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TV-Auftritt von Donald Trump bei CNNEin Debakel

Bei einem Townhall-Meeting des Senders CNN trifft Donald Trump auf ein ihm freundlich gesinntes Publikum – und wiederholt alle von ihm bekannten Lügen.

Trump-Fans vor den Toren des CNN-Events mit dem Ex-Präsidenten in Manchester, New Hampshire am Mittwoch Foto: Brian Snyder/reuters

Washington taz | Für den früheren US-Präsidenten Donald Trump war es ein gewagtes Unterfangen. Nur einen Tag, nachdem er von einer Jury in New York wegen sexuellen Missbrauchs und Verleumdung schuldig gesprochen wurde, stellte sich Trump den Fragen von Wählern bei einer sogenannten Town Hall-Veranstaltung im US-Bundesstaat New Hampshire.

Übertragen wurde die Veranstaltung vom US-Nachrichtensender CNN, den Trump gerne als „Fake News“ bezeichnet. Im Publikum saßen allerdings nur republikanische sowie unentschlossene Wähler. Das Ergebnis war ein pro-Trump-Publikum und eine Fortsetzung von dem, was der Ex-Präsident im Januar 2021 bei seinem Auszug aus dem Weißen Haus angefangen hatte.

„Es war eine manipulierte Wahl und es ist schade, dass unser Land dies durchmachen musste“, sagte Trump gleich zu Beginn der Veranstaltung am Mittwochabend Ortszeit und wiederholte damit seine oft zierte Lüge einer gestohlenen Wahl. Er war die erste von vielen haltlosen Behauptungen, die Trump an diesem Abend von sich gab.

Er bestritt nicht nur weiterhin, die US-Präsidentschaftswahl im Jahr 2020 verloren zu haben – die Fakten beweisen das klare Gegenteil – auch beim Sturm auf das US-Kapitol am 6. Januar 2021 ist er sich keiner Schuld bewusst. Vielmehr würde er bei einer Wiederwahl einen Großteil derjenigen, die wegen ihrer Teilnahme am 6. Januar verurteilt wurden, begnadigen. Auf die Frage, ob er auch Mitglieder der rechtsextremen Proud Boys begnadigen würde, antwortete er ausweichend: „Ich müsste mir ihren Fall ansehen.“

Ocasio-Cortez: CNN sollte sich schämen!

Zum Ukrainekrieg befragt, behauptete Trump, unter seiner Präsidentschaft wäre es dazu erst gar nicht gekommen. „Wenn ich wieder Präsident bin, dann brauche ich nur einen Tag – 24 Stunden – um den Krieg zu beenden“, sagte Trump, ohne auf weitere Details einzugehen. Auch die Frage, wer seiner Meinung nach den Krieg gewinnen solle, wich er aus. „Ich will, dass alle aufhören zu sterben. Russen und Ukrainer“.

Auf den sozialen Netzwerken feierten Trump-Anhänger den in manchen Stellen aufbrausenden und aggressiven Auftritt des Ex-Präsidenten. Besonders ein Moment erfreute sich großen Zuspruchs, und zwar als Trump die CNN-Moderatorin Kaitlan Collins als „nasty person“ bezeichnete, was in diesem Zusammenhang so viel wie „böse oder fiese Person“ bedeutete. Die Entgleisung erfolgte während eines hitzigen Schlagabtauschs zu Trumps Umgang mit Geheimdokumenten.

Sonderermittler untersuchen sowohl Trump als auch den amtierenden US-Präsidenten und Demokraten Joe Biden wegen deren Handhabung von US-Geheimakten.

Unter Demokraten hagelte es jedoch vor allem Kritik an CNN selbst. Viele politisch liberale Menschen beschwerten sich darüber, dass der Nachrichtensender jemandem wie Trump überhaupt eine Plattform zur Verfügung stellt, damit dieser seine Lügen und Behauptungen verbreiten kann. „CNN sollte sich schämen“, schrieb die demokratische Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez auf Twitter.

Mit Hinblick auf die nächste Wahl im November 2024 dürfte der Auftritt als Erfolg für Trump gewertet werden. Trump war, wie er immer ist. Dies dürfte zwar seine treuen Anhänger freuen, doch es wird schwierig werden, mit dieser Wahlkampfstrategie andere unentschlossene US-Amerikaner:innen für sich zu gewinnen.

Bei kontroversen Themen wie Abtreibung oder Waffengesetzen hielt sich Trump bedeckt, und auf die Frage einer jungen Wählerin, wie er die steigende Inflation bekämpfen würde, sagte er: „Drill baby, drill!“ Gemeint ist damit eine Ausweitung von Öl- und Gasbohrungen und damit mehr fossile Brennstoffe und weniger Klimaschutz.

Ob sich Präsident Biden die Performance seines möglichen Konkurrenten anschaute, ist nicht bekannt. Doch wie eine Korrespondentin berichtete, zeigten die Fernseher an Bord von Air Force One am gestrigen Abend nicht wie üblich CNN, sondern MSNBC.

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11 Kommentare

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  • Wieso ist es ein Debakel, wenn ein großer Fernsehsender in den USA Vertreter beider Parteien zu Wort kommen lässt? Ich dachte, es wäre journalistischer Mindeststandard, verschiedene Perspektiven zu berücksichtigen und ausgewogen zu informieren, statt sich zum Advokaten einer Sache zu machen. Aktivismus ist gut und wichtig, aber nicht in Redaktionen.

    • @O.F.:

      Na hör'n Se' mal. Es darf nicht hinterfragt und kritisiert werden, wenn einem weltweit bekannten Rüpel und notorischem Lügner, den sich ausschließlich Autokraten, Diktatoren und sonstiges Gesocks zum Vorbild nehmen, zur besten Sendezeit die Möglichkeit gewährt, seinen Dreck abzulassen?

  • 6G
    669190 (Profil gelöscht)

    „Wenn ich wieder Präsident bin, dann brauche ich nur einen Tag – 24 Stunden – um den Krieg zu beenden …“

    ‚Ist der Mann krank?‘, muss wohl nicht erst gefragt werden, oder?



    Mit ihm sind es dann wohl auch all seine Sympathiesanten …(oder?).

    Wieso in Amerika der gesunde Menschenverstand nicht erst jetzt scheinbar versiegt…? Keine Ahnung.



    Hat vermutlich doch wohl eher was mit irgendeinem Mittelalter zu tun, oder?

  • Der Greis und der Egomane.

    Man könnte denken das sei ein Romantitel, dabei ist es die Überschrift der kommenden Wahl.

    Egal wer gewinnt, die Möglichkeit, dass sie vor Ende der Legislaturperiode in der professionellen Pflege landen ist bei beiden gegeben, bei einem wären die Wände aus Gummi beim anderen das Essen püriert.

    Die spinnen, die Amis…

    • 6G
      669190 (Profil gelöscht)
      @Nafets Rehcsif:

      Ach, Trump glaubt im Sinne seines Volkes zu handeln? Das ist mir neu. Der sieht doch nur sich, sonst nichts. Vielen Amis scheint es genauso zu ergehen, sonst hätten Sie Trump nie gewählt oder aber die Intelligenzrate dort drüben wäre ohnehin unterhalb des Kopfes…, dann entschuldigte das natürlich auch noch, dass Lug und Betrug so mir nichts dir nichts an denen vorüber gehen — oder?

  • In der Tat ist es unverständlich, warum der liberale CNN dem Hetzer Trump diese Plattform ermöglichte. Ocasio-Cortez hat vollkommen Recht, CNN sollte sich wegen seiner Naivität schämen.

  • Frau Ocasio-Cortez sollte sich schämen, nicht CNN.

    Mit dem Anspruch, ein seriöses Medium dürfe Trump nicht so zeigen, wie er nunmal ist, entlarvt sie sich als Trumps totalitäres linkes Gegenstück. Der Unterschied ist nur, dass Trump immerhin glaubt, tatsächlich im Sinne und mit Willen seines Volkes zu handeln, (und sich mit diesem auch in der Verwendung von "alternativen Fakten" als Mittel zum Zweck im Einklang sieht), während Ocasio-Cortez dasselbe Volk offensichtlich für zu blöd hält, zu wissen, was gut für es ist und wann es schamlos und offensichtlich belogen wird.

  • Na Halleluja, in Moment stehen die Chancen für ihn wieder gewählt zu werden gut. Sollte das eintreffen wird sich die Welt gewaltig umschauen müssen. Die Ukraine wird zu einem Diktatfrieden gezwungen werden. Die Aussichten sind trübe. DT Rache wird wohl fürchterlich sein und was dann in den USA passiert daran möchte ich nicht wirklich denken.

    • 6G
      669190 (Profil gelöscht)
      @Garum:

      Wenn die Amis nicht langsam mal aufwachen, wird das nichts! Diktatfrieden für die Ukraine? Wer diktiert denn den? Trump? Hahaha, der Mann steht mit seinem „America First“ doch schon allein auf weiter Flur. Nicht nur die BRICS-Staaten sitzen bekanntermaßen in den „Startlöchern“, Europa wird sich noch umgucken dann ggfs. zwischen zwei Monstern zu sitzen, die alles in Schutt und Asche legen wollen, würden, können!

  • Ahahaha, "den Krieg in 24h beenden" - also so, wie er meinte, er würde genau was in 30 Tagen lösen und an Tag 31 war noch nichts gemacht?!

    Dieser Führer-Kult um Trump ist gruselig.

    Gibt ja leider auch genug Deutsche, die Trump vergöttern - gut, bei solchen Typen weiß man auch genau, dass sie auch Nazis in Deutschland wählen.

    Die westliche Gesellschaft ist völlig kaputt, Trump nur das Spiegelbild davon.

    Da kann man auch nichts mehr gesellschaftlich richten. In Deutschland schaut man ja prinzipiell weg in Sachen rechtsradikaler Gewalt.



    Und von daher wird auch das Phänomen Trump in Deutschland wieder Fahrt aufnehmen - man ignoriert es ja weg, somit werden diese rechtsradikalen Gewalttäter ja auch unterstützt.



    Politiker schauen bewusst weg, und die Gesellschaft relativiert gerne mit "wir sind aber meeehr!!1!!11!!!"

    Faschismus und Trumpismus muss wie KREBS behandelt werden, nicht wie ne Schramme an nem Finger.

    Und solange keinerlei Unterstützung vom Staat her erfolgt, werden Nazis und andere Staatsfeinde immer mehr Zulauf bekommen, die Gewalt wird steigen.



    Sieht man ja auch hier, dass Rechtsradikale inzwischen nicht mal mehr Halt vor "Hass gegen Kinder" machen.



    Aber auch das wird wegignoriert.

    Es wird somit nur schlimmer, nicht besser.



    Und "Zivilcourage" ist in diesem Land eh ein Fremdwort. Das habe ich an meinem eigenen Leib schon sehr oft gemerkt.

    • @Tyramizou:

      "Aber auch das wird wegignoriert.".



      Also Zustimmung.