Terror in Tunesien: Erste Festnahmen nach Anschlag
Die tunesischen Behörden bestätigen Festnahmen nach dem Terroranschlag. Derweil demonstriert der Westen im Kampf gegen Islamisten Entschlossenheit.
Zu dem Anschlag am Freitag an einem Strand in Port El Kantaoui nahe Sousse hatte sich die Extremistenorganisation Islamischer Staat (IS) bekannt. Als Attentäter hatten die tunesischen Behörden den 23-jährigen tunesischen Studenten Seifeddine Rezgui identifiziert, der am Ende von der Polizei erschossen wurde. Er hatte im Hotel und am Strand mit einer Kalaschnikow auf vor allem ausländische Touristen geschossen.
„Eine erste Gruppe“ von mutmaßlichen Unterstützern des Attentäters sei festgenommen worden, sagte Gharsalli nun. Angaben zur genauen Zahl oder ihre Zugehörigkeit zu einer Organisation machte er nicht. Er versprach aber den Opfern und ihren Angehörigen, dass die Täter vor Gericht gestellt würden.
Unter den 38 Todesopfern sind vor allem Briten. Die britische Regierung ging am Montag von „um die 30“ getöteten Landsleuten aus. Die Zahl der deutschen Todesopfer stieg auf zwei, wie das Auswärtige Amt mitteilte. Demnach gibt es derzeit keine Hinweise auf weitere deutsche Opfer. Die Identifizierungen dauerten aber noch an, erklärte ein Ministeriumssprecher.
Die britische Regierung schickte eine Militärmaschine los, um die Toten und die 25 britischen Verletzten zurück in ihre Heimat zu fliegen. Insgesamt waren 39 Menschen verletzt worden.
Der britische Premierminister David Cameron kündigte „unerschütterliche Entschlossenheit“ im Kampf gegen gewaltbereite Islamisten an. In der Zeitung „Daily Telegraph“ schrieb er, der Westen müsse „intoleranter gegenüber Intoleranz“ sein und dürfe das Dulden islamistischer Einstellungen nicht hinnehmen. Er rief auch dazu auf, die Wurzeln des IS in Syrien, im Irak und Libyen zu bekämpfen.
Bei ihrem Besuch am Anschlagsort machten die Innenminister ihren Zusammenhalt im Kampf gegen gewaltbereite Islamisten deutlich. „Wir sind hierher gekommen, um entschlossen zu zeigen, dass Freiheit stärker ist als Terrorismus“, sagte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU), nachdem er mit seinen Kollegen Blumen am Anschlagsort niedergelegt hatte. Es solle auch ein Zeichen der Solidarität mit Tunesien gesetzt werden.
Nach dem Anschlag hatten tausende Touristen fluchtartig das Land verlassen. Tunesiens Tourismussektor, der direkt oder indirekt 400.000 Menschen beschäftigt und sieben Prozent des Bruttoinlandsprodukts erwirtschaftet, droht nun der Zusammenbruch. Auf der Ferieninsel Djerba versammelten sich Touristen hingegen zu einer Solidaritätskundgebung. Am Anschlagsort legten Einheimische und Urlauber Blumen nieder.
Ab dem 1. Juli sollen nun tausend bewaffnete Polizeibeamte zur Verstärkung der Tourismuspolizei außerhalb von Hotels, an Stränden und archäologischen Stätten eingesetzt werden, wie das Tourismusministerium in Tunis mitteilte. Erstmals sollen auch die Beamten der Tourismuspolizei bewaffnet patrouillieren.
Nach Zeugenaussagen hatte der Anschlag vom Freitag 30 bis 40 Minuten gedauert. Daher wurde Kritik laut, dass die Polizei den Attentäter nicht früher stoppte. Am Montag wurde ein rund elfminütiges Amateur-Video von dem Anschlag im Internet verbreitet. Es zeigt den Attentäter, wie er ganz ohne Eile am Strand entlang läuft.
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