Tarifstreit im Zeitungsgewerbe: Streik bei Tageszeitungen beginnt
Der Tarifstreit spitzt sich zu. Journalistengewerkschaften haben sich für unbefristete Aktionen ausgesprochen. Auch die „SZ“ wird bestreikt.
Von Donnerstag an dürfte es neue und nun unbefristete Streiks der Tageszeitungsredakteure geben. Damit steigt die Eskalation im Tarifstreit an. In Urabstimmungen haben sich die Mitglieder der beiden Journalistengewerkschaften mit rund 90 Prozent für unbefristete Streiks ausgesprochen.
Am Sonntag findet die nunmehr 7. Verhandlungsrunde zwischen Gewerkschaften und dem Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) in Hamburg statt. „Davor sollten wir Präsenz zeigen“, sagt ein Redakteur der Süddeutschen Zeitung (SZ). Wo genau es zu Ausständen kommt, wollten die Gewerkschaften nicht verraten. „Es soll Überraschungseffekte geben“, meint Bernd Bauer von Verdi gegenüber der taz. Dass die SZ bestreikt wird, gilt als sicher. Bisher gab es hauptsächlich im Süden Deutschlands Aktionen, etwa in München, Augsburg oder Stuttgart.
Ursprünglich waren die Redakteure mit einer Forderung von 4,5 Prozent für ein Jahr in die Verhandlungen gegangen. Das letzte Angebot der Arbeitgeber lag bei umgerechnet 1,5 Prozent für ein Jahr plus einer Einmalzahlung und wurde von der dju als „absolut respektlose Haltung“ kritisiert. Mittlerweile verlangen die Gewerkschaften noch einen „echten Reallohngewinn“, also einen Abschluss über der Inflationsrate von 1,7 Prozent.
Journalisten tun sich schwer mit Arbeitskämpfen. Denn sie sehen sich eher als Individualisten und nicht als lohnabhängig Beschäftigte. Eine schlagkräftige Einheit der Redakteure lässt sich da nicht immer aufbauen. Die Stimmung in den Redaktionen ist frustriert, haben sie doch über Jahre hinweg reale Lohneinbußen hinnehmen müssen. Sie verlangen „mehr Wertschätzung“, wie der Deutsche Journalistenverband (DJV) sagt.
In einem Manifest meldet sich eine Gruppe junger Journalisten zu Wort, die deutlich geringere Gehälter haben als Kollegen mit Berufserfahrung. „Nehmen Sie unseren Idealismus nicht für selbstverständlich“, schreiben sie den Verlegern. „Wir werden das sinkende Schiff notfalls verlassen.“ Den Zeitungen sieht man die Streiks meist oberflächlich nicht an. Ressortleiter schaffen es im Verbund unter anderem mit freien Mitarbeitern, die Blätter zu produzieren.
Das Druckmittel der Arbeitgeber besteht in der Drohung, die Tarifbindung aufzukündigen. In vielen Zeitungshäusern ist das schon geschehen. Damit wird die Position der Beschäftigten weiter geschwächt. Die strukturelle Krise der Zeitungen ist unübersehbar. Viele Leser wandern ins kostenlose Internet ab, Auflagen sinken.
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