Teilprivatisierung der DB-Tochterfirmen: Bahn öffnet sich für Investoren
Die Deutsche Bahn will ihre Tochterunternehmen Arriva und Schenker teilweise verkaufen. Bis zum Herbst soll ein Konzept her.
Bahnchef Rüdiger Grube plant, die beiden Tochtergesellschaften in den Jahren 2017 bis 2019 an die Börse zu bringen und dabei jeweils bis zu 45 Prozent der Anteile zu platzieren. Bei DB Arriva sind alle Regionalverkehrsaktivitäten außerhalb Deutschlands gebündelt; die Firma bietet in 14 europäischen Ländern Bus- oder Schienenverkehre an, darunter in Großbritannien. DB Schenker ist die Logistiktochter der Bahn, die weltweit Luft- und Seefracht sowie europaweit Lkw-Verkehre anbietet.
Bahn-Aufsichtsratschef Utz-Hellmuth Felcht begründete den geplanten Teilverkauf so: „Wenn wir nicht gegensteuern, wird die Verschuldung des Konzerns bis zum Jahr 2020 deutlich steigen.“ Die Kapitalbeteiligung Dritter begrenze die Verschuldung der Bahn und schaffe Spielraum für mehr Investitionen. 90 Prozent der Investitionen des Konzerns bis zum Jahr 2020 entfielen auf die Eisenbahn in Deutschland.
Der Aufsichtsrat beschloss am Mittwoch außerdem, die bisherige Holdingstruktur aufzulösen. Der Teilkonzern DB Mobility Logistics, der für den 2008 gescheiterten Börsengang gegründet wurde, verschwindet.
Für die Eisenbahnergewerkschaft EVG ist damit ein Börsengang der DB „vom Tisch“. Den Teilverkauf der beiden Auslandstöchter trägt die Gewerkschaft aber mit. „Die DB AG reduziert ihr Engagement im Ausland und nutzt die Erlöse für Investitionen in Strecken und Züge in Deutschland“, sagte EVG-Chef Alexander Kirchner.
Der Grünen-Bahnexperte Matthias Gastel wertete die Pläne als „vorläufigen Endpunkt eines jahrelangen Expansionskurses des Bahnkonzerns“. Er sprach sich aber gegen eine Teilprivatisierung aus. „Entweder sollten Arriva und Schenker einen stärkeren Beitrag zum Kerngeschäft liefern und im Konzern bleiben, oder man trennt sich langfristig komplett von beiden Konzerntöchtern“, so Gastel.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Autounfälle
Das Tötungsprivileg
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Verkehrsvorbild in den USA
Ein Tempolimit ist möglich, zeigt New York City
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen