Terroranschlag in Istanbul: 14 Verdächtige festgenommen
Die türkische Polizei hat mittlerweile 14 Menschen in Verbindung mit dem Anschlag am Neujahrstag festgenommen. Der mutmaßliche Täter ist auf der Flucht.
Weitere Details wurden zunächst nicht bekannt. Der Hauptverdächtige ist weiterhin auf der Flucht. Am Dienstag veröffentlichten türkische Fernsehsender ein Selfievideo des Mannes, das offenbar vor oder nach dem Attentat auf dem Taksimplatz in Istanbul aufgenommen wurde.
Der Attentäter hatte in der Silvesternacht im Promiclub „Reina“ direkt am Bosporus 39 Menschen erschossen und fast 70 weitere verletzt.
Die Ermittler gehen dem Sender CNN Türk zufolge davon aus, dass der Attentäter aus Kirgistan kommt. Die Sicherheitsbehörden der früheren Sowjetrepublik erklärten, man gehe entsprechenden Berichten nach und habe deswegen Kontakt zu den türkischen Kollegen aufgenommen.
Täter vermutlich von IS ausgebildet
Die Nachrichtenagentur Reuters erfuhr aus Sicherheitskreisen, der Mann könnte vor dem Anschlag in Syrien ausgebildet worden sein. Er verfüge definitiv über Kampferfahrung. „Möglicherweise hat er jahrelang in Syrien gekämpft.“ Demnach wurde er wohl von Dschihadisten gesteuert. Die türkischen Behörden halten sich zu den Ermittlungen bedeckt.
Die Zeitung Haber Türk schrieb, die Familie des Mannes sei festgenommen worden. Er gehöre vermutlich zur muslimischen Minderheit der Uiguren in China.
Eine von türkischen Medien als Ehefrau des mutmaßlichen Nachtclub-Attentäters identifizierte Frau will nichts von der Mitgliedschaft ihres Mannes in der Terrormiliz „Islamischer Staat“ gewusst haben, wie die Zeitung Hürriyet am Dienstag berichtete. Die Frau war als Teil der Ermittlungen in der zentraltürkischen Stadt Konya festgenommen worden. Weder sie noch ihr Mann wurden bislang namentlich genannt.
Verlängerung des Ausnahmezustandes
Die türkische Regierung will nun den nach dem Putschversuch verhängten Ausnahmezustand bis ins Frühjahr hinein verlängern. Die Regierung werde eine Verlängerung um weitere drei Monate noch in dieser Woche ins Parlament einbringen, kündigte Ministerpräsident Binali Yildirim vor der Fraktion der Regierungspartei AKP am Dienstag in Ankara an.
Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hatte den Notstand kurz nach dem Putschversuch vom 15. Juli 2016 ausgerufen. Die erste Verlängerung um drei Monate im Oktober wäre in der Nacht zum 19. Januar ausgelaufen. Laut Erdogan ermöglicht der Ausnahmezustand eine effektivere Bekämpfung des Terrorismus.
Nach der Verfassung kann das Parlament den Ausnahmezustand auf Antrag des Kabinetts verlängern. Im Parlament besitzt die AKP eine klare Mehrheit. Am Montag hatte Vize-Ministerpräsident Numan Kurtulmus bereits gesagt: „Der Ausnahmezustand wird so lange dauern wie nötig.“
Regierung geht gegen Hass-Accounts vor
Nach dem Anschlag gehen die türkischen Behörden auch gegen Hass-Accounts in den sozialen Medien vor. Gegen 347 Accounts werde ermittelt, weil sie Feindschaft in der Nation säten, sagt Vize-Ministerpräsident Numan Kurtulmus nach Angaben er staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu am Montagabend.
Das Büro des Ministerpräsidenten warnte in einer Mitteilung, Nachrichten in den sozialen Medien, die polarisierten, würden dem Terror in die Hände spielen. Solche Nachrichten, die den Interessen der Nation und des Landes entgegenstünden, könnten zudem als Straftat behandelt werden, heißt es weiter.
Einige Nutzer hatten die Opfer des Anschlags verspottet. In solchen Nachrichten war die Meinung dominierend, dass die Opfer es nicht anders verdient hätten, weil Neujahrsfeiern unislamisch seien. Konservative Kreise in der Türkei hatten seit längerem Stimmung gegen westliche Bräuche wie Weihnachten oder Silvester in der Türkei gemacht.
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