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Terror des ISErneut Kurdendemos in Deutschland

Die dritte Nacht in Folge demonstrieren Kurden in Hamburg gegen die Angriffe des IS. Nach dem friedlichen Protest kommt es zu einzelnen Zwischenfällen.

Demobilanz in Hamburg: mehr als 1.000 kurdische Demonstranten, rund 1.300 Polizisten. Bild: dpa

HAMBURG/BERLIN/PASSAU dpa/afp | Nach einer friedlichen Demonstration von mehr als 1000 Kurden ist es am Mittwochabend in Hamburg zu Zwischenfällen gekommen. Nach dem offiziellen Ende des Protests gegen die Angriffe der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) auf kurdische Städte in Syrien zog ein Teil der Demonstranten weiter in den Stadtteil St. Georg, wo sie nach Polizeiangaben Flaschen und auch einige Steine warfen. Mindestens ein Mensch sei am Kopf verletzt und ins Krankenhaus gebracht worden. Nähere Angaben zu dem Vorfall konnte ein Sprecher am späten Abend noch nicht machen.

Die Polizei war mit fast 1300 Beamten im Einsatz, davon knapp 260 aus anderen Bundesländern. Sie begleiteten und kontrollierten kleinere Gruppen, die sich durch St. Georg und Altona bewegten. „Durch starke Polizeipräsenz und zahlreiche Überprüfungen konnten Auseinandersetzungen weitgehend unterbunden werden“, erklärte der Sprecher. Es seien mehrere Personen in Gewahrsam oder festgenommen sowie Platzverweise ausgesprochen worden. Die Beamten hätten Hieb- und Stoßwaffen wie Baseballschläger, Messer und eine Machete beschlagnahmt. Auch eine Schusswaffe und Munition seien sichergestellt worden.

Am Steindamm in der Nähe des Hauptbahnhofs, wo es in der Nacht zuvor schon zu schweren Zusammenstößen mit mutmaßlichen Islamisten vor einer Moschee gekommen war, sammelten sich mehrere Hundert Kurden. Es wurden lautstark Parolen gerufen. Mindestens ein Geschäft sei attackiert worden. Gegen 23.00 Uhr beruhigte sich die Lage wieder.

An der zunächst friedlichen Demonstration durch Altona zur Sternschanze hatten insgesamt etwa 1300 Menschen teilgenommen, unter denen nach Polizeiangaben auch rund 120 Angehörige des linken Spektrums waren. Die Demonstranten forderten Unterstützung für die bedrängten Kurden in Syrien und Freiheit für Abdullah Öcalan, den Chef der in der Türkei verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK. Bei den gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Kurden und mutmaßlich salafistischen Muslimen in der Nacht zum Mittwoch waren 14 Menschen teilweise schwer verletzt worden.

Anschlag auf koptische Kirche

Auch in Berlin gingen am Mittwochabend etwa 300 Kurden gegen die Angriffe der Terrormiliz IS auf kurdische Städte in Syrien auf die Straße. Nach Angaben der Polizei blieb die Demonstration am Pariser Platz in Mitte am Brandenburger Tor friedlich.

In der Nacht wurde dagegen erneut Berlins einzige koptische Kirche in Lichtenberg angegriffen. Unbekannte beschädigten eine Doppelglasscheibe erheblich. Auf die Kirche hatte es am Samstag einen Brandschlag gegeben, der allerdings kaum Folge hatte. Der Staatsschutz ermittelt seitdem und auch im neuen Fall.

Polizeigewerkschaft ist alarmiert

Die Polizeigewerkschaft schlägt zugleich Alarm. „Hier droht ein Stellvertreterkrieg auf deutschem Boden“, sagte der Vorsitzende der Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, der Passauer Neuen Presse. In Hamburg und Celle hätten die Einsatzkräfte „unter Lebensgefahr rohe Gewalt“ erlebt, die sich auch gezielt gegen die Polizei gerichtet habe.

Die Gewalttäter seien mit Macheten, Schlagstöcken und Messern „bis an die Zähne“ bewaffnet gewesen, klagte Wendt. Die Konflikte aus dem Irak und Syrien würden auf deutschen Straßen ausgetragen.

Bei gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen kurdischen und jesidischen Gruppen sowie Muslimen wurden am Dienstag in Hamburg und Celle mehr als 20 Menschen verletzt. Im nordsyrischen Kobani stehen sich kurdische Soldaten und Anhänger der Dschihadistengruppe IS in schweren Kämpfen gegenüber.

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8 Kommentare

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  • Ist eben NICHT nachvollziehbar, dass der Kampf auch in Deutschland auf die Strasse getragen werden muss.

  • Ja wunderbar, dass hier dann gleich wieder die rechten Trolle in den Kommentarzeilen aktiv sind... warum lest ihr überhaupt die TAZ, die Kommentare würden besser in andere Blätter passen.

     

    Ist doch nachvollziehbar, dass der Kampf auch in Deutschland auf die Straße getragen werden muss. Die kurdischen KämpferInnen, stellen sich als EINZIGE direkt den Terrormilizen des IS. Ich bin sicher kein Fan von Kriegseinsätzen! Aber sonst ist die Führung der Amerikaner doch schnell dabei und mit ihr die restliche "westliche" Welt... aber wenn´s dann mal wirklich angebracht wäre???

     

    Und nicht nur die Türkei (die ihre Armee keine 5km vom Kampfgebiet aufgestellt hat) tut nichts, auch unsere Regierung redet sich raus... "Die Bundeswehr ist ja so marode, da können wir garnicht helfen..." zum Glück sind wir noch von Freunden umzingelt.

     

    Wenn von unseren Steuergeldern weiterhin FronTex aufgebaut wird und somit Flüchtlinge an den Grenzen ermordet (ja ermordet) werden aber nichts gegen den Terror des IS unternommen wird, dann muss dies den Verantwortlichen deutlich gemacht werden!

     

    Das was die kurdischen KämpferInnen dort unten tun ist ein wirklicher Kampf gegen den Terror. Kein Hightec-Krieg mit Drohnen und anderen Spielzeugen. Die GenossInnen kämpfen um ihr zuhause und um ihr Leben!

     

    Solidarisiert euch mit den Kämpfern in Kurdistan! Weg mit dem PKK-Verbot! Und Freiheit für politischen Gefangenen!

    • @Pico: Die Moderation: Kommentar entfernt. Bitte halten Sie sich an die Netiquette.
      • @Gnadenlos Durchgreifen:

        Weil ich den GenossInnen nicht wirklich hilfreich wäre... weder bin ich an Waffen ausgebildet noch spreche ich ausreichend Kurdisch oder Türkisch, als dass ich hilfreich wäre. Ich kämpfe hier, dieser Kampf ist offensichtlich weniger gefährlich aber auch wichtig. Desweiteren ist noch anzumerken, dass die Türkei auch die kurdischen KämpferInnen, bei Rojava nicht über türkischen Boden nach Syrien lässt, um zuhelfen.

         

        Außerdem heißt Bodentruppen nicht gleich, dass dort BundeswehrlerInnen als Kanonenfutter hingeschickt werden sollen, viel mehr sollten sie dort helfen die Luftangriffe, gezielter durchzuführen und die KämferInnen vor Ort an schweren Waffen ausbilden, damit sie auch gepanzerte Kriegsgeräte aufhalten können.

         

        Ebenso sollten, hier betrachtet werden wer die Lage in Syrien verursacht hat und wer die Verursacher unterstützt hat... aber ja Polemik ist ja auch so ein geliebtes Stillmittel von rechten Trollen.

        • @Pico:

          Lieber Pico,

           

          ich teile ihre Meinung uneingeschränkt - allerdings gefällt mir es nicht, dass auf "rechte Trolle" zu schieben.

           

          Im Gegenteil, dass wir hier praktisch nur zukucken liegt meiner Meinung am der Empörungsfreude genau auf der anderen Seite des politischen Spektrums.

           

          Saufen 3000 Flüchtlinge vor der Küste Europas ab dann wird von linker Seite ein massives Tohubabohu gemacht - man müsse "mehr" tun, man müssen sich für die Menschenrechte einsetzen bla bla bla.

          Sitzen 30.000 Jesiden in nem Gebirge fest geht das Gemecker in die andere Richtung. Keine Waffenlieferung, Pazifismus über alles, Weltsicherheitsrat bla bla bla.

           

          Von dieser Seite wird Joschka Fischer heute noch angegriffen, dass er militärisch einen Völkermord im Kosovo beendet hat.

           

          Und ich kann jeden, aber auch wirklich jeden Politiker verstehen der jetzt in Deckung geht.

          Was passiert mit einem Politiker der mehr Geld für die Bunderwehr fordert? Gauck wurde als Kriegshetzer verunglipft weil er aussprach, dass man vielleicht auch mal was tun sollte um die auf linker Seite ach so wichtigen Menschenrechte weltweit zu schütze.

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