Taco Bell gegen McDonald's: Der große Diktator
Des einen Krise, des anderen Gewinn? Taco Bell hat mit einem Youtube-Clip den Kalten Krieg gegen McDonald's eröffnet.
Ganz schön trist hier: Die Wohnung, die Vorhänge, das Wetter, die Stadt vor dem Fenster. Auch der junge Mann, der sich verschlafen im Spiegel betrachtet. Nur in einem alten Röhrenfernseher in seinem Wohnzimmer blinkt es bunt.
„Wieder ein perferkter Morgen in der Routine Republic“, quäkt eine Frauenstimme und intoniert monoton Sinnsprüche, die auch aus Aldous Huxleys „Schöne neue Welt“ stammen könnten. „Dasselbe Frühstück, dieselbe Routine“ sagt sie, oder „Abwechslung ist schlecht“.
Klar, dass man aus diesem faschistischen Diktatur-Imitat ausbrechen muss. Wer will sich schon jeden Morgen mit anderen Trauerkloßgenossen um einen läppischen McMuffin anstellen, während Ronald McDonald, der große Diktator des Fastfood-Imperiums mit strengem Blick über einen wacht?
Das wagt der Held des Internetclips, mit dem MacDonalds-Konkurrent Taco Bell den kalten Propaganda-Krieg um die US-amerikanischen Frühstückskunden eröffnet, dann auch. Zu „Blitzkrieg Bob“ von den Ramones spurtet er los. Nach einem beherzten Sprung ins Bällebad schaffen er es mit seiner Kumpanin durch eine Lücke in der Mauer. Da können die Clown-Soldaten nur noch wütend in die Pfeife trillern.
Auf der anderen Seite ist das Gras natürlich sehr viel grüner. In einem idyllischen Dorf im Sonnenschein treffen die Abtrünnigen auf andere schöne Menschen, die glücklich in einen Crunchwrap von Taco Bell beißen – bis auch der Taco im realen Leben zur Routine wird und sie merken, dass der genauso mistig ist, wie der olle McMuffin. „Blühende Landschaften“ waren von jeher ein leeres Versprechen, mit dem man Wahlen – oder Kunden – gewinnt.
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