 2011 ist erst in den nächsten Wochen zu rechnen. Falls die Bruhns heute erneut an die CDU spenden, erfährt die Öffentlichkeit frühestens in zwei Jahren davon.

Unauffällige Subventionen

Komplett intransparent sind Spenden unter 10.000 Euro. Sie machen den größten Teil des Spendenaufkommens aus, in den Rechenschaftsberichten erscheint aber nur ihre Gesamtsumme. Wer einen großen Betrag geschickt aufstückelt, taucht also nirgends namentlich auf. Verboten ist das nicht. „Bei einem Familienunternehmen mit mehreren Eigentümern kann jeder ein paar Tausend Euro spenden, das ist nicht zu verhindern“, sagt der Bonner Politikwissenschaftler Gerd Langguth.

Gestückelte Großspenden sind aber nicht die einzige Möglichkeit, um Parteien unauffällig zu subventionieren. Das Parteiengesetz bietet Lücken für Sponsorenstände auf Parteitagen, Geschäfte mit Parteiunternehmen oder Spenden an Abgeordnete. Auch bei Letzteren gilt: Veröffentlichen muss der Empfänger nur Beträge über 10.000 Euro. In der laufenden Legislaturperiode hat noch kein Bundestagsabgeordneter eine solche Spende angegeben. Wie viele Beträge unter 10.000 Euro eingegangen sind, konnten die Fraktionen auf taz-Anfrage nicht sagen.

Die Staatengruppe gegen Korruption des Europarates (Greco) hat Deutschland wegen seiner laschen Regelungen wiederholt kritisiert. Greco fordert seit Jahren, dass der Bundestag auch niedrigere Parteispenden rascher veröffentlicht und Abgeordnetenspenden verbietet. Und sogar manche Unternehmen wünschen sich mittlerweile transparentere Standards für ihre Spenden.

Trotzdem tut sich wenig. Von den Grünen liegt zwar ein Änderungsentwurf für das Parteiengesetz vor. Sie wollen unter anderem die Veröffentlichungsgrenzen halbieren. Aussicht auf Erfolg hat der Antrag aber nicht. Helmut Brandt, Lobbyexperte der CDU, sagte erst im November im Bundestag: „Parteispenden werden laut Parteiengesetz öffentlich gemacht. Wir verfügen bereits über eine hinreichende Transparenz.“

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6 Kommentare

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  • LP
    Les Paul

    Es ist doch so, die Parteien die die Parteifinanzierungsgesetze erlassen haben, sind eine Kumpanei mit ihren Großspendern eingegangen.

     

    Da das BVG festgestellt hat dass die alte Regelung mangels Transparenz Verfassungswidrig war, musste eine Neuregelung her. Da Kleinspenden nicht das Problem sind (stimmt ich hätte kein Problem damit benannt zu werden) wurde eine sofortige meldepflichtige Mindesthöhe von 50 000 €/DM (?) (Ab 2002 war Cash, 1999 Buchgeld für Wirtschaft) eingeführt (ist OK, wie könnte ich das auch meinem Finanzamt erklären) und erlaubt dass die Kleckerbeträge (3 x mein Jahreseinkommen) 2 Jahre verzögert bekannt werden. Eine maschinelle Suche haben sie bis heute verhindert.

     

    Ist das Transparenz? Formell ja, moralisch nein. Denn sie haben einen Weg gefunden möglichst alles beim alten zu belassen, soweit das BVG es zulässt (mein Gott ist dieses BSG lästig) und bauten auf die Vergesslichkeit des Wahlviehs. Dies zeigt doch eigentlich was die Parteien von unserer Verfassung halten.

     

    CDU, CSU, FDP, SPD, GRÜNE und wenn überhaupt Linkelein. (Schröder ist gleich nach Russland geflüchtet und Fischer, wohl gepoltztert untergetaucht, mutig Joschka.) waren dabei.

     

    Das war nach dem CDU-Parteispendenskandal unter Kohl (schwarz-gelb) und Ziehtochter Merkel hat ihn, nach dem Schröder rankam, rot-grün,1998, abgelöst. Troika Schröder, Lafontaine und diese Schlaftablett (DieMiesere(?) Militärminister glaube ich, der Henkst im Swimmingpool). Oskar Finanzminister hat geschmissen, weil er den Genosse der Bosse nicht mehr ertragen konnte (zu Recht) und sich in seine Villa (ihm sei sie gegönnt) verkrochen und später die WASG gegründet. Ob die PDS schon in BT war (oder erst als Oskar kam) weiß ich jetzt nicht genau. Und wenn, hatten sie keinen Plan wies läuft.

     

     

    Warum das ganze? 70er RAF & Co, 80er Hausbesetzer-Demo vor Benzco Immobilien Villa , weil er Kreuzberg aufkaufen wollte (wer bekommt schon gerne ungebetenen Besuch), 89 der Mopp erzwingt den Sturz eines bis dahin legitimes Staatsgebilde (Merke, ein diktatorisches System gibt friedlich seinen Staat auf und lässt sich vom Feind übernehmen. Wann hat es das jemals gegeben? So schlimm kann die SED also nicht gewesen sein, sie haben zumindest keine Menschen dabei erschossen.).

     

    Die haben schlichtweg Angst vor uns, weil sie ganz genau wissen dass sie uns besch..ßen. Das ist keine Floskel linker Traditionalisten, das ist so.

     

    So, und nun frage ich euch, wer ist ernstzunehmend der Glaubwürdigste der meine Interessen Vertreten will?

     

    Wir haben alles durch. Rot-grün, schwarz-rot, schwarz-gelb. Wir bekommen eh schwarz-rot. Rot-schwarz währe mal was neues, das Ergebnis kann man sich an einem Finger abzählen, wer AfD wählt ist selber schuld, ändert aber nichts, grün ist zwar auf der Staße geboren hat aber meine Ideale verraten und ist fett geworden, bei den Piraten finde ich die Richtung auf der Datenautobahn richtig aber ich kann die Hupe nicht hören, oder die LINKEN.

     

    Von mir aus die Grauen Panter wenn du was für deine Renten tun willst, die Pogopartei was immer die auch wollen oder wer auch immer noch da ist. Es kann nur besser werden.

     

    Wer heute noch glaubt das er eine Regierung wählt, ist ein Träumer. So oder so. Mir fällt die Wahl leicht. Aber geht wählen!!!!! Und wählt eine Opposition!!!!! Damit könnt ihr nichts falsch machen. Ich mache das schon mein ganzes Leben so und war nur einmal auf der Gewinnerseite und werde es mein leben-lang bereuen.

     

    Mein Schicksal habe ich mir selbst gewählt aber Entschuldigung an alle die darunter leiden müssen. Ich habe es nicht besser gewusst.

  • P
    pressewolf

    Ich bin sehr dafür, dass alle Parteispenden in einen gemeinsamen Topf zusammen mit der Wahlkampkostenerstattung der Bundestagesverwaltung fliessen und anschließend ebenfalls nach dem Stimmenproporz an die Parteien ausgeschüttet werden. Unterstützunegn anderer Art, wie zum Beispiel die kostenlose zur Verfügungsstellung einer Halle oder Fahrzeugen muss öffentlch ausgewiesen werden. Denn vor allem die inirekten Zuwendungen, auch die Standgebühren von Firmen auf Parteitagen sind extrem problematisch.

  • NM
    Neue Mitte

    @von Meier3 zu "Und glaubt ihr nun, Familie Bruhn wird die Parteilinie der CDU beeinflussen?"

     

    Es reicht ja schon, daß die bestehende politische Fahrtrichtung der CDU matheriell belohnt wird.

     

    Ich würde gern auch mal meine Partei mit 30.000 Euro unterstützen, kann es mir aber mit meiner Familie nicht leisten.

     

    Und nun kommt der Punkt: laut Verfassung sollen nur unsere politische Stimmen bei der Wahlen und nicht etwa unterschiedliche Geldbeutel eine Rolle spielen dürfen.

     

    Wer diese Diskrepanz zu Demokratie nicht erkennt, ist kurzsichtig.

  • M
    Meier3

    Und glaubt ihr nun, Familie Bruhn wird die Parteilinie der CDU beeinflussen?

  • S
    seyinphyin

    Spenden und Sponsoring gehört komplett verboten. Die paar Millionen zur Finanzierung der Parteien können wir uns selbst leisten. Es ist schlichtweg blanke Korruption, was da abläuft.

  • D
    Demokrat

    Abgesehen der illegalen Querfinanzierung der staatlichen angegliederten Stiftungen, sollten Spenden in ein Konto fließen und von dort entsprechend der Wahlergebnisse an alle Parteien verteilt werden.

    Der "Erfolg" eines demokratischen Prozess der einzelnen Partei gebührt ebenso den anderen Parteien.

    Eine gut funktionierende Demokratie kostet immer Geld, für alle Seiten.