Tiermesse wird vorübergehend digital: Mehr Tierschutz aus Versehen

Wegen der Pandemie findet die Messe „EuroTier“ in 2021 nur digital statt. Den Tieren erspart das eine ganze Menge Stress.

Kühe werden beim Fressen am Messestand beobachtet

Hat sich was mit Mittagspause: Kühe am Messestand auf der „EuroTier“ Foto: Peter Steffen/dpa

HAMBURG taz | Kein Meter trennt die schwarz-weiß gescheckten Milchküche von den Besuchermassen, die an ihnen vorbeiziehen. Sie sind angebunden, stehen in Reihe und im glänzend gestriegelten Fell ihrer Hintern schimmert das Neonlicht der Messehalle. Es ist laut und wuselig. An Ständen beraten Händ­le­r*in­nen für Kuhmatratzen oder Futterroboter interessierte Landwirt*innen. Mit welchem Kraftfutter erhöht sich noch gleich die Milchleistung der gemeinen Holstein-Friesian?

Alle zwei Jahre findet die größte Fachmesse der Welt für die Haltung von Nutztieren, die „EuroTier“, in Hannover statt. Zuletzt 2018. Im vergangenen Jahr musste sie coronabedingt in den ­Februar 2021 verschoben werden.

Weil sich die Lage inzwischen aber nicht verbessert hat, startet die Messe am kommenden Dienstag komplett digital. Und so kommt es, dass ausgerechnet Milchkühe zu den wenigen Ge­win­ne­rin­nen der Pandemie gehören.

Denn so eine Messe, der Transport, die Menschen, die Geräusche und Gerüche können bei den ausgestellten Tieren – 2018 waren es 100 Rinder und 70 Schafe und Ziegen – Stress auslösen. „Das bedeutet Leid und in manchen Fällen sogar den Tod“, sagt Friedrich Mülln. Er ist Tierrechtsaktivist und Gründer des Vereins „Soko Tierschutz“.

„Die Messe steht für alle Fehlentwicklungen, die es momentan in der Landwirtschaft gibt“, sagt er. Mülln war schon mehrfach bei der „EuroTier“: „Es wäre ein kleiner Schritt, zumindest den lebenden Tieren die Grausamkeit zu ersparen.“

Bei der Messe sieht man das naturgemäß anders. Der Idee, künftig auf lebende Tiere auf den Ausstellungen zu verzichten, erteilt der Messesprecher eine Absage: „Zuchtfortschritte – auch im Sinne von mehr Tierwohl – muss man sehen können.“ Bei Ziegen und Schafen gehe es zudem darum, regionale Rassen bekannt zu machen und zu erhalten. Lebende Tiere blieben daher „elementarer Bestandteil einer Messe für die Nutztierhaltung“, so der Sprecher.

Doch zumindest in diesem Jahr dürfen Zuchtbullen und Milchchampions im Stall bleiben.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.