Tech-Bosse im US-Kongress: Die USA sollten von Europa lernen
Demokraten und Republikaner haben die „Big Four“ befragt. Doch um die Verantwortung und Datensparsamkeit der Tech-Firmen ging es kaum.
A n Superlativen mangelte es nicht im US-Kongress bei der Anhörung der „Big Four“, der vier mächtigsten Tech-Konzerne der Vereinigten Staaten. Von einer historischen Befragung war die Rede, von den Kaisern der Onlinewirtschaft, denen man sich nicht beugen wolle. Vollmundige Worte nutzten Demokrat:innen und Republikaner:innen, um die Chefs von Facebook, Google, Apple und Amazon ihrer Marktmacht und der Wettbewerbsverzerrung zu überführen. Gegrillt wurden die vier – keine Frage.
Doch der Effekt dürfte mehr als mäßig sein. Die Erkenntnis des Kongresses, dass die vier Konzerne ein Monopol auf das Geschäft mit den Daten ihrer Nutzer:innen innehaben und dieses Businessmodell ihnen mächtig viele Dollars bringt, ist nun wahrlich nicht neu. In Zeiten, in denen die Menschen online only shoppen und sich viruskompatibel in den sozialen Medien bewegen, freuen sich die Digitalkonzerne über dicke Umsatzzuwächse.
Doch Marktmacht ist auch Meinungsmacht. So sind Facebook und Co längst die Lieblinge kruder Verschwörungsanhänger:innen und all jener, die rechte und antisemitische Ideologien reichweitenstark verbreiten wollen. Bei der Optimierung von Algorithmen, um die Konsumfreudigkeit ihrer Nutzer:innen anzustacheln, scheuen die Tech-Konzerne keine Mühen. Wenn es aber um ihre Verantwortung im Kampf gegen Falschinformationen und digitale Gewalt geht, sehen die Investitionen eher spärlich aus.
Darauf hätten die Kongress-Abgeordneten die Hüter der Daten Jeff Bezos, Tim Cook, Mark Zuckerberg und Sundar Pichai festnageln sollen. Stattdessen viel Gejammer darüber, dass konservative Ansichten eher geblockt werden als andere. Hickhack statt Problembewältigung.
Helfen würde ein Blick gen EU. Mit der Datenschutzgrundverordnung – kurz und sperrig DSGVO – sind Daten, das Wertvollste, was die EU-Bürger:innen in diesen Zeiten bieten können, nicht mehr der Willkür der Tech-Giganten ausgeliefert.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen