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Theater in LeipzigSchöpfung für den Elfenbeinturm

„Hypezig“, „Hypezig“: Im Neuen Schauspiel startet das Theaterstück „Gewonnene Illusionen“ und beleuchtet den Hype um Leipzig kritisch.

Was war am Anfang: die Bewohner, die Nachziehenden oder der Hype? Foto: Rolf Arnold

Leipzig taz | Eigentlich ist das hier kein Ort für eine Bühne mit Publikum: Im Foyer des Leipziger Schauspielhauses ist vor den Zugängen zum Parkett ein Fernsehstudio aufgebaut. Zwischen den vier Diskutierenden steht ein Glastisch mit einem goldenen Ständer in Form der Leipziger Skyline. Die Fensterattrappen ringsum zeigen die in der Dämmerung hell erleuchtete Stadt. „Kulturm – Kultur im Elfenbeinturm“ heißt diese Parodie auf Fernseh-Literaturquartette, die das Ensemble des Schauspielhauses hier inszeniert. Sie ist ein Teil des Theaterstückes „Gewonnene Illusionen“ von Jörg Albrecht, das am Sonntag im Schauspiel zur Uraufführung gekommen ist.

Das Stück ist der zweite Teil der Reihe „Ceci n’est pas un Hype“, die mit Humor und Ironie den Hype um Leipzig auf die Schippe nimmt. Den Begriff Hypezig hat vor fünf Jahren der Autor und Blogger André Herrmann in die Welt gesetzt, was er heute bereut: Viele sahen es als Kompliment, er jedoch hatte es als Kritik gemeint. Schon vorher wollten die Artikel über die Frage, ob Leipzig „das neue Berlin“ oder „das deutsche Paris“ ist, kein Ende nehmen. Eine selbsterfüllende Prophezeiung: Je größer der Hype, desto schneller verläuft die Gentrifizierung in der Stadt.

Die Elfenbeinturmbewohner im Studio interessiert das nicht: Sie schwadronieren selbstverliebt, streiten affektiert und machen Werbung – oder Antiwerbung – für Leipzig. Die Serie, die sie besprechen, spielt in Paris, doch sie wurde in Leipzig gedreht: „Ich kann nicht verhehlen, dass Leipzig einfach das erschwinglichere Paris ist!“, ruft die Tourismusmanagerin in die Runde.

Das ganze Theaterhaus ist in Schauplätze der Hypezig-Debatte verwandelt; im Treppenhaus steht das „Palais Royal“, ein Einkaufszentrum mit Minigolf und Pop-up-Immobilienshop. Es gibt sogar einen Gebetsraum der Gentrifizierung. Parallel wird auf einer weiteren Bühne die Schöpfungsgeschichte der Stadt inszeniert. Im Raum steht die Frage, was am Anfang war: die Bewohner, die Nachziehenden oder der Hype?

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Jede Zuschauerin und jeder Zuschauer sieht alle Teile des Stücks, allerdings in unterschiedlicher Reihenfolge und in drei Gruppen geteilt – schon logistisch ist das beeindruckend, schauspielerisch sind viele Teile erstklassig, dramaturgisch bietet jede Bühne eine neue Überraschung. Es lohnt sich also durchaus, sich wirklich alles anzuschauen. Man braucht aber Durchhaltevermögen, das Stück dauert drei Stunden.

„Gewonnene Illusionen“ läuft noch je zweimal im Oktober, November und im April im Leipziger Schauspielhaus.

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2 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Ein Hinweis auf die größten Spender von SPD, CDU und FDP wäre nicht schlecht gewesen. Politische Entscheidungen werden doch einfach gekauft, wenn die Immobilengrößen Zehntausende an diese korrupten Parteien überweisen.

     

    Die CDU will Gentrifizierung ganz gezielt als politische Maßnahme einsetzen.

    Im Süden werden auch von Wohngenossenschaften nur noch Wohnungen für gehobene Erwartungen gebaut und auf die Ansiedelung von Flüchtlingen wurde ganz und gar verzichtet, obwohl Juliane Nagel das gefordert hatte, eine Bürger*inneninitiative zum Bau von Sozial- und Flüchtlingswohnungen gibt es auch.

    Es hat genuin politische Gründe dass das nicht passiert. Ich war schon einen Monat wohnungslos, weil ich nichts Bezahlbares mehr in Connewitz gefunden hatte, als sich meine WG-auflöste.

     

    Dieses gefährliche Spiel der CDU spaltet die politischen Lager noch weiter, denn es heißt, die Linken müssten sich ja nicht um die Integration kümmern, während sie anderen solche Lasten auferlegen. Dieses Vorurteil wird durch das Handeln von SPD und CDU geschürt!

     

    "Zahlen zu beteiligten Linksextremisten aus Sachsen an den Hamburger Krawallen konnten die Sicherheitsbehörden im Freistaat nicht nennen. Im Leipziger Stadtteil Connewitz gibt es jedoch eine starke Szene, die auch für die Proteste gegen G 20 mobilisiert hatte."

     

    Weil zu politischen Protesten mobilisiert wird, erklärt die CDU einem ganzen Stadtteil zum Feind?!

     

    "Unterstützung erhielt de Maizière von Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU), der zuletzt unter anderem städtebauliche Maßnahmen gefordert hatte, „um ein Abschotten eines Stadtteils wie Connewitz zu beenden und zu verhindern“"

     

    "städtebauliche Maßnahmen" heißt nichts anderes als Gentrifizierung.

    http://www.lvz.de/Leipzig/Lokales/De-Maiziere-will-Treffs-der-linken-Szene-in-Leipzig-Connewitz-schliessen

    • 8G
      85198 (Profil gelöscht)
      @85198 (Profil gelöscht):

      In Sachsen geht ja sogar eine Sitzblockade gegen neofaschistische Aufmärsche als "linksextemistische Gewalttat" in die Statistik ein.

      Auch wenn es der Pfarrer König aus Jena ist oder andere ganz gewöhnliche Demokraten.

      Kein Wunder, dass der ganze Süden als "Extremismushochburg" in den Medien und der Politik vereinnahmt wird, wenn schon Sitzblockaden "extremistisch" sind oder die Mobilisierung zum Protest gegen G20.