Topspiel in der Fußball-Bundesliga: Seltene Spannung an der Spitze
Borussia Dortmund ist mal wieder auf Augenhöhe mit dem Münchner Serienmeister. Einiges spricht sogar für einen Führungswechsel an der Tabellenspitze.
Seit eineinhalb Jahren steht Thomas Meunier bei den Dortmundern unter Vertrag. In dieser Zeit dürfte der belgische Nationalspieler problemlos mitbekommen haben, dass ein bestimmter Ausdruck die schwarz-gelbe Fußballerseele ganz besonders in Wallung bringt. Benutzt hat ihn der 30-jährige Rechtsverteidiger vor dem Gipfeltreffen mit den Bayern trotzdem. „Die Mentalität“, nahm Meunier das unbeliebte Wort mutig in den Mund – und führte seinen Gedanken dann auf eine für die Borussia beruhigende Art weiter aus – „entwickelt sich sehr positiv.“
Worauf der Abwehrspezialist aus der Gemeinde Sainte-Ode im Arrondissement Bastogne ansprach, lag auf der Hand: Die letzten beiden Partien vor dem großen Liga-Duell gegen den Abonnementsmeister haben die Westfalen mächtig durcheinandergeschüttelt. Erst auf eine sehr negative, dann auf eine überaus positive Weise. Oder, wie Monsieur Meunier befand: „Wir haben gegen Wolfsburg eine sehr gute Reaktion auf die Niederlage in Lissabon gezeigt.“
Die Niederlage in Lissabon – das war das 1:3 vor zehn Tagen bei Sporting, dem amtierenden portugiesischen Meister, bei dem die Leistung des BVB den neuen Cheftrainer Marco Rose und die Klubverantwortlichen zutiefst enttäuschte. Drei Tage später folgte das nächste Auswärtsspiel, diesmal bei den Königsklassenkollegen aus Wolfsburg – das die Dortmunder recht überzeugend 3:1 gewannen.
Natürlich habe man das vorzeitige Adieu von den Geldtöpfen der Champions League mit dem zuständigen Übungsleiter Rose besprochen, machte Hans-Joachim Watzke im Vorfeld des Bayern-Besuchs deutlich. „Aber ganz sachlich, ganz vernünftig“, erklärte der Geschäftsführer des BVB, der zur ausklingendem Bundesligavorrunde viel lieber anmerkte: „Ganz ehrlich gesagt, müssen wir uns jetzt auch nicht nur durch das blöde Champions-League-Aus den Gesamtblick verstellen lassen. Wir haben in der Bundesliga aus 13 Spielen 30 Punkte geholt. Das ist uns auch noch nicht so oft gelungen.“
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Lob von Manuel Neuer
Der Wochenendgegner holte aus 13 Spielen sogar 31 Punkte. Es ist eine Ausbeute, die die Münchner gerade in der zurückliegenden Dekade häufiger mal vorweisen konnten – und die sie in der gewohnten Rolle des Spitzenreiters ins Ruhrgebiet reisen ließ. „Es war ganz wichtig für uns, wieder Tabellenführer zu sein, wenn wir in Dortmund spielen“, skizzierte Offensivspieler Thomas Müller nach dem 1:0 über Bielefeld das Selbstverständnis der Münchner – die den Platz an der Sonne am vergangenen Samstag für drei Stunden an den BVB hatten abtreten müssen.
In der Vorsaison lag Dortmund in der Endabrechnung 14 Punkte hinter den Bayern, im Jahr davor waren es 13 Zähler. Die erst am letzten Spieltag zugunsten des FCB entschiedene Meisterschaft vom Mai 2019 wirkt bereits wie ein Relikt aus grauer Vorzeit. Findet auch der Münchner Nationalkeeper Manuel Neuer, der die Herausforderer aus dem Westen der Republik in wohlwollendem Tonfall lobt: „Dortmund hat dafür gekämpft, dass es jetzt wirklich wieder um etwas geht. Das hatten wir zuletzt ja nicht.“
Auch wenn am frühen Samstagabend wegen der extrem angespannten Coronalage im Land statt der erhofften 26.000 nur 15.000 Zuschauer im Dortmunder Stadion ihr Team unterstützen können, rief BVB-Boss Watzke bei der virtuellen Aktionärsversammlung unter der Woche deshalb zur Vorfreude auf ein „außergewöhnliches Spiel“ auf.
Außergewöhnlich gut finden die Gastgeber dabei, dass ihr norwegischer Torgarant Erling Haaland seine hartnäckigen Probleme im Hüftbeuger nach fünfwöchiger Pause in den Griff bekommt. In Wolfsburg reichte es wieder zu Teilzeitarbeit inklusive eines exquisiten Treffers. Gegen die Bayern wird Haaland nun aller Voraussicht nach in der Startelf stehen – während bei den Gästen Mittelfeldstratege Joshua Kimmich aufgrund seiner Corona-Infektion weiterhin ausfällt.
„Joshua wird, wenn alles normal läuft, nächste Woche zurückkehren“, erwähnte Julian Nagelsmann am Freitag. Und angesprochen auf den bereits zurückgekehrten Superstar beim Gegner schlug der Bayern-Coach vor: „Wir müssen dafür sorgen, dass die Bälle der Dortmunder nicht bei Haaland ankommen.“
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