Gastkommentar Journalismus: Der Wert seriöser Berichterstattung
Journalismus ist zu wichtig, um schlecht bezahlt zu sein. Ein Tarifergebnis, das nicht mal die Inflation ausgleicht, ist inakzeptabel.
E s ist alarmierend, wenn junge Journalist*innen bei einer Tarifverhandlung ein Manifest vorlegen, in dem es heißt: „Irgendwann reicht auch die größte Leidenschaft nicht mehr aus. Wenn unsere Arbeit nicht wertgeschätzt wird, auch in Form von Geld, dann gehen wir.“ Dass dies keine leere Drohung ist, zeigt der Blick in die Tageszeitungsredaktionen, wo immer mehr Junge gehen, die zu wenig Spielraum für neue Ideen haben und gleichzeitig im Vergleich zu Pressestellen großer Unternehmen wenig Geld bekommen.
Das ist es, wofür wir als Deutsche Journalist*innen-Union (dju) bei Verdi derzeit kämpfen: den Wert seriöser und freier Berichterstattung. Seit der Jahrtausendwende sind die Redaktionen abgehängt von der allgemeinen Lohnentwicklung, während die Renditen der Medienhäuser zwar gesunken sind, im Vergleich zu anderen Branchen aber immer noch Spielraum für eine angemessene Bezahlung haben.
Für ein Tarifergebnis, das mindestens eine Reallohnsteigerung darstellt, haben sich rund 90 Prozent unserer Mitglieder ausgesprochen und sind bereit zu streiken. Deshalb tragen wir die Einigung des Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) und der Gewerkschaft Deutscher Journalisten-Verband (DJV) nicht mit.
Die Journalisten sind es, die rund um die Uhr auf immer mehr Vertriebswegen verlässliche Informationen und Einschätzungen bereitstellen – und damit Orientierung in einer Welt geben, die immer unübersichtlicher zu werden scheint. Damit ist die Redaktion Herzstück jedes Verlags und jeder Rundfunkanstalt. Ihre Arbeit ist unverzichtbar für die Demokratie.
Zur Pressefreiheit gehört nicht nur, diese Freiheit zu schützen, sondern auch, dass die Verlage Verantwortung übernehmen und gutes Geld für den Journalismus zahlen, der ihr Überleben sichert und ein Bollwerk gegen ungefilterte Emotionen aus Facebook, Twitter und Co darstellt. Ein Tarifergebnis, das noch nicht mal die Inflation ausgleicht, ist für unsere Mitglieder inakzeptabel. Denn wir finden: Es lohnt sich, für guten Journalismus zu kämpfen!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Geschasste UN-Sonderberaterin
Sie weigerte sich, Israel „Genozid“ vorzuwerfen
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Prognose zu Zielen für Verkehrswende
2030 werden vier Millionen E-Autos fehlen
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Partei stellt Wahlprogramm vor
Linke will Lebenshaltungskosten für viele senken
Vertrauensfrage von Scholz
Der AfD ist nicht zu trauen