Transgenderrechte in Botswana: Ein Vorbild für Afrika

Homosexualität wird in Botswana mit Haft bestraft, die Gesetze werden sogar noch verschärft. Doch jetzt zeichnet sich eine Transgender-Revolution ab.

Ein Mann tanzt unter einer Regenbogenflagge

Trans und trotzdem nicht isoliert? In Botswana feiert die LGBT-Community zarte Erfolge Foto: reuters

BERLIN taz | Botswana gehört offiziell zu den restriktiveren Ländern Afrikas, was sexuelle Toleranz angeht. Homosexualität ist verboten und wird zumindest theoretisch auf Grundlage eines kolonialen Gesetzes von 1885 mit bis zu sieben Jahren Haft bestraft, so wie in rund zwei Drittel aller afrikanischen Länder. Ein Versuch, das Gesetz zu lockern, führte vor Jahren stattdessen zu einer Verschärfung: Die Richter fanden, es sei diskriminierend, bloß männliche Homosexualität zu verbieten. Die erste LGBT-Lobbygruppe in Bots­wana wurde erst 2014 gegen den Willen der Regierung per Gerichtsurteil legalisiert.

Vor diesem Hintergrund ist das Urteil, das das Oberste Gericht Botswanas am vergangenen Freitag fällte, eine Revolution. Die Regierung muss eine Transgenderperson als solche anerkennen und dem Kläger, der anonym bleibt, die Umschreibung seiner Papiere von weiblich auf männlich erlauben. Es gebe keinen Grund, in diesem Fall nicht die gesetzlichen Bestimmungen anzuwenden, wonach Staatsbürger im Falle veränderter Umstände ein Recht auf Neuregistrierung ihrer persönlichen Daten hätten.

Die Rechte des Klägers auf Menschenwürde, Privatsphäre, Meinungsfreiheit, Gleichheit vor dem Gesetz, Freiheit vor Diskriminierung sowie unmenschlicher Behandlung seien verletzt worden, befand Richter Godfrey Nthomiwa. Der Kläger hatte geltend gemacht, man habe ihn bei seiner Geburt als Mädchen registriert, aber später habe sich das als Irrtum herausgestellt. Die Weigerung der Behörden, das anzuerkennen, habe zu einer Traumatisierung geführt.

Der Fall wird im gesamten südlichen Afrika als Präzedenzfall gesehen. Die renommierten regionalen Bürgerrechtsgruppen „Open Society Initiative for Southen Africa“ (Osisa) und „Southern Africa Litigation Ventre“ (Salc) hatten die Klage unterstützt. „Ich hoffe, dass andere Menschen in einer ähnlichen Situation jetzt respektvoller behandelt werden“, sagte der Kläger nach dem Urteil.

Kampf von Kapstadt aus

Sein Fall ist nicht der einzige in Botswana, dem diamantenreichen Zwei-Millionen-Einwohner-Staat nördlich von Südafrika. In umgekehrter Richtung kämpft Tshepo Ricki Kgositau darum, als Frau anerkannt zu werden – sie wurde als Junge geboren, aber von Kindheit an von ihrer tiefreligiösen Familie als Mädchen anerkannt und operativ umgewandelt.

Kgositau führt ihren Kampf in der Öffentlichkeit. Sie ist ins liberale südafrikanische Kapstadt gezogen, leitet dort die Transgenderrechtsgruppe „Gender Dynamix“ und taucht regelmäßig in Botswanas Presse auf. Ihre bereits 2011 eingereichte Klage wurde zunächst liegengelassen, weil es kein explizites Transgenderverbot in Botswana gibt. Dann wurde ein medizinisches Gutachten angefordert. Und im August wurde der Fall nach Erkrankung des zuständigen Richters einem anderen Richter übertragen, der die ganze Sache erst einmal auf Dezember vertagt hat.

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