Theatertipps der Woche: Back to the Roots
Auftakt der Pollesch-Intendanz in der Volksbühne samt Räuberrad und Zirkuszelt. Neues von Ligia Lewis zur Art Week. Feminizide via Woyzeck im DT.
A m 16. September eröffnet René Pollesch seine Volksbühnen-Intendanz. „Aufstieg und Fall eines Vorhangs und die Zeit dazwischen“ heißt der von ihm wie gewohnt geschriebene und inszenierte Abend beziehungsreich. Die Zeit dazwischen, das könnte auf die Jahre bezogen sein, als erst Chris Dercon und dann Klaus Dörr das Haus leiteten und aus Berlin berühmtestem Theater eine Skandalbühne machten. Jetzt ist das Räuberrad von Bert Neumann wieder das Markenzeichen des Hauses und steht nicht nur als Museumsstück davor. Es sieht etwas digital zerrupft aus. Aber es prangt wieder von den Volksbühnen-Spielplanflyern!
Auch die vertraute Faltung und bunte Zeilenfärbung der Zeit vor 2017 haben sie wieder: Als der Intendant des Hauses noch Frank Castorf hiess und die von der Kulturpolitik verordnete Apokalypse über dieses Haus noch nicht hereingebrochen war. Back To The Future lautet unmissverständlich die Botschaft des alten, neuen Corporaten Design, das wieder vom LSD, der von Bert Neumann und seiner Frau Lenore Blievernicht gegründete Design-Firma verantwortet wird. Wir sind gespannt, ob das klappt und freuen uns erst mal auf den Anfang.
Vor dem Theater wurde ein Zirkuszelt aufgebaut, in dem es ebenfalls Programm geben wird. „The Art of Assembly“ etwa, das von Florian Malzacher kuratierte Diskursprogramm zum 10. Jahrestag der Bewegung „Occupy Wallstreet“ (18. 9., 19 Uhr mit Judith Butler per Videozuschaltung). Oder die Lectutre-Performance von andcomany&Co „ANT-LAB: global swarming“, in der das Performance-Kollektiv Gedanken zu sozialen Insekten, Schwarmintelligenz und die Macht von Assoziationen mit dem Publikum teilt (20.9., 20 Uhr).
Ligia Lewis am HAU
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Im Rahmen der Berlin Art Week kommt im HAU1 „Still Not Still“ von Ligia Lewis heraus. Die neue Arbeit der US-amerikanischen Choreografin ist eine Komposition für sieben Performer:innen, die sich mit den jahrhundertealten und fortwährenden Ausschlüssen Schwarzer und nicht-weißer Menschen aus der Geschichtsschreibung auseinandersetzt. “Still Not Still“ spricht die Leerstellen an, die denen, die außerhalb der Privilegien der weißen Identität stehen, ein unwissendes Selbst gegeben haben, um nun eine andere Zukunft möglich zu machen (Premiere 16.9. 20:30 Uhr, weitere Termine: www.hebbel-am-ufer.de).
Mit dem Thema Femizide setzen sich in den Kammerspielen des Deutschen Theaters die Dramatikerin Mahin Sadri und der Regisseur Amir Reza Koohestani auseinander. Auf der Basis von Georg Büchners Stück „Woyzeck“, das von einem unterprivilegierten Soldaten handelt, der seine Geliebte ermordet, suchen sie in „Woyzeck Interrupted“ nun das Muster im Einzelfall und wollen genderspezifischen Machtverhältnissen und struktureller Gewalt im Privaten nachgehen (Premiere 17.9., 19:30 Uhr).
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