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Tarifstreit im Berliner NahverkehrFahrgastlobby kritisiert BVG-Streik

Der Berliner Fahrgastverband Igeb kritisiert die Länge des geplanten Ausstands am Montag. Unterstützung für den Warnstreik kommt aus der SPD.

Am Montag steht in Berlin alles still Foto: Jörg Carstensen/dpa

Berlin taz | Der Berliner Fahrgastverband Igeb hat sich gegen die Länge des geplanten Warnstreiks bei der BVG am Montag ausgesprochen. „Wir hätten uns gewünscht, dass man mit sehr viel mehr Augenmaß an die ganze Sache heran geht“, sagte Igeb-Sprecher Christian Linow am Donnerstagmorgen im RBB-Inforadio.

Der Verbandsvertreter hält einen Ausstand „einige Stunden“ für vertretbar – die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hingegen hat für Montag zu einem ganztägigen Streik aufgerufen. Laut BVG werden deshalb Trams und U-Bahnen sowie die meisten Busse bis Dienstag um 3 Uhr morgens stillstehen. Nur Fähren und einige auf der BVG-Internetseite aufgelistete Buslinien sollen fahren. Verdi hatte am Mittwochabend bekannt gegeben, dass sich eine breite Mehrheit der Beschäftigten für einen Warnstreik ausgesprochen habe.

Inhaltlich zeigte der Igeb-Sprecher Verständnis für die Forderungen. Man respektiere das Streikrecht und könne die Begehren der Beschäftigten „absolut nachvollziehen“, sagte Linow. „Dass sich innerhalb der BVG gewisse Dinge einfach ändern müssen, struktureller Natur, aber auch allgemein, was die Verbesserung der Arbeitsplätze betrifft, erst recht im operativen Bereich, das heißt von dem Fahrzeugpersonal, von dem Werkstattpersonal, das steht außer Frage.“

Verdi fordert 750 Euro mehr Lohn im Monat sowie ein 13. Monatsgehalt, dazu eine Fahrdienstzulage in Höhe von 300 Euro sowie 200 Euro Schichtzulage. Man meine das ernst und sei „auf alles eingestellt, bis hin zum Erzwingungsstreik“, hatte Verdi-Verhandlungsführer Jeremy Arndt angekündigt. Als Grund nannte die Gewerkschaft vor allem die hohe Inflation. Laut Verdi liegen die Gehälter beim größten Nahverkehrsunternehmen Europas im bundesweiten Vergleich am unteren Ende, was den Personalmangel noch verschärfe.

BVG: Forderungen nicht finanzierbar

Das Unternehmen hatte die Gewerkschaftsforderungen klar abgelehnt: „Die aktuelle Verdi-Forderung ist nicht finanzierbar“, war von BVG-Personalvorständin Jenny Zeller-Grothe zu hören. „Ich glaube, das ist für die Gewerkschaft auch keine Schock-Erkenntnis, sondern das wird Verdi bewusst sein.“ Die nächste Gesprächsrunde beider Seiten ist für den 31. Januar geplant.

Schon im vergangenen Jahr hatten BVG und Verdi lange gestritten. Bei dem im April monatelangen Verhandlungen und etlichen Streiktagen abgeschlossenen Manteltarifvertrag ging es aber nicht ums Gehalt, sondern um bessere Arbeitsbedingungen für die 14.000 BVG-Beschäftigten und ihre knapp 2.000 KollegInnen bei der Tochterfirma BT.

Die SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus stellte sich am Donnerstag hinter die Beschäftigten, vermied aber eine Bewertung der Streikdauer. „Wir setzen uns für eine deutliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Kol­le­g:in­nen bei der BVG und BT ein“, so der Sprecher für Arbeit, Sven Meyer. Man appelliere dabei „auch an die Sozialpartner, schnell zu einer Einigung zu kommen“. Das sei im Sinne der Beschäftigten sowie der Berliner, die auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen sind.

Hinweis: Aufgrund des Warnstreiks der BVG wird es am Montag und Dienstag auch bei der Zustellung der taz zu Verspätungen und Ausfällen kommen, da einige Zu­stel­le­r auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sind. Wir bitten dies zu entschuldigen.

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2 Kommentare

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  • Ob die Gewerkschaftsforderungen berechtigt sind, weiß ich nicht. Sieht jedenfalls nach ziemlich viel, so um die 30 Prozent Gehaltserhöhung aus.



    Das wird sich auf jeden Fall in höheren Ticketpreisen und Verschlechterung des Angebotes widerspiegeln.



    Berlin hatte mal ein ÖPNV-Angebot, das besser war als das anderer Großstädte. Inzwischen gleichen sich die Niveaus an, aber mit der Tendenz zum Schlechteren.

  • Jetzt merken die Berliner mal wie der ÖPNV auf dem flachen Land ist.