Theatertipps der Woche: Frauenkunst und Männerstimmen?
Das BE zeigt „Der Diener zweier Herren“, in Potsdam erstehen die Gärten der Lüste wieder auf. Das Theater Tikwa imaginiert Urvater Beuys als Schnecke.
![Eine Figur in Latzhose steht im Theaterstück "Der Diener zweier Herren" in der Bildmitte und formt mit den Armen ein Viereck, dahinter sind zwei parallele Schatten der Person auf einem Vorhang zu sehen Eine Figur in Latzhose steht im Theaterstück "Der Diener zweier Herren" in der Bildmitte und formt mit den Armen ein Viereck, dahinter sind zwei parallele Schatten der Person auf einem Vorhang zu sehen](https://taz.de/picture/5264161/14/02-Probenfoto-Der-Diener-Zweier-Herren-foto-JR-Berliner-Ensemble-1.jpeg)
D iese berühmte Komödie handelt von Zwangsheirat und Armut, von Klassenunterschieden und Ausbeutung. Und von Menschen, die den Zwangslagen zu entkommen versuchen, die diese Umstände produzieren. Es kommt eine Frau darin vor, die sich als Mann verkleidet, um ihren Geliebten zu suchen. Und ein Diener, der sich aus Not in zwei Jobs um Kopf und Kragen lügt und fast verhindert, dass zwei Liebende sich finden. Die Komik entsteht durch den subversiven Umgang des Komödienschreibers Carlo Goldoni mit Rollen- und Geschlechterzuschreibungen.
Was aber passiert, wenn nun alle Rollen von Frauen gespielt werden? Kann die Komik auch jenseits von Geschlechterklischees und Klassenzuschreibungen funktionieren? Beziehungsweise: Wie verändert sie sich? Dieses Experiment macht am Berliner Ensemble der Regisseur Antú Romero Nunes mit Carlo Goldonis Commedia dell' arte „Der Diener zweier Herren“. Ein hochkarätiges Frauenensemble unterstützt ihn dabei: Constanze Becker, Stephanie Reinsperger, Cynthia Micas und Lili Epply und Judith Engel (Premiere 9. Dezember, 19:30 Uhr).
Die Rolle der Geschlechter und ihrer Zuschreibungen beim Unglück in dieser Welt ist auch das Thema des Stücks „Lysistrata“ des antiken Komödienschreibers Aristophanes. Darin verweigern die Frauen ihren triebgesteuerten Männern den Sex, um das Ende eines Krieges zu erzwingen.
Mit „In den Gärten der Lüste oder Lysistrata Teil 2“ hat die Schriftstellerin Sibylle Berg die Geschichte für unsere Zeit fortgeschrieben: Während die männliche Spezies nur noch testosteronbefreit Schmetterlingen hinterherhüpft, unternehmen Bernd und Lysistrata einen Streifzug durch einen museumsartigen Garten der Lüste, um noch einmal zu erleben, was es dereinst im Zuge von hormongesteuerten Erregungszuständen so alles zu erleben und erleiden gab. Am Potsdamer Hans-Otto-Theater inszeniert Anna-Elisabeth Frick die Geschichte (Premiere 10. Dezember, 19:30 Uhr).
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Mit der Stimme einer Schnecke
Was wäre, wenn der Künstler Joseph Beuys weiblich gewesen wäre, oder gar ganz ohne Geschlecht?, das fragt das Theater Thikwa mit seiner neuen Produktion „Das Beuys“. Darin geht es um Frauen- und Männerstimmen in der Kunst und die daraus resultierende Frage, ob Männer Männerkunst und Frauen Frauenkunst produzieren.
Kann Kunst vielleicht auch mit der Stimme einer Schnecke sprechen? Angelegenheiten wie diese werden von einem inklusiven Ensemble unter Leitung der Tänzerin und Performancekünstlerin Yuko Kaseki erkundet (Premiere 8. Dezember, 20 Uhr).
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