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Tarifverhandlungen in BerlinWas bringt die BVG aus dem Keller?

Verdi fordert ein massives Lohn-Plus für die BVG – auch, damit die Jobs attraktiv blieben. Der Vorstand des Unternehmens sieht weniger Nachholbedarf.

Mit welchen Ergebnissen der Tarifzug am Ende wieder rauskommt, bleibt abzuwarten Foto: IMAGO / Sabine Gudath

Berlin taz | Immerhin hielten sie es stundenlang zusammen an einem Tisch aus: Bei den Entgelt-Tarifverhandlungen zwischen der Gewerkschaft Verdi und der BVG, die am Mittwoch begonnen haben, geht es schließlich um sehr viel Geld – und die Positionen sind kaum unter einen Hut zu bringen.

Erst am frühen Abend gab es von den Verkehrsbetriebenein ein Statement: Man habe sich über Positionen und Rahmenbedingungen „intensiv ausgetauscht“ und wolle seitens des Unternehmens zur nächsten Verhandlungsrunde am 31. Januar ein Angebot auf dieser Basis vorlegen. „Die BVG Nachholbedarf beim Entgelt, die Ergebnisse müssen jedoch realistisch und verhältnismäßig sein“, hieß es.

Verdi dagegen habe die BVG „am späten Mittwochnachmittag darüber in Kenntnis gesetzt“, dass es schon am Donnerstag zu punktuellen Arbeitsniederlegungen kommen könne. Die Gewerkschaft verlangt ein Gehaltsplus von monatlich 750 Euro für alle Beschäftigten, ein 13. Monatsgehalt, eine Fahrdienstzulage von 300 und eine Schichtzulage von 200 Euro – ihr zufolge würde das die Verkehrsbetriebe jedes Jahr 250 Millionen Euro kosten.

Laut BVG ist das schlicht nicht finanzierbar. Allerdings gehe es darum, meint Verdi, nach vier Jahren das mittlerweile massiv gestiegene Preisniveau auszugleichen. Nur so könne die BVG als Arbeitgeber attraktiv bleiben.

Genau an dieser Stelle setzte BVG-Vorstandschef Henrik Falk ein Fragezeichen – allerdings nicht bei der Verhandlungsrunde, zu der er sich eigentlich auch nicht äußern wollte, sondern im Verkehrsausschuss des Abgeordnetenhauses. Dort war er eingeladen worden, um den Mitgliedern sein „Stabilisierungskonzept“ für das unter Fahrzeugmangel und Personalausfällen ächzende Unternehmen zu erläutern.

Rekord bei den Bewerbungen

Im vergangenen Jahr habe die BVG nicht nur einen Rekord von 2.600 Einstellungen hingelegt, es hätten sich auch – noch ein Rekord – 36.000 Personen beworben, 6.000 mehr als noch 2023. Ganz so schlecht könne es um die Attraktivität des Unternehmens also nicht bestellt sein. Auch hätten vergangene Tarifrunden den Beschäftigten viele Vorteile gebracht, mit einer 37,5-Stunden-Woche sei man Branchenprimus in Deutschland. Gleichzeitig ließen kürzere Arbeitszeiten aber auch den Personalbedarf steigen.

Falk nahm auch diesmal kein Blatt vor den Mund, was den derzeitigen Zustand der BVG angeht: Zwar habe sich die im Herbst auf 85 Prozent abgestürzte Zuverlässigkeit bei der U-Bahn – ein „grauenhafter Wert“ – wieder auf 94 Prozent erholt, aber auch das sei weit vom eigenen Anspruch entfernt, zumal der Trend seit Jahren nach unten gehe. „Der Anspruch muss sein, uns stabiler in Richtung 99 Prozent zu bewegen“, so Falk.

Warum es jetzt besser werden sollte? Der Vorstandschef verwies erneut auf den endlich feststehenden Lieferplan für die U-Bahn – bis Ende 2027 sollen 484 neue Wagen im Einsatz sein – und auf neue Strategien der Personalrekrutierung. Ein großes Plus für die Fahrgäste sollen individuelle, „empathische“ Live-Ansagen für die einzelnen U-Bahnlinien bringen: „Das wird Millionen Menschen auf den Bahnsteigen helfen, die jetzt manchmal einfach lost sind.“

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