Terror in Bosnien und Herzegowina: Waffen in Moscheen
Bosnier in Kroatien sollten Waffen nach Bosnien schmuggeln. Auftraggeber ist Kroatiens Geheimdienst. Das passt zur offiziellen Politik in Zagreb.

Kroatiens Staatschefin Kolinda Grabar-Kitarovi (Mitte) beim EM-Qualifikationsspiel gegen Ungarn Foto: reuters
SARAJEVO taz | Der bosnische Diplomat Veljko Obrenovic staunte am vergangenen Dienstag nicht schlecht, als plötzlich drei Männer vor der Tür der Botschaft Bosnien und Herzegowinas in Slowenien hochbrisante Aussagen zu Protokoll geben wollten. Zwar wollte der Diplomat keine weiteren Angaben gegenüber dem News Portal klix.ba machen und verwies darauf, dass er sein eigenes Außenministerium informieren müsse. Doch da begann schon durchzudringen, dass diese Aussagen sich auf den seit einer Woche bekannten „Salafisten Rekrutierungs-Skandal“ beziehen würden.
Demnach hat der kroatische Geheimdienst versucht, in Kroatien lebende Bosnier anzuwerben, um Waffen nach Bosnien und Herzegowina zu schmuggeln und in Moscheen zu deponieren. Der Skandal wurde in der vergangenen Woche durch den Journalisten Avdo Avdic vom Investigationsportal Zurnal aufgedeckt. Die Geheimdienstleute sollen mit Konsequenzen gedroht haben, wenn die betroffenen Personen sich nicht fügten und für den kroatischen Geheimdienst arbeiteten.
Ein Bosnier sagte gegenüber dem Journalisten aus, er sollte Waffen zu einer Moschee nahe der zentral-bosnischen Stadt Zenica bringen. Der in Zagreb lebende Mann wurde nach seiner Aussage aus Kroatien ausgewiesen. Die Staatsanwaltschaft in Bosnien und Herzegowina hat angekündigt, die Fälle zu überprüfen.
Mehrere Personen wurden im Zusammenhang des Skandals schon befragt. Am Dienstag lieferte der Minister für Sicherheit, Dragan Mektic, einen ausführlichen Bericht an die Staatsführung in Bosnien und Herzegowina. Einzelheiten wurden jedoch nicht veröffentlicht.
Präsidentin im Zwielicht
Für kritische investigative Journalisten gerät die kroatische Präsidentin Kolinda Grabar-Kitarovic immer mehr ins Zwielicht. Sie beschuldigen sie zwar nicht direkt, doch nach den Erfahrungen der letzten Jahre könnte sie zumindest als Inspiratorin der zweifelhaften Aktion des kroatischen Geheimdienstes gelten, hieß es. Ihre anti-bosniakischen Äußerungen der letzten Monate ließen darauf schließen, dass der kroatische Geheimdienst in ihrem Sinne gehandelt habe.
Mehrmals hatte die Präsidentin in den vergangenen Monaten betont, Bosnien und Herzegowina sei eine „Brutstätte des Terrorismus“. Im vergangenen Jahr hatte sie behauptet, 60 000 bewaffnete Salafisten stünden an den Grenzen Kroatiens. Nach Protesten der Zentralregierung in Bosnien und Herzegowina zog sie diese Aussagen zwar zurück und entschuldigte sich. Doch sie betont bei ihren Auslandsbesuchen in Brüssel und in Berlin immer wieder, dass die kroatische Volksgruppe in Bosnien und Herzegowina ständig bedroht sei.
Hinter diesen Anschuldigungen steht eine Kampagne der kroatischen Regierung, eine dritte, ethnisch definierte Entität in Bosnien und Herzegowina durchzusetzen. Nach der im Oktober 2018 erfolgten Wahl des Präsidenten der linksliberalen „Partiotischen Front“ Zeljko Komsic zum Vertreter der Kroaten im Staatspräsidium Bosnien und Herzegowinas werden Kolinda Grabar-Kitarovic und die Nationalistenpartei HDZ nicht müde, den aus Sarajevo stammenden Kroaten Zeljko Komsic als Vertreter der Bosniaken und nicht der Kroaten anzuprangern.
Leser*innenkommentare
Juan-Pedro Paco
Es wurden zahlreiche Bosnier (muslimischen Glaubens) in Kroatien - unter Drohungen und Erpressungen des kroatischen Geheimdienstes - und in Bosnien selbst angeheuert. Nach Aussagen vieler Betroffenen waren die Ziele nicht klar. Die meisten wussten nicht mal, dass es sich hierbei um den kroatischen Geheimdienst handelte. Sie hatten verschiedene allgemeine Aufgaben bekommen, die aber nicht in diese Richtung gingen, die sie ausführen sollten. Das alles unter einen anderen Decknamen oder Vorwand. Erst später, nachdem es immer suspekter wurde (typische Verhaltensfehler von Geheimdienstlern) sind immer mehr aufgeflogen und die Angeheuerten distanzierten sich und stiegen aus. Danach ist sowieso alles durch diverse Medien, den bosnischen Geheimdienst und die Aussagen der Ex-Angeheuerten publik geworden.
Der kroatische Geheimdienst hat es - Gott sei Dank - nicht geschafft seine intriegerischen Machenschaften wahrzumachen. Auch wurden in keiner einzigen Moschee Waffen gefunden.
Age Krüger
Wen soll das eigentlich noch wundern?
Seit der Ost-Erweiterung der EU sind in den neuen Ländern der EU zumeist nur Regierungen am äußersten rechten Rand zu finden. Insofern muss jeder, der gegen Faschismus kämpft, auch gegen diese EU kämpfen. Die ist nicht mehr zu reformieren mit diesen Mitgliedern.
Mescha Pal
Ein kleiner Hinweis;
Es kann durchaus zu einem unbeabsichtigten Fehler gekommen sein und den, aus den Reihen der Kroaten, gewählten Kandidaten Zeljko Komsic , als einen aus der patriotischen Front kommenden Politiker benannt zu haben.
Korrektur: Zeljko Komsic kommt aus der Demokratischen Front (DF). Diese Partei hat Mitglieder aus allen konstituenten Völkern (Bosniaken, Krosten, Serben) und anderen Volksgruppen. Nicht wie in dem meisten Parteien nur ätnisch rein.
Schöneberg
Wer sich jetzt noch fragt warum, der hat nicht verstanden, dass der gesamte Westen neue Grenzen im ehem. Jugoslawien anhand von Ethnien gezogen hat und das auch der Grund dafür ist, warum der Krieg in Bosnien besonders stark gewütet hat. Alle Parteien waren bemüht, vor den Verhandlungen "Tatsachen" zu schaffen. Mit all seinen schrecklichen Folgen.
Volker Maerz
Es ist in der politischen Rechten eine Tradition, ihren Gegnern stets das eigene abgespaltete Böse zu unterstellen und „notfalls“ nachzuhelfen, damit das Märchen von der Notwendigkeit der eigenen „Reaktion“ aufrechterhalten werden kann. Hört man sie von der angeblichen Perfidie dieser Gegner sprechen, offenbaren sie darin ihren eigenen Charakter. It takes one to know one.
Tizi Ano
Und was sollte diese aktion bringen? Komm da nicht ganz mit.
sake Jaro
@Tizi Ano Kroatien ist immer noch "bemüht" für die Kroaten in Bosnien ein Entität zu schaffen, bzw. zu erpressen, obwohl die vom internationalen Gerichtshof in Den Haag eine auf den Deckel bekommen haben, bzw. schuldig gesprochen wurden ein Aggressor in Bosnien zu waren. Die Präsidentin und ihre Clique versuchen es mit allen mitteln und eins davon war die Aussage, das in Bosnier zehntausende Jihadisten leben und nur darauf warten "aktiviert" zu werden. Dies ist ein kompletter Blödsinn. Man darf die Jihadisten natürlich nicht unterschätzen, da es einige gibt, die auch in Syrien sind/waren. Es soll ungefähr so dargestellt werden: "Wir müssen die armen Katholiken von den Islamisten schützen" und deswegen eine mehr oder weniger unabhängige Region schaffen, die sich später (kann auch 100 Jahre dauern) mit Kroatien vereint. Und nun kommt der Geheimdienst ins Spiel. Dieser heuert Leute an, die Waffen nach Kroatien bringen und die in die "Hinterhofmoscheen" deponieren. Diese Aktionen werden ganz "zufällig" enttarnt und die Präsidentin hat Recht mit Ihren Behauptungen....Das ist in großem und ganzen der "Plan".
Rolf B.
In der EU sind offensichtlich alle Sauereien möglich.
REW2003
Behörden eines EU-Landes versuchen, ein angeschlagenes Nachbarland weiter zu destabilisieren, indem sie Waffen dorthin schmuggeln lassen?
Wo bleibt die schnelle und unmissverständliche Reaktion der EU-Komission bzw. der EU-Nachbarländer auf diese unsäglichen Aktionen?