Tattoo-Studio von Rapper Gzuz: Das Ghetto unter der Haut
Der Rapper Gzuz und seine 187 Straßenbande haben ein Tattoo-Studio am Corner in Hamburg eröffnet. Ein Ortstermin.
![Dicke Limousine im Vordergrund. Im Hintergrund Menschenschlange vor dem Tattoo-Studio. Dicke Limousine im Vordergrund. Im Hintergrund Menschenschlange vor dem Tattoo-Studio.](https://taz.de/picture/1350128/14/IMG_4308.jpeg)
Und zwar am in Hamburg am Grünen Jäger 14, am Corner also – der Straßenecke zwischen Schanze und St. Pauli, wo an Sommerabenden mehrere hundert Leute auf der Straße stehen, rauchen, reden, Kiosk-Bier und Longdrinks trinken. Hier hängen die Gangster-Rapper und Sprayer von 187 auch gern ab.
Aber wer ist eigentlich die 187 Straßenbande? Die Crew um die Rapper Gzuz und Bonez gehört zu den derzeit erfolgreichsten im Rap-Business, Genre: Gangster-Rap, Zielgruppe: jung. Gzuz ist der, der im aktuellen Comeback-Song der Absoluten Beginner „Ahnma“ den Refrain rappt.
Ihre Promotion machen die 187er immer selber: Per Facebook haben Gzuz und Bonez ihre Fans zum Grünen Jäger geladen. Keine Marketing-Agentur, keine Presseverteiler, nur Youtube und Facebook. Und ab und zu cruisen sie mit ihrem goldenen Merzedes CL 500 durch die Straßen und schmeißen den Leuten CDs vor die Füße.
Der goldene CL, ohnehin ein wichtiges Thema: Bis vor kurzem war er noch rot, aber Gzuz widmete ihm einen Song. Der Refrain geht so: „Ich zähle unsern Umsatz in meinem CL 500 / die Straßen hoch und runter, auch wenn ich keinen Grund hab / Dein Mädchen denkt ich flunker, drück ich aufs Gas dann brummt er / Ich hol mir einen runter in meinem CL 500“. Das Video hat über 6 Millionen Klicks beim 187-eigenen Youtube-Chanel Chryme TV.
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Als Gzuz und Bonez mit ihrem Album „High & Hunrig 2“ auf Platz 1 der Charts landeten, sprayten sie den Wagen gold. Das hatten sie ihren Fans versprochen.
Nun steht der goldene CL vor „187 Ink“ und „Schorsch's Currywurstbude“ auf der Straße, bewacht von einigen 187er Straßengangstern und belagert von minderjährigen Fans, die damit Selfies machen. Um 15:30 Uhr ist die Schlange schon rund 100 Meter lang, aber brav geordnet auf dem Bürgersteig. Altersdurchschnitt: etwa 17. Höchstens. Zwei Türsteher in 187-Jogginghosen und muskelbetonten Shirts versperren den Eingang zum Shop.
Drinnen: Mehrere Tätowier-Räume, alles neu, alles schick, die Wände mit Graffiti-Bildern besprayt. Vorne der Shop, hinten das Lager. Im Eingangsbereich chillen die 187er und trinken Rum-Cola. Gzuz ist noch nicht da. „Heute keine Interviews“, erklärt Track, der Tätowierer. „Bei so vielen Leuten müssen alle extrem viel Alkohol trinken, um das auszuhalten“, sagt er.
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Dann kommt Gzuz. „Ey yo“, Handschlag für alle, „was geht?“, „Yo, läuft.“ Und gibt doch ein kurzes Interview. Warum sie jetzt ein Tattoo-Studio aufmachen? „Um das Geld zu vermehren“, sagt der Rapper und lacht.
Vor der Tür stehen 400 Leute. Die Polizei ist auch angerückt. Gzuz bleibt erstmal drinnen. Zu viel Stress. Aber dann scheint er es sich umzuüberlegen: „Ey, wir haben Geburtstag!, ruft er und springt vom Tisch auf. „Zehnjähriges! Was machen wir?!“
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